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- Fotos: Marion Eckert

BISCHOFSHEIM/Rhön Wallfahrt zum Kreuzberg

Tradition seit Dreißigjährigen Krieg - Generationen sind miteinander unterwegs

23.08.16 - Wenn die Würzburger Wallfahrt mit gut über 550 Teilnehmern auf dem Kreuzberg erwartetet wird, ist es immer ein ganz besonderes Ereignis. Schon lange bevor die Wallfahrer vom Gipfel, über die Treppenstufen nach unten zum Klosterbereich kommen, warten Freunde, Bekannte und Familienangehörige auf die Wallfahrer. Hoffentlich sind sie nicht zu nass geworden?, lauteten die bangen Fragen in diesem Jahr, denn am Sonntagnachmittag war eine dunkle Regenfront über den Kreuzberg hinweg gezogen. Dann endlich war es soweit. Auch wenn vereinzelt schon Wallfahrer nach unten gingen, erst als das Kreuz und die Fahnen auftauchten, sowie der weithin leuchtend rote Mantel von Pilgerführer Klaus Rindt, begann der Abstieg der Wallfahrer.

Es ist Jahr für Jahr ein beeindruckendes Bild: Eine schier unüberschaubare Menge an Wallfahrern strömt nach unten. Strahlende Gesichter. Leuchtende Augen. Geschafft. Das Ziel ist erreicht. Es wird gewunken und gelacht. Manch einer war aber auch ganz still und in sich gekehrt. Und auch Tränen in den Augen sind normal. Die Freude und Erleichterung den Heiligen Berg der Franken zu Fuß erreicht zu haben, kann sich auf ganz unterschiedliche Weise ausdrücken. „Wir sind wieder zu Hause“, grüßte Landrat Thomas Habermann im vorbeigehen.

Die Würzburg Wallfahrt gilt als eine der größten Wallfahrten im Bistum und wird von der Bruderschaft zum Heiligen Kreuz organisiert. Die Anfänge reichen in die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs zurück. 1647 vereinigten sich zwei fromme Gemeinschaften zur "Bruderschaft zum Heiligen Kreuz in Würzburg". Seit dieser Zeit führt diese Bruderschaft alljährlich vom 20. bis 24. August die Wallfahrt von Würzburg zum Kreuzberg in der Rhön und zurück zum Neumünster in Würzburg durch.

Die fünftägige Wallfahrt steht in diesem Jahr unter dem Leitwort „Geht den Weg der Barmherzigkeit!“ und greift damit das Motto des Heiligen Jahres auf. Gleichzeitig wurden die Wallfahrer, auf ihrem Weg zum Kreuzberg mit Gebeten, Meditationen und Impulsen auf den Einzug durch die Heilige Pforte der Barmherzigkeit in der Klosterkirche am Kreuzberg vorbereitet.

Doch zunächst gab es eine tüchtige Portion Weihwasser vom Guardian des Klosters Kreuzberg, Pater Stanislaus Wentowski. Mir tut der Arm richtig weh“, gab er zu, nachdem sich die 550 Wallfahrer auf dem Vorplatz der Klosterkirche zusammen gekommen waren. Pater Stanislaus erinnerte an die vielen Wallfahrer, die in all den zurückliegenden Jahrhunderten bereits zum Kreuzberg gekommen waren, um zu beten, innezuhalten, Gott zu danken und um seine Segen zu bitten. „Nun stehen auch wir vor dem Kreuz“, sagte er.

Zur eucharistischen Aussetzung ging es in die Kirche, dabei wurde die Heilige Pforte von den Wallfahrern durchschritten. Trotzdem es auch in Würzburg eine Heilige Pforte gibt, lud Pater Stanislaus alle Pilger ein, sich während der Stunden auf dem Kreuzberg bewusst für die Heilige Pforte Zeit zu nehmen, um „in tiefem Glauben, mit wachem Sinn und der Sehnsucht im Herzen die Barmherzigkeit Gottes zu erfahren“. Gerade während einer Wallfahrt sei es ein besonders Erlebnis und könne das Empfinden vertiefen, was Barmherzigkeit wirklich bedeute.

Wie ergreifend das gemeinsame Singen und Beten in der Klosterkirche war, konnte so manchem Gesicht angesehen werden. Tränen flossen bei der Bitte an die Gottesmutter: „Segne du, Maria, alle die mir lieb.“ Auch die 19jährige Judith Keller war überwältigt. „Für mich ist es die erste Wallfahrt von Würzburg zum Kreuzberg. Es ist überwältigend hier in die Kirche zu kommen. Am Ziel wirklich angekommen zu sein.“ Und Robert Seifert, ebenfalls 19 Jahre, ergänzt: „Die Stimmung und die Atmosphäre in der Kirche, das ist unglaublich.“ Er ist bereits zum viertem Mal zum Kreuzberg gewallt, ebenso wie Annelie Hornung (19). „Besonders wenn alle gemeinsam singen, ist es richtiges Gänsehautfeeling“, sagte Julian Bedner (18) der bereits als Kind mit seinem Vater zum Kreuzberg ging.

So eine Kreuzbergwallfahrt verbindet die Generationen. Renate Steger ist in diesem Jahr zum 32. Mal mit dabei. „Das Wetter war bisher ideal. Ich habe lieber Regen als große Hitze. Aber meine 80 Jahre, die merke ich mittlerweile doch.“ Pilgerführer Klaus Rindt ist froh alle seine Schäfchen wohlbehalten zum Kreuzberg gebracht zu haben. Seit 18 Jahren übernimmt er diese Aufgabe, zum Kreuzberg wallt er aber schon viel länger. „Bestimmt auch schon 32 Jahre“, sagt er. Am gestrigen Montag wurden die Wallfahrer nach Mittagessen vom Kreuzberg verabschiedet. In Würzburg werden sie am Mittwoch Nachmittag erwartet. (me)  +++


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