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Banger Blick ins Werratal: „Die Verunsicherung ist groß“, betonen Michael und Johannes Beyer. - Fotos: Stefanie Harth

HERINGEN (W.) Hand in Hand für den Kalibergbau

Johannes und Michael BEYER bauen auf Solidaritätsaktion

08.09.16 - Vater und Sohn lassen ihren Blick über das Werratal schweifen. Fast gleichzeitig nehmen die beiden den „Monte Kali“ ins Visier. Nachdenklich zieht Johannes Beyer die Stirn in Falten. „Die Lage beim größten Arbeitgeber der Region war noch nie so ernst wie heute“, bekräftigt der 66-jährige Rentner, der 50 Jahre und acht Monate für das Kali-Unternehmen K+S tätig war. „Sicherlich gab es bei uns auch schlechte Zeiten, aber jetzt ist es so extrem, dass man wirklich Angst haben muss.“ Johannes Beyer weiß, wovon er spricht: 1964 begann er am Standort Wintershall eine Lehre zum Schmelzarbeiter, jahrzehntelang arbeitete er dort als Angestellter im technisch-maschinenbetrieblichen Büro.

„Die Verunsicherung ist groß“, unterstreicht dessen Sohn Michael, Sachbearbeiter im Grubenbetrieb am Standort Herfa-Neurode. „Wir stellen uns täglich die Frage, wann und wie es weiter geht.“ Eine Antwort hat derzeit niemand parat. Im Kaliwerk Werra stehen die Zeichen weiterhin auf Kurzarbeit. Wegen eingeschränkter Entsorgungsmöglichkeiten für die Salzabwässer ist die Produktion quasi lahmgelegt. „Wir sind total von der Wasserführung der Werra abhängig“, erläutert der 46-jährige Familienvater. „Was nützt es uns, wenn wir verkaufen könnten, aber nicht erzeugen dürfen.“ So seien beispielsweise Investitionen in den Umweltschutz nur dann möglich, wenn produziert werden könne.

Das Verbundwerk Werra der K+S Kali GmbH mit seinem Standort Hattorf: Hier wird heute ...Foto: Marktgemeinde Philippsthal

Es sei dringend an der Zeit, dass etwas unternommen werde. Johannes Beyer, Heringens Erster Stadtrat, sieht die zuständigen Behörden und die Politik in der Pflicht. Er moniert, dass Ermessensspielräume bei den Genehmigungen nicht genutzt würden. „Es ist fünf Minuten vor zwölf: Wenn wir hier dicht machen, ist der Landkreis Hersfeld-Rotenburg das Armenhaus Osthessens.“ Michael Beyer ergänzt: „Es trifft nicht nur die Beschäftigten und deren Familien – Zulieferer und die Kommunen leiden unter der aktuellen Situation, die Kaufkraft sinkt. Das ist ein riesiger Rattenschwanz, der hinten dranhängt.“ Würden im „Land der weißen Berge“ die Lichter ausgehen, bleibe jungen Leuten nichts anderes übrig, als wegzuziehen. „Zurück bleiben die Alten – soviel zum Thema demographischer Wandel“, warnt Johannes Beyer. Sohn Michael hat als Vater einer kleinen Tochter das „Was-wäre-wenn-Szenario“ in den heimischen Wänden bereits mehrfach durchgespielt.

In wenigen Stunden machen sich alle diejenigen, die sich K+S verbunden fühlen, für den Erhalt des Kalibergbaus in der Region stark. Ab 13.30 Uhr soll eine Menschenkette auf der rund 13 Kilometer langen Strecke von Unterbreizbach über Philippsthal nach Heringen gebildet werden und die drei Produktionsstandorte des Verbundwerks Werra in Hessen und Thüringen verbinden. Aufgerufen zu dieser Aktion haben der Betriebsrat des Werks Werra und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), die mit mindestens 10.000 Teilnehmern rechnen. „Wir hoffen, dass so viele Menschen wie möglich ihre Solidarität bekunden und ein Zeichen setzen“, plädieren Johannes und Michael Beyer. „Letztendlich geht es um unser aller Zukunft.“ (Stefanie Harth) +++


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