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Bernd Glaser (links) gemeinsam mit einem seiner Kollegen bei der Arbeit - Fotos: Suria Reiche

FULDA Ausgrabungen im Wald am Trätzhof

Fundstücke verweisen auf ein "verdammt hartes Leben" um 800 vor Christus

01.09.16 - Langsam bahnt sich die Sonne am Mittwochmorgen ihren Weg durch die dichten Baumwipfel im Waldstück am Trätzhof bei Maberzell. Noch ist es nicht zu heiß, "das perfekte Wetter für Ausgrabungen im Wald", sagt Bernd Glaser. Er sitzt auf dem Boden, in seiner Hand ein Stuckateureisen, mit dem er an verschiedenen Stellen auf dem Boden kratzt. In den Eimer vor ihm wandern Fundstücke, die sich bei genauer Betrachtung als wertlose Steine herausgestellt haben. Aber manchmal fühlt sich das, was er im Boden gefunden hat, eher wie hartes Wachs an. Wenn es beim Kratzen nicht knirscht, dann ist klar: Hier handelt es sich um ein Stück Keramik, das möglicherweise Teil eines vorgeschichtlichen Gebrauchsgeschirr ist.

Seit Ende Juli ist das Team rund um Bernd Glaser unter Leitung von Florian Jordan und Stadt- und Kreisarchäologe Dr. Frank Verse in dem Waldstück am Trätzhof zu Gange: Nachdem hier bereits in vergangenen Jahren Ausgrabungen stattgefunden haben, ist ihr Ziel in diesem Jahr, mehr und besser datierbares Fundmaterial zu bekommen. Die zahlreichen Keramikteile, die bisher entdeckt wurden, lassen Rückschlüsse auf das Leben um 1.000 bis 700 vor Christus zu. Wenn er es genau eingrenzen müsste, dann würde Verse von einem Leben um das 8. Jahrhundert vor Christus sprechen.

Einige der Fundstücke

Und das, so glaubt Grabungsleiter Florian Jordan, war ein verdammt hartes. Eines, in dem die Menschen wenig hatten, von dem sie leben mussten. "Überschussproduktionen gab es hier im Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit wohl nahezu keine." Was für die Menschen, die damals gelebt haben, zu den alltäglichen Gebrauchsgegenständen gehört hat, löst bei den Ausgräbern, die zum Teil Mitglieder des Archäologischen Arbeitskreises des Fuldaer Geschichtsverein und studentische Praktikanten sind, regelmäßig Euphorie aus: "Es ist ein herrliches Gefühl, wenn man etwas findet", sagt Glaser, der noch immer auf dem Waldboden sitzt. 

Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld machte sich am Mittwoch ein Bild von der Arbeit ...

Bernd Glaser

Dort, wo heute Bäume stehen, war vor vielen tausend Jahren eine kleine Siedlung. Auf den ersten Blick handelte es sich dabei um eine vergleichbar kurze Besiedlung: "Die Menschen haben hier wohl nur über zwei oder drei Generationen gelebt", sagt Verse. Darauf deutet die Menge der gefundenen Scherben hin. Wird eine von ihnen entdeckt, dann geht es ans Freilegen. Mit einem Pinsel werden danach die Feinarbeiten gemacht, bevor das Fundstück in einer Tüte verstaut und auf einem Lageplan der genaue Fundort eingetragen wird. "Das hilft uns unter anderem dabei, eventuell zusammengehörige Scherben besser einordnen zu können."

Neben den zahlreichen Keramikteilen, die wohl von Gebrauchsgeschirr aus der damaligen Zeit stammen, haben Glaser und seine Kollegen auch andere Dinge wie zum Beispiel einen Reibstein aus Buntsandstein finden können. "Er wurde wohl zur Herstellung von Mehl verwendet", sagt Verse und streicht über die glatte Oberfläche des Steins. "Bei Buntsandstein handelt es sich um ein verhältnismäßig weiches Gestein, das sich bei der Herstellung unter das Getreidemehl mischte und so später in die Nahrungsmittel gelangte. Daher kann man bei den Zahnresten der Menschen aus dieser Zeit oft starken Zahnabrieb beobachten", so Verse.

Noch bis Ende der Woche wird sein Team hier graben. Zwischen dem inzwischen trockenen Bachlauf und einem Steinhaufen, der als vorgeschichtlicher Grabhügel bestimmt werden konnte, gibt es sich noch viel zu entdecken ... (Suria Reiche) +++

Der gefundene Reibstein aus Buntsandstein

Der Leiter von Hessenforst, David Nöllenheidt, hat "großes Interesse an den Schätzen des Waldes". ...

Indem man die Scherbe aufrichtet, kann man feststellen, zu welchem Gegenstand sie wohl gehörte. ...

Der Fundplan


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