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WILDECK Spielplatz gesperrt: Arsen im Boden

Altlasten aus ehemaliger Kupfermine: Katastrophale Werte in Richelsdorf

23.09.16 - Altlasten aus der Bergbauzeit sorgen im Wildecker Ortsteil Richelsdorf seit Tagen für große Aufregung. Bei Bodenproben wurde festgestellt, dass die Werte durch die Schwermetalle Zink und Cadmium sowie durch das Halbmetall Arsen um ein Vielfaches (40 bis 400-fach) über der erlaubten Menge liegen. Das bestätigt auch das Regierungspräsidium Kassel als zuständige Behörde: "Auf Hinweis der Gemeinde Wildeck wurden der in der Errichtung befindliche Kinderspielplatz und die sich anschließende Minigolfanlage vorrangig untersucht. Dazu wurden Bodenproben in Auftrag von Bürgermeister Alexander Wirth in den nutzungsrelevanten Tiefen von 0-10 und 10-35 Zentimeter auf ihren Schwermetallgehalt untersucht. Dabei sind überraschend hohe Gehalte am neuen Kinderspielplatz und im Bereich der Minigolfanlage in Bezug auf das Halbmetall Arsen detektiert worden."

In Richelsdorf stellten sich viele Anwohner die Frage, warum diese Werte erst jetzt festgestellt wurden - und: Sind weitere Grundstücke betroffen? Kann man etwa das Gemüse oder das Obst aus dem eigenen Garten überhaupt noch essen? Das RP hat weitere Untersuchungen zugesagt und will die Anwohner laufend informieren. Warum gerade auf dem Spielplatz und der Minigolfanlage die Werte so hoch sind, soll nun geklärt werden. Zeitzeugen könnten hier wichtige Hinweise geben. Bislang vermuten die Behörden, dass durch Erdbewegungen der Anwohner aus dem ehemaligen Gebiet der Kupferhütte in den Ort die Verseuchung herrühre.

Ein Zeitzeuge berichtete jetzt allerdings, dass sich auf dem Gelände des jetzigen Spielplatzes und der Minigolfanlage ein Bachlauf befunden habe. Dieser führte aus dem Bereich des Kupferabbaugebietes. Irgendwann sei der Bachlauf zugeschüttet worden.

Das Regierungspräsidium Kassel erklärte jetzt in einer Pressemitteilung: "Auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Richelsdorfer Hütte liegen Bodenbelastungen durch Schwermetalle vor, die zu einer Beeinflussung des Grundwassers in einer sanierungsrelevanten Größenordnung führen. Die Belastungen insbesondere durch die Schwermetalle Zink und Cadmium sowie durch das Halbmetall Arsen resultierten aus der bis Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgten Verhüttung von Kupfererzen sowie einer bis in die 1960er Jahre betriebenen Produktion von Weißpigmenten. Die Schlacken und Pochsande aus der Kupfererzverhüttung wurden flächenhaft auf der Talsohle abgelagert. Die Produktionsrückstände aus der Weißpigmentproduktion wurden als sogenannte „Zinkhalde“ am nördlichen Talrand aufgehaldet.

Auf Grund der Belastungssituation erfolgte durch das Regierungspräsidium Kassel die Feststellung als Altlast und die Übertragung des Projektes "Sanierung der Rückstandshalde Richelsdorfer Hütte" gemäß § 22 HAbfAG an die HIM-ASG. Für das Betriebsgelände und das Oberflächengewässer „Weihe“ erfolgten zunächst Maßnahmen zur hydraulischen Grundwassersicherung als Sofortmaßnahme. Mittels des Pump & Treat-Verfahrens wurde Grundwasser zur Reduzierung der Belastungen im Oberflächengewässer (Weihe) entnommen und gereinigt.

Ehemalige Sofortmaßnahmen greifen. In den darauf folgenden Jahren erfolgte unter anderem die Verlegung der Weihe zum Schutz des Oberflächengewässers. Die Gehalte im Grundwasser als auch im Oberflächengewässer sind durch die veranlassten Maßnahmen deutlich zurückgegangen.

Trotz der erreichten Schadstoffreduzierungen waren jedoch weitere Maßnahmen zu veranlassen. Mit dem Bau einer neuen Wasserreinigungsanlage wurde Ende 2009 wiederholt eine Sofortmaßnahme begonnen. Der Probebetrieb wurde im Mai 2010 aufgenommen. Seitdem läuft der Anlagenbetrieb durchgängig und verhindert jetzt das Abströmen von schwermetallbelastetem Wasser aus dem Betriebsgelände sowie der Rückstandhalde zum Schutz des Grundwassers.

Sanierung der Halde nach den strengen Erfordernissen einer Deponie geplant

In einer bis zum Frühjahr 2014 erstellten Variantenstudie wurden technisch machbare und wirtschaftliche Vorgehensweisen zur Sicherung der Rückstandhalde erarbeitet. Aufbauend auf den Ergebnissen der Variantenstudie wurde eine Sanierungsplanung zur Sicherung für die Rückstandshalde erstellt, die sich derzeit in der Genehmigungsphase befindet. Zur Aufnahme und Kartierung oberflächennaher Schwermetallbelastungen im östlich des Betriebsgeländes der ehemaligen Kupferverhüttung angrenzenden Weihebachtal, wurden in den Jahren 2015 und 2016 verschiedene Untersuchungsmaßnahmen durchgeführt. Hierbei wurden Schadstoffbelastungen im Boden- und Grundwasser nachgewiesen. Die Bodenuntersuchungen weisen das Halbmetall Arsen als maßgebenden Schadstoffparameter aus.

Weitere Untersuchungen stehen an

Auf Grundlage dieser Ergebnisse können ähnliche Belastungen in ggf. nutzungssensiblen Flächenbereichen nicht ausgeschlossen werden. Auf Hinweis der Gemeinde Wildeck wurden der in der Errichtung befindliche Kinderspielplatz und die sich anschließende Minigolfanlage vorrangig untersucht. Dazu wurden Bodenproben in den nutzungsrelevanten Tiefen von 0-10 cm und 10-35 cm auf ihren Schwermetallgehalt untersucht. Dabei sind überraschend hohe Gehalte am neuen Kinderspielplatz und im Bereich der Minigolfanlage in Bezug auf das Halbmetall Arsen detektiert worden. Der Prüfwert der Bundesbodenschutz- und Altlastenverordnung für Kinderspielflächen mit 25 mg/kg und für Freizeitflächen mit 125 mg/kg kann als um ein Vielfaches überschritten angesehen werden", so das RP.

Die vorgefundenen Gehalte wurden unverzüglich zum Anlass genommen, die Bevölkerung unter anderem durch die Bürgerversammlung am Mittwochabend über den Sachverhalt zu informieren und weitergehende Untersuchungen zur Gefahrerforschung zu planen. Die uNgewisstheit bleibt, die Anwohner hoffen, dass zumindest ihre Gärten nicht belastet sind. (Hans-Hubertus Braune / pm) +++


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