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Von links: Timo Lübeck, Christoph Wehner und Betriebsrat André Bahn - Fotos: Gerhard Manns

PHILIPPSTHAL/W. K+S in schwieriger Lage

CDU-Spitze Hersfeld-Rotenburg informiert sich im Kali-Verbundwerk Werra

06.08.16 - Die Angst geht um bei den Kumpels im Kali Revier Werra und alle stellen sich die bange Frage, wie geht es weiter, wenn keine Versenkerlaubnis für die Kaliabwässer kommt oder der Masterplan Salzreduzierung unverändert Gültigkeit behält? Dann stehen 4.400 Arbeitsplätze und 300 Azubi Stellen zur Disposition und es drohen Kurzarbeit und im schlimmsten Falle die Schließung einzelner Standorte oder des gesamten Werkes. Die im Masterplan zur Salzreduzierung in Kauf genommene Produktionsdrosselung führt dazu, dass perspektivisch einzelne Standorte des Werkes Werra die Produktion nicht aufrechterhalten können.

Zu diesen Themen tauschte sich der CDU-Kreisverband Hersfeld-Rotenburg im K+S-Werk Werra in Philippsthal mit Werksleiter Christoph Wehner und dem stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden André Bahn aus. Dabei ging es vor allem um die angespannte aktuelle Situation und die laufenden Verfahren zur Versenkerlaubnis, zur Haldenerweiterung und das Raumordnungsverfahren beziehungsweise Planfeststellungsverfahren für die Oberweser-Pipeline.

Kein Thema für parteipolitische Spielchen

CDU Kreisvorsitzender Timo Lübeck wies zu Beginn der Informationsveranstaltung daraufhin, dass das Thema Versenkerlaubnis und Haldenerweiterung nicht für parteipolitische Spielchen geeignet seien. „Die CDU in Hersfeld-Rotenburg steht fest an der Seite von K+S“, unterstrich Timo Lübeck. Auf die verschiedenen Genehmigungsverfahren habe man als Kommunalpolitiker vor Ort allerdings keinen Einfluss. „Wir werden in unseren Gesprächen in Kassel und Wiesbaden aber darauf drängen, dass die Genehmigungsbehörde die gegenseitigen Interessen vernünftig abwägt." Es brauche, so Lübeck, nicht nur eine politische, sondern im Sinne aller Beteiligten vor allem rechtssichere Lösungen.

An dem Gespräch nahmen unter anderem außerdem Kreistagsfraktionschef Herbert Höttl, Bundestagsabgeordneter Helmut Heiderich und die CDU-Vorsitzenden von Heringen und Philippsthal, Anneliese Golez und Ulrike Wenig, teil. Lübeck lobte das große Engagement des Betriebsrates im Werk Werra. „Die sachliche Art und Weise, wie hier länder- und parteiübergreifend mit Argumenten für ein größeres Verständnis für die Interessen der Kumpel geworben wird, ist vorbildlich.“ Einig war man sich deshalb auch, dass eine, auch von heimischen Kreistagsabgeordneten der Grünen und Linken, ins Gespräch gebrachte, dauerhafte Produktionsdrosselung keine Lösung sei, sondern den Bergbau im Werratal völlig unwirtschaftlich machen würde.

Werksleiter Christoph Wehner: Das Werk Werra, stark im Verbund

Das K+S Werk Werra ist einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region und hat mit seinen Werken Wintershall in Heringen, Hattorf in Philippsthal und in Unterbreizbach drei bedeutende Standorte in Hessen. Dazu kommen die Werke Zielitz in Sachsen-Anhalt, Sigmundshall und Bergmannssegen-Hugo in Niedersachsen sowie das Werk Neuhof-Ellers im Landkreis Fulda.

Die Werke Wintershall, Hattorf und Unterbreizbach arbeiten als Verbundwerk und da werden die Produktion, das Abwasser, die Werkstatt, Labor und Forschung, Rohsalz, Energie, Zentralmagazin, Bahnbetrieb, Entsorgung, Verwaltung und Ausbildung zusammengefasst. Diese Konzentrierung der Aufgaben und Arbeitsabläufe macht das Werk Werra stark im Verbund.

Im Jahr 2015 wurden 19,1 Millionen Tonnen Rohsalz gefördert und 3,1 Millionen Tonnen Produkte hergestellt. Pro Jahr werden im Werk Werra etwa 100 Millionen Euro investiert, die zu einem nennenswerten Anteil im Werratal verbleiben. Zum Thema Rückstände führt Werksleiter Wehner weiter aus, dass in der Kaliindustrie weltweit circa 70 Prozent Rückstände aus der Kaligewinnung anfallen, die entsorgt werden müssen. K+S setzt modernste Verfahren ein und entsorgt nach dem neuesten Stand der Technik. Null-Emissionen sind nicht möglich, anfallende Restrückstände wird es auch zukünftig geben.

Von 1997, mit den anfallenden 20 Millionen Kubikmeter, sind die Salzabwässer auf sieben Millionen Kubikmeter deutlich reduziert worden. Das Maßnahmenpaket zum Gewässerschutz mit der Elektrostatischen Aufbereitung Hattorf, der Eindampfanlage Wintershall, der kalten Vorzersetzung Unterbreizbach, der Dickstoffanlage III Unterbreizbach, dem Becken an der alten Ziegelei Wintershall und der Flotation Wintershall ist umgesetzt und weitere werden folgen. Damit hat K+S etwa 400 Millionen Euro in den Umweltschutz investiert.

Werksleiter Wehner wies noch auf die im Bau befindliche KKF-Anlage (Kainit-Kristallisations-Flotationsverfahren) hin, was zur weiteren Verminderung der Salzabwässer führen werde. Damit werden die Salzabwassermengen um weitere 1,5 Millionen Kubikmeter pro Jahr gesenkt. Kosten für die KKF Anlage: 165 Millionen Euro. „Diese neue Anlage ist das größte Einzelprojekt, das K+S zum Schutz der Umwelt je gebaut hat und darauf sind wir besonders stolz“, so Werksleiter Christoph Wehner.

Beim Thema Pipeline zur Oberweser befindet sich das Unternehmen im Planfeststellungsverfahren. K+S ist in sehr intensiven Gesprächen mit den Nachbarbundesländern und Kommunen in der Region. Das Verfahren zur Oberweser-Pipeline müsse, so Wehner, jetzt parallel zur Prüfung der Einstapelung von Produktionsabwässern unter Tage stattfinden. Einstapelung unter Tage bedeutet: die salzhaltigen Produktionswässer dauerhaft ins Bergwerk zu verbringen und dabei weiterhin Kali bis zum Ende der Laufzeit der Gruben abbauen zu können.

Ob die Einstapelung möglich ist, müssen die zukünftigen Versuche erst zeigen. Klappt die Einstapelung nicht, bleibt als Alternative nur die Oberweserpipeline. Wenn dieses Projekt Oberweserpipeline jetzt an Widerständen scheitern sollte und sich die Einstapelung unter Tage nicht realisieren lässt, ist das Werk in höchstem Maße gefährdet. Das war die ernüchternde Feststellung von Wehner. An der Haldenabdeckung, einem weiteren Baustein des Masterplans zur Salzreduzierung, arbeitet das Werk mit Hochdruck. Mit diesem Projekt könne man für eine Reduzierung der Haldenabwässer um bis zu 80 Prozent sorgen.

CDU-Bundestagsabgeordneter Helmut Heiderich

Helmut Heiderich kritisierte die von K+S zu zögerlich eingereichten nötigen Unterlagen an die Genehmigungsbehörden. Das habe dazu geführt, dass alle Maßnahmen sich jetzt weiter nach hinten verschieben. Kein Verständnis habe er, dass das Land Niedersachsen den Bau der dringend benötigten Leitung zur Oberweser unnötig ausbremst. Die Wesergebietsgemeinschaft erhöht hierbei noch den Druck auf K+S und verlangt, man solle sich mehr um die Eindampfung kümmern.

Zur Kritik von Helmut Heiderich über die zögerlich eingereichten Unterlagen, führte Werksleiter Wehner aus: "Bei allen Umweltprojekten ist deutlich festzustellen, dass die Anforderungen der hoch komplexen und umfangreichen genehmigungsrechtlichen Verfahren steigen. Nicht selten werden im laufenden Verfahren die Anforderungen geändert." Dass dies zu zeitlichen Verzögerungen und starken Unsicherheiten führt, bedauere Wehner, zumal diesem Trend durch zusätzliche Mitarbeiter für die Bearbeitung nur begrenzt begegnet werden kann. Außerdem besteht zwischen unterschiedlichen Verfahren (zum Beispiel Haldenabdeckung, Oberweserpipeline, Haldenerweiterung, Einstapelung unter Tage) eine starke Abhängigkeit. „Eins hängt stark mit dem anderen zusammen – auch wenn es auf den ersten Blick nicht sichtbar ist“, sagt Wehner. „So hat bereits jetzt ein geplanter Grenzwert in der Oberweser ab 2027 Auswirkungen auf den laufenden Antrag zur Haldenerweiterung...“

Die weitere Entwicklung bei K+S wird OSTHESSEN|NEWS im Auge behalten und bei Bedarf darüber berichten. (Gerhard Manns) +++

 

Die im Bau befindliche KKF-Anlage im Werk Hattorf

Kreistagsfraktionsvorsitzender Herbert Höttl (links) und CDU-MDB Helmut Heiderich, (ganz ...

Alle Teilnehmer auf dem Gruppenfoto


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