Problematische Fangruppen beim Derby? - ON|Sport trifft Marc GÖTZE von der Polizei

13.08.16 - Der TSV Lehnerz und der SC Borussia Fulda sind die besten Fußballmannschaften der Region. Keine fünf Kilometer liegen zwischen den beiden Stadien und auch sportlich trennt die Vereine nicht viel. Kein Wunder, dass vor dem Stadtderby die Emotionen etwas höher kochen als sonst. Mindestens 5.000 Fans werden am Samstag (Anpfiff um 18 Uhr) im Stadion der Stadt Fulda erwartet. ON|Sport hat sich mit der Polizei vor Ort getroffen und über die Rivalität der Clubs, dem Sicherheitskonzept und auch über problematische Fangruppen unterhalten.

Die einzige klassische und regelmäßig aktive Fangruppe hat in Fußball-Osthessen Borussia Fulda. Der harte Kern besteht aus 25 bis 30 Personen - bei brisanten Duellen wie etwa einem Stadtderby wächst die Gruppe aber auch auf bis zu 60 Personen an. Mit bunten Fahnen und lauten Schlachtrufen und Gesängen versucht die "Party-Legion Osthessen", ihre Borussia zu unterstützen. "Aus Polizeisicht spricht nichts gegen die aktiven Fans - ganz im Gegenteil: Es ist schön für den Sport, den Verein und die Zuschauer, wenn Stimmung im Stadion ist", sagt Marc Götze (54), szenekundiger Beamter vom Polizeipräsidium Osthessen, "wir finden das super, solange geltende Gesetze und Regeln eingehalten werden."

Auch auf Seiten der Lehnerzer gab es nach dem Derbysieg im letzten Jahr Pyrotechnik ...

25 Mann, bei Topspielen bis zu 60, feuern die Borussen an

Denn: Die Gruppe fiel auch schon durch Sachbeschädigungen, Beleidigungen und das Zünden von Pyrotechnik auf. Beim Derby vor einem Jahr und auch vor drei Wochen in Lehnerz hingen große Banner mit den Aufschriften "Scheiß Lehnerz" oder "Lehnerz-Schweine". Die Polizei weiß dies aber ganz genau einzuordnen: "Abgesehen von ein paar kleineren Delikten ist die Gruppe als harmlos einzustufen - sie sind nicht gewalttätig oder dergleichen. Problemfans gibt es keine." Im Profifußball ist es zwischen den Fangruppen Gang und Gäbe, sich Botschaften und Beleidigungen via Gesang oder Banner zuzusenden. "Hier fehlt den Borussia-Fans aber das Gegenüber. Es trifft den falschen Adressaten, nämlich den ganz normalen Fußballinteressierten, der die Daumen für Lehnerz hält."

So entstünden unnötige Spannungen zwischen der Fangruppe und dem normalen Besucher, denn eigentlich existiert zwischen den beiden Vereinen keine echte Rivalität, wie man sie zwischen Dortmund Schalke 04 kennt. "Und es ist auch keine gute Werbung: Borussia Fulda und auch seine Fans vertreten die ganze Region hessenweit - deshalb ist es Aufgabe des Vereins, den Dialog mit den Fans zu suchen und so Absprachen zu treffen", sieht Götze die Optimallösung.

Mit Blick auf das kommende Spiel: Marc Götze erwartet keine Zwischenfälle ...

Beim letzten Derby versammelten sich 50 Jugendspieler aus Lehnerz, um Stimmung zu ...

Die Polizei tritt bei den Vereinen (ab Hessenliga) als Unterstützer auf. "Es geht um die Sicherheit im Stadion und rundherum", erklärt Marc Götze, einer von zwei szenekundigen Beamten, die ihre Arbeit im Nebenamt betreiben, "wir beraten die Vereine, worauf man achten muss und welche Rechte aber auch Pflichten sie haben." Genügend Ordner, die korrekte Einweisung dieser, der Umgang mit dem Hausrecht, Belehrung über das Strafgesetzbuch, Sicherheit an Eingängen, Verkehrskonzepte - alles Themen, über die sich Polizei und Vereine im Vorlauf der Saison austauschen. "Wir möchten, dass die Vereine auch in brenzligen Situationen handlungssicher und professionell auftreten und wissen, was zu tun ist. Vernetzung und Zusammenarbeit funktionieren gut. Von Polizeiseite ist es quasi ein Service. Es gibt häufig einen Aha-Effekt bei den Clubs", sagt Götze.

Mit Zwischenfällen oder gar Gewalt im Umfeld des Derbys rechnet man bei der Polizei nicht. Dennoch sei man aber gut vorbereitet, um für die Sicherheit der rund 5.000 erwarteten Menschen sorgen zu können. (Julius Böhm) +++