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- Foto: Timo Schadt

BAD HERSFELD Erstes Treffen der neuen Initiative

Zeichen gegen Wegwerfgesellschaft: Aus Kleiderkammer wird "Umsonst-Laden"

Interessierte können sich telefonisch bei Timo Schadt unter 06673-918463 oder per E-Mail ([email protected]) melden. Weitere Informationen finden sich im Internet unter www.taten-bank.de. Wer keine Zeit hat, sich selbst zu engagieren, kann das Projekt mit einer Geldspende unterstützen: Spendenkonto des Fördervereins Kultur- & Umweltbildung e.V.: IBAN DE02 5325 0000 0000 0020 15, BIC: HELASDEF1HER bei der Sparkasse Bad Hersfeld - Rotenburg

20.09.16 - 15 Menschen aus Bad Hersfeld und dem Umland haben sich am Samstag in den Räumen des alten Buchcafés in der Badestube getroffen. Das Stichwort "Umsonst-Laden" hatte die interessierten Bürger mobilisiert. Angedacht war, aus der bisherigen Kleiderkammer für Geflüchtete ein Angebot für alle Menschen zu schaffen. Dabei sollten nicht nur Bedürftige, sondern auch andere in die Lage versetzt werden, Alltagsgegenstände und Kleidung zu tauschen, die vielleicht nicht mehr gefallen, aber noch gut genug sind, um weiter verwendet zu werden.

Der Kreis der Anwesenden verständigte sich schnell darauf, diese Idee umzusetzen. Unter dem Titel "Hand in Hand – geben und nehmen" soll diese nun konkretisiert werden. Kleiderständer, Tische, Regale und Sitzgelegenheiten, aber auch ein Grundstock an Kleidung und Gegenständen sind in den großzügigen Räumen bereits vorhanden. "Natürlich muss hier noch so Einiges umgeräumt und sortiert werden", erläutert Antonia Rösner, eine der ehrenamtlichen Initiatoren des Projekts, "doch schon zeitnah können wir das Angebot der Öffentlichkeit zugänglich machen."

In der Hochzeit der Ankunft von Geflüchteten dienten die Räume der Ausgabe von Kleidung, insbesondere für Menschen, die in der sogenannten "Notunterkunft" im Bad Hersfelder "Herkules"-Markt untergebracht waren. Seit drei Monaten ist dies nicht mehr nötig. "Es kann zwar sein, dass wir noch einmal in die Situation kommen, verstärkt auf die Bedürfnisse Geflüchteter eingehen zu müssen, doch ist es ohne Zweifel sinnvoll, die Räume mindestens übergangsweise auch anderweitig zu nutzen", erklärt Timo Schadt vom Förderverein Kultur und Umweltbildung, der die Räumlichkeiten seit vergangenem Jahr angemietet hat.

Für ihn erscheint die Zeit reif, "grundsätzliche Fragen des Konsums zu stellen und der Wegwerfgesellschaft alternative Modelle zu entgegnen". Schließlich sei es wenig nachhaltig, Kleidung nur nach modischen Aspekten auszuwählen, die alsbald im Schrank oder Abfall verschwinden. Ebenso seien technische Geräte nachweislich auf Kurzlebigkeit ausgerichtet und würden binnen kürzester Zeit ausgetauscht, wie zum Beispiel Mobilfunkgeräte. Timo Schadt ist sich sicher: "Dieses Verhalten ist nicht nur ökologisch unvertretbar, da wertvolle Ressourcen sinnlos verschwendet werden, es geht auch zu Lasten von Menschen, die insbesondere in armen Ländern zu niedrigen Löhnen und bei übelsten Arbeitsbedingungen immer billiger Waren für die Überschussgesellschaft produzieren müssen."

Die neue Initiative setzt genau hier an und will Möglichkeiten zum Tauschen und Weiternutzen bieten. Das Konzept soll sogar ohne Geld funktionieren. Antonia Rösner meint: "Menschen können hier einfach nehmen, was sie brauchen und bringen, was sie nicht mehr benötigen. Wer mag und das Geld übrig hat, kann eine kleine Spende geben, denn natürlich entstehen auch hier Kosten." Doch dies könne zwanglos betrachtet werden, denn die laufenden Ausgaben seien ausgesprochen niedrig. "Wir wollen zudem kein klassisches Dienstleistungsangebot schaffen, sondern eines zum Mitmachen und selbst Gestalten", erläutert Antonia Rösner und konkretisiert: "Menschen, die etwas bringen, sollten beim Einräumen helfen, um sich mit den räumlichen Gegebenheiten vertraut zu machen. So werden aus Nutzern aktive Mitgestalter. Menschen, die etwas mitnehmen wollen, sollten dies geordnet aussuchen und selbst diszipliniert handeln. Denn wir wollen hier keine kommerziellen Flohmarktausstatter versorgen, sondern private Menschen."

Am Samstag, 1. Oktober, trifft sich die Projektgruppe um 15 Uhr ein weiteres Mal, um die folgenden Schritte abzustimmen. Zwischenzeitlich laufen bereits mehrere Arbeitseinsätze, um Ordnung und Grundlagen für die Eröffnung zu schaffen. Gesucht werden weitere Menschen, die sich bei "Hand in Hand – geben und nehmen" engagieren und mit ihren Fähigkeiten ehrenamtlich einbringen wollen. "Da wir alles in Eigeninitiative gemeinsam organisieren, sind weitere helfende, gebende und auch offene Hände nötig“, erläutert Timo Schadt. "Ein wesentlicher Anspruch ist, dass alle Beteiligten gleichberechtigt sind, Einzelne nicht vorgeben, wie es läuft und andere dies umsetzen. Mit kollektiven Entscheidungsstrukturen kann mehr Motivation freigesetzt werden und das Projekt erfolgreicher sein. Dies beweisen zahlreiche derartige Projekte in anderen Städten – zunehmend auch in Osthessen."

In Fulda sind das Urban-Gardening-Projekt "Zeppelingärten" und die Erzeuger Verbraucher-Gemeinschaft "Gelbe Rübe" seit mehreren Jahren in Trägerschaft des gemeinnützig anerkannten Fördervereins Kultur und Umweltbildung, der 1991 in Bad Hersfeld gegründet wurde und hier beim Amtsgericht ins Vereinsregister eingetragen ist. In Fulda entstanden zudem eine "Nähbar mit Kleidertausch-Laden" und die "Erneuer-Bar", ein Reparatur-Café. Beim Treffen in der Badestube kam die Überlegung gut an, auch an diesem Ort Möglichkeiten für die Reparatur von Kleingeräten zu schaffen. Unter den Anwesenden fanden sich sogleich handwerklich Begabte, die dabei mitmachen wollen. +++


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