Archiv
Mit Reiserwellen und Holz wird der Backofen angeheizt. Vor dem ersten Backvorgang, der bei etwa 250 Grad stattfindet, muss der Backofen mindestens 450 Grad heiß sein... - Fotos: Gudrun und Manfred Schmidl

NEUENSTEIN Mit Laib und Seele dabei

Brot selber backen boomt - Seminar des Heimat- und Trachtenvereins Obergeis

21.08.16 - Brot backen hat eine uralte Tradition. Schon im 14. Jahrhundert gab es Backhäuser und Brot backen gehörte vor allem auf dem Land zum Alltag. Die notwendigen Zutaten lieferte der Bauernhof und die Rezepte wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Rührige Mitglieder des Heimat- und Trachtenvereins Obergeis fühlen sich in der Lage und verpflichtet, dieses Wissen rund um ein selbst gebackenes Brot weiterzugeben. 30 erwachsene Teilnehmer und zwei Kinder trafen sich am Freitagabend und Samstag am Backhaus „Auf der Waldbach“ zum diesjährigen Brotbackseminar.

Angesetzter Sauerteig für zuhause. Gretel Apel hat diese Aufgabe übernommen ...

Brot war schon immer und ist auch heute noch ein wertvolles Lebensmittel. Allerdings ist es heute schwieriger, ein gutes Brot zu bekommen. Nicht überall steht ein Backhaus oder ist ein Bio-Bäcker vor Ort. Die labbrigen, tiefgekühlten Teiglinge, die in diversen Supermarktbackshops aufgebacken und als frisches Brot angeboten werden oder Fertigbackmischungen schmecken vielen Menschen ganz einfach nicht. Oft ist auch eine Gluten- oder Hefeunverträglichkeit der Grund dafür, selber zu backen und natürlich darf man auch nicht die Gleichgesinnten vergessen, denen es einfach Spaß macht, ihr eigenes Brot zu backen.

Zu den Seminarteilnehmern gesellten sich noch weitere Gäste

Die wichtigste Zutat, um ein gutes Brot zu backen, ist Zeit. Schon der Sauerteig braucht, um seine volle Triebkraft zu erlangen, vor jedem Backen einige Stunden in wohliger Wärme. Eine weitere wichtige Zutat ist das richtige Mehl. Willi Knierim, der gemeinsam mit Elisabeth Böttcher das Brotbackseminar leitete, betont, dass von den Obergeisern immer frisch gemahlenes Roggenmehl aus dem Haunetal verwendet wird. Davon hängt auch wieder ab, wie viel Wasser – die dritte wichtige Zutat – benötigt wird. Für den Geschmack ist Salz entscheidend. Willi Knierim schüttet später noch ein bisschen Buttermilch dazu und verlässt sich dabei ganz auf sein Gefühl.

Die Seminarteilnehmer wurden nicht nur in die weitere Teigherstellung einbezogen, die auch kräftiges Kneten erforderte, sondern formten auch ihre eigenen Brotlaibe, die nummeriert in den vorgeheizten Backofen geschoben wurden. Eine Stunde dauerte es, bis ein köstlicher, unvergleichlicher Duft nach frischgebackenem Brot rund um das Backhaus zog. Während der Wartezeit wurden die Hobbybäcker von Mitgliedern des Heimat- und Trachtenvereins mit lokalen Köstlichkeiten verwöhnt. Da durften die frischen „Kadüffel met griener Sose nach Obergeiser Art“, dazu noch eine Kadüffelworschd, nicht fehlen.

Dieter Häckel im Gespräch mit dem syrischen Flüchtling Ahmed, der in Obergeis ...

Welcher Laib ist meiner?

So gestärkt, konnten die Männer, von Willi Knierim angefeuert, auch mal beim „Ausschießen“ der Brote helfen. „Dazu braucht man kein Abitur“, machte er Mut. Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen. Eine Teilnehmerin will in der kommenden Woche gleich mehrere Brote backen und sie mit zum Familientreffen nehmen, andere wollten schon lange für den Eigenbedarf backen. Nach diesem Seminar fühlen sie sich so gut informiert, dass es beim ersten eigenen Versuch garantiert klappt.

Sie berichten außerdem begeistert von der herzlichen Dorfgemeinschaft der Obergeiser, in die sie während des Seminars einbezogen wurden. Diese Erfahrung darf auch Ahmed, ein fast 20 Jahre junger Syrer machen, der im letzten Jahr mit weiteren Flüchtlingen nach Neuenstein gekommen ist und später im Haus von Elisabeth Böttcher aufgenommen wurde. Er spricht nahezu fließend Deutsch, gibt als Berufswunsch Zahnarzt an und will sich alsbald an verschiedenen Universitäten bewerben. Brot backen hat er in Obergeis schon gelernt und hilft an diesen beiden Seminartagen fleißig mit. Gelebte Integration auf dem Dorf.

Seminarleiter Willi Knierim, Ahmed und Ernst Hoffmann (von links).

Der Heimat- und Trachtenverein mit seinen 125 Mitgliedern stellt bei vielen öffentlichen Veranstaltungen zum einen die Arbeitsschritte zum Thema „Vom Korn zum Brot“ vor, zeigt aber auch vor großem Publikum, wie aus Flachs am Webstuhl Leinen wird oder aus der Milch die Butter, erläutert der 1. Vorsitzende, Dieter Häckel. Währenddessen werden der köstliche „Ewergeser Brotkoche“ und weitere leckere Blechkuchen angeliefert, die im zweiten Backhaus gebacken wurden. Die Obergeiser sind insgesamt mit drei funktionstüchtigen Backhäusern, auch für den Alltagsgebrauch, auf der sicheren Seite. Viel gelernt, lecker gegessen und bei zünftiger Musik den Samstag ausklingen lassen, diese Erinnerungen und ihr gutes Brot nehmen die Seminarteilnehmer mit nachhause. (Gudrun Schmidl) +++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön