"Es wächst langsam zusammen" - Jury goutiert Hopfentore in Löherstraße

25.08.16 - Die Fuldaer Löherstraße, lange Jahrzehnte  die Heimat der Lohgerber, Wagner und Schmiede, fristete anschließend ein Dasein als Stiefkind der Barockstadt. Irmgard Köhler vom gleichnamigen Bettenhaus erinnert sich noch heute, dass sie früher schief angeschaut wurde, wenn sie ihre Adresse in der Unterstadt nannte. "Zum Glück hat sich das mittlerweile grundlegend geändert", resümiert sie heute die gelungenen Anstrengungen, das Stiefkind herauszuputzen und zu einer allseits beliebten Wohn- und Einkaufsadresse zu machen.

...wachsen langsam zusammen

So entstanden zahlreiche Initiativen der Anwohner und Einzelhändler der Straße und ab 2010 unter der Ägide von Sonja Seidler als Chefin des City Marketing eine erste Kampagne unter dem Motto "Löherstraße bezaubert". Seitdem ist viel passiert und das von vielen Fuldaer zunächst als unattraktiver Appendix empfundene Quartier ist mittlerweile fast zum Geheimtipp avanciert, das ihr Publikum mit vielerlei Aktionen und Festen mehrt, unterhält und bindet.

Posaunenwirt Klaus Volprecht...

Michael Köhler

Torsten Mager

OB Dr. Heiko Wingenfeld...

Posaunenwirt Klaus Volprecht...

Irmgard Köhler ist stolz auf ihre Straße

Die vielfachen Bemühungen der umtriebigen IG Löherstraße wurden im April dieses Jahres auch von außerhalb gewürdigt. Die private Interessengemeinschaft in der Löherstraße belegte beim diesjährigen Wettbewerb „Ab in die Mitte“ in Bad Wildungen den 1. Platz. Und das, obwohl fast alle anderen Konkurrenten kommunale Bewerber waren und damit sowohl in logistischer als auch in finanzieller Hinsicht über ungleich bessere Ausstattung für die eingereichten Projektvorschläge verfügten.

Der OB bekennt, schon als Schüler Gast in der Posaune gewesen zu sein

Aber schon die Bewerbung der "Löhersträßer" für die Ausschreibung unter dem Motto „Lust auf Grün!“hatte Charme und Pfiff. Sie beagnn nämlich mit dem Eingeständnis „Die Menschen, die in der Löherstraße zusammen leben, sind sich nicht immer grün: Nein!“ Die Jury war davon derart beeindruckt, dass der Satz während der Laudatio in der Bad Wildunger Wandelhalle eigens zitiert wurde. Hier wird eben nichts übertüncht oder Zwangs-Harmonie verbreitet, sondern sich mit basisdemokratischem Selbstverständnis zusammengerauft, um gemeinsam etwas voranzubringen.

In der Posaune wird die Entstehungsgeschichte der Hopfentore anhand von Fotos erläutert ...

Edi Leib vom City Marketing

Angetan: Irmgard Köhler (links) und Karin Jasch vom hessischen Umweltministerium ...

Das preiswürdige Siegerprojekt wuchs inzwischen bereits beträchtlich heran - als Ausdruck eines Tors zur Innenstadt und gleichzeitig auch als Verbindung zu ihr: Gemeinsam mit dem städtischen Grünflächen-, Umwelt- und Friedhofsamt wurden Hopfenpflänzchen gesetzt, in großen Tonnen an jeweils gegenüberliegenden Stellen der Straße und mit Rankhilfen verbunden. Hier sollte zusammen wachsen, was zusammen gehört. "Die Pflanzen machen aber was sie wollen, sie wissen noch nicht so richtig, wo es langgeht", sagte Irmgard Köhler. "Aber sie werden regelmäßig gegossen und auch besprochen." Stolz präsentierten heute die IG-Mitglieder der Jury die schon als Tore zu erkennenden Anpflanzungen und führte die Gruppe samt OB Dr. Heiko Wingenfeld auch durch die grünen Gärten und Höfe hinter den Häusern. "Hier ist eine gute Energie", lobte die allseits angetane Jury einmal mehr.

Geschichte des Wettbewerbs

Der Hopfen wird in Augenschein genommen

Will man der zunehmenden Uniformierung und Verödung der Innenstädte begegnen, muss man ihre Attraktivität steigern. Die Innenstadt als Mittelpunkt des städtischen Lebens muss gestärkt werden als Ort vielgestaltiger Austauschbeziehungen und als alltäglicher Handels- und Lebensraum. So lautet kurz und prägnant das Credo von "Ab in die Mitte". Innenstädte vermitteln die Identität der Gesamtstadt und strahlen diese oftmals in die Region aus. Damit bilden sie einen weichen Standortfaktor im Wettbewerb der Städte und Regionen.

Die Premiere von Ab in die Mitte! fand 1999 in Nordrhein-Westfalen statt. In zehn ausgewählten Städten lockten außergewöhnliche Projekte und Veranstaltungsformate die Bürgerinnen und Bürger in ihre Innenstadt. Und die ließen sich nicht allein zum Feiern einladen, sondern zum Nachdenken, Diskutieren, Einmischen oder auch: die eigene Stadt einmal neu oder ganz anders zu erleben. 2003 kam dann auch das Land Hessen ins Boot.

„Motiviert vom Thema „Lust auf Grün!“ haben die Menschen in Hessen großartige Ideen für die nachhaltige Entwicklung unserer Innenstädten entwickelt“, freute sich Stadtentwicklungsministerin Priska Hinz anlässlich der Preisverleihung der hessischen Innenstadtoffensive „Ab in die Mitte!“, die in Bad Wildungen stattfand. „Wir haben in dem Motto für dieses Jahr erstmalig Städtebau und Klimaschutz verknüpft: Denn sie sind zwei Seiten einer Medaille. Die Projekte, die heute ausgezeichnet wurden, belegen das eindrucksvoll. Kürzere Wege, mehr Grün und frischere Luft sind klimafreundlich und sorgen für mehr Lebensqualität.“

15 Projekte wurden von der Jury als hessische Landessieger „Ab in die Mitte!“ 2016 ausgewählt. Sie erhielten Fördermittel in Höhe von insgesamt 160.000 Euro, die zur Vitalisierung und Attraktivitätssteigerung der hessischen Innenstädte beitragen und sich in besonderer Weise mit dem Thema „Lust auf Grün!“ beschäftigten. Die IG Löherstraße bekam für „Was blüht denn da? – ZusammenWachsen" Preisgeld  in Höhe von 18.000 Euro. 

Ab in die Mitte! Die Innenstadt-Offensive Hessen“ ist eine Gemeinschaftsaktion desHessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, der Fokus Development AG, der REWE Markt GmbH Region Mitte, dem Handelsverband Hessen. e.V., der HA Stadtentwicklungsgesellschaft mbH, der Binding Brauerei und der SK Standort & Kommune BeratungsGmbH, sowie des Hessischen Städtetages, des Hessischen Städte- und Gemeindebundes, der Arbeitsgemeinschaft Hessischer Industrie- und Handelskammern, der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern, der HA Hessen Agentur unddem DEHOGA Hessen e.V.+++ci/PM