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Birkhahn und Birkhuhn vor Rhöner Kulisse. Das Birkwild ist eine Rhöner Kostbarkeit. - Fotos: Marion Eckert

RHÖN "Die Rhöner müssen das Birkwild wollen"

Birkhuhnpopulation im Aufwärtstrend - Torsten KIRCHNER klärt auf

24.09.16 - Am morigen Samstag findet in den frühen Morgenstunden die Birkhuhnzählung in der Langen Rhön statt. Seit 1977 gibt es diese Zählung und sie liefere ein recht genaues Bild zur Entwicklung und aktuellen Population, erklärte Schutzgebietsbetreuer Torsten Kirchner.

In einem unterhaltsamen und informativen Vortrag im Haus der Schwarzen Berge sprach Kirchnr über den Sinn und Hintergrund des Birkwildschutzes, über Probleme und Lösungsansätze. Den Titel „Das Birkhuhn in der Rhön – alles für die Hühner?“ wählt er bewusst provokant und zweideutig, um auch Kritiker und Gegner des Birkwildprojektes anzusprechen. Das Birkwild sei seit Jahrzehnten in aller Munde und in den Medien präsent. Doch je engagierter und entschiedener ein Kritiker sei, desto seltener habe er eines der Tiere zu Gesicht bekommen, sagte Kirchner. Seit 2010 werden Schwedische Birkhühner in der Rhön ausgesetzt.

Tiertransport? Tierquälerei? Exklusives Fuchsfutter? Wer will das Birkhuhn? Landwirte? Förster? Jäger? Kommunen? Touristiker? Oder warten alle darauf, dass das Birkhuhn ausstirbt? Torsten Kirchner stellte diese Fragen der Zuhörerschar und zeigte kritische Pressestimmen auf: „Birkhuhnschutz hemmt die wirtschaftliche Entwicklung der Rhön“, „...ist nicht mehr zeitgemäß – Klimaerwärmung“, „....kostet uns Millionen.“ All diesen Fragen, Aussagen und kritischen Stimmen setzte Torsten Kichner Fakten und Zahlen gegenüber. In Deutschland gibt das Birkwild, außer in der Rhön in der Lüneburger Heide, im Sächsischen Erzgebirge und im Alpenraum. In der Rhön kommt das Birkwild ausschließlich in der Langen Rhön, im Dreiländereck Hessen, Bayern und Thüringen vor. Noch Ende der 1960er Jahre war es über die Höhenzüge der gesamten Rhön verbreitet.

Eine Birkwildhenne mit Peilsender, wie sie einem Teil, der aus Schweden importierten ...

1970 hatte das Birkwild ein Verbreitungsgebiet von 12.000 Hektar, 1993 waren es 2.800 Hektar und 2009 nur noch 1.400 Hektar. Kirchner zeigte Bilder einer anderen Rhönlandschaft, wie sie in den 1960er Jahren sich
zeigte: Offenes Land mit frisch aufgeforsteten Fichten. „Das waren ideale Bedingungen für das Birkwild. „Doch dann kam der Dickungsschluss der Fichten und das Birkwild verlor in wenigen Jahren 10.000 Hektar Fläche. Übrig geblieben ist die Lange Rhön, das Filetstück der Rhön.“ Durch Vertragsnaturschutz werde versucht die Lange Rhön frei zu halten.

Rund 250 landwirtschaftliche Betriebe sorgen durch Mahd der Wiesenflächen für Offenhaltung der Landschaft. Rund 800.000 Euro Fördermittel fließen pro Jahr für Mahd und Beweidung aus Brüssel und München in die Rhön. „Nicht für die Hühner, sondern für die Landschaftspflege“, betonte Kirchner. Und: „Das Geld kommt nicht aus den kommunalen Haushalten.“ Sicher, die Landschaftspflege hänge am Fördertropf, doch es müsse klar sein: „Das Birkhuhn bringt über die Jahre Millionen Beträge in die Region.“ Das Birkwild sei eine Leitart, denn es gehe auch um den Schutz weiterer Tierarten. Nahezu alle bayrischen Raubwürger finden sich in der Langen Rhön, zehn Prozent der bayerischen Bekassinen und zehn Prozent der bayerischen Wiesenpieper.

Schutzgebietsbetreuer Torsten Kirchner versucht eines der mit Peilsender ausgerüsteten ...

„Der Staat ist verpflichtet, diese Arten zu erhalten. Vom Birkhuhnschutz profitieren auch diese weiteren Tierarten.“ Wie sieht es nun mit dem Birkhuhnbestand in der Rhön aus? Ende der 1960er Jahre habe es 350 balzenden Birkhähne auf der Rhön gegeben, belegt seien diese Zahlen nicht. Die Birkhuhnzählung zeige seit 1977 konkrete Zahlen, damals waren es zwischen 50 und 40 Birkhähne. Jahr für Jahr nahm die Population ab, der Tiefpunkt sei 2009 erreicht worden.

„Mit zwei Hennen war die Population in der Rhön nahezu verloren“, sagte Kirchner. „Die natürliche Reproduktion war nicht mehr gegeben. In den Jahren 2010, 2011 und 2012 konnten keine Jungvögel mehr aufgezogen werden.
Wissenschaftliche Untersuchungen belegten, dass das Birkwild in der Rhön genetisch isoliert und zur Reproduktion nicht mehr in Lage war. Frisches Blut, frische Gene mussten her. Die Studie belegte zudem, dass auf 1.200 Hektar Fläche nicht mehr als 24 Tiere Lebensraum finden. Doch durch Pflege, Rodung und extensive Landwirtschaftliche Nutzung können in der Rhön bis zu 5.000 Hektar länderübergreifend für das Birkwildprojekt nutzbar gemacht gemacht werden. Das wäre Lebensraum für bis zu 100 Tiere. Fortan lautete das Ziel „Birkhuhn 5.000“. „Keine Angst, wir wollen keine 5.000 Birkhühner in der Rhön, sondern 5.000 Hektar Fläche“, so Kirchner. Dazu zähle auch der Truppenübungsplatz Wildflecken und der Himmeldunkberg. (Marion Eckert) +++


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