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Nach der Feier von links: Auch immer mit einer Abordnung dabei, die Reservisten der Bundeswehr, Bürgermeister Thomas Baumann, Pfarrer Jörg Scheer, Peter Schütrumpf, Vorsitzender der Ludwigsauer Gemeindevertretung, Karl Teichmann, Hauptmann d. R., Walter Hassenpflug und der U.S. Amerikaner Gerald Pitman, Captain retired von the Military Order of the Purple Heart and Kassel Mission Historical Society - Fotos: Gerhard Manns

LUDWIGSAU Fliegergedenkstätte nun offiziell Kulturdenk

Gedenkstunde zum 72. Jahrestag der Luftschlacht über dem Seulingswald

28.09.16 - Zum 72. Mal fand an der Deutsch-Amerikanischen Fliegergedenkstätte im Seulingswald bei Ludwigsau-Friedlos, im Landkreis Hersfeld-Rotenburg, die alljährliche Gedenkfeier für die 118 amerikanischen und 18 deutsche Jagdflieger statt, die bei einer der größten Luftschlachten des 2. Weltkrieges ihr Leben verloren. Elf Amerikaner wurden nach dem Fallschirmabsprung ermordet.

Das Trompetensolo mit Jürgen Sprenger

Die Gedenkstätte jetzt offizielles Kulturdenkmal


Walter Hassenpflug, einer der Initiatoren dieser wohl einmaligen Gedenkstätte, erlebt als 12-jähriger Hitlerjunge mit seinen Freunden die damalige Luftschlacht und sie konnten einen mit einem Fallschirm abgesprungenen amerikanischen Piloten das Leben retten. Diesen traf er nach langjährigen Recherchen an dem Ort des Geschehens wieder und es wuchs eine innige Freundschaft. Dieses Ereignis führte zu der Idee, die bis heute einmalige Gedenkstätte zur Versöhnung und Völkerverständigung zu schaffen.

Begrüßung von Bürgermeister Thomas Baumann

Bürgermeister Thomas Baumann erinnerte an die tragische und verlustreiche Luftschlacht ...

„Ich begrüße sie alle, den Hauptinitiator dieser Gedenkstätte Walter Hassenpflug, die vielen Freunde und Wegbegleiter, die sich seit Jahren, teilweise Jahrzehnten, jeweils am 27. September hier im Gedenken versammeln und freue mich, dass Sie auch heute wieder den Weg hierher gefunden haben und dieses auch ohne eine gesonderte Einladung. Ich begrüße Gerald Pitman und seine Frau recht herzlich. Herr Pitman ist Captain retired von der Military Order of the Purple Heart and Kassel Mission Historical Society, zwei große Verbände in den USA. Ich grüße Herrn Martin Brunotte und Herrn Heinz Weuack, welche alljährlich als Hinterbliebene an unseren Gedenkfeiern teilgenommen haben und diese teilweise auch aktiv begleitet haben. Ich begrüße die Abordnung der Reservistenkameradschaft Bad Hersfeld, stellvertretend für die Bundeswehr begrüße ich Hauptmann d. R. Karl Teichmann. Ich grüße den Landrat a. D. Jürgen Hasheider, den ehemaligen SPD-MDB Berthold Wittich und Valentin Wettlaufer, ehemaliger Stadtrat der Stadt Bad Hersfeld, und ganz aktuell mit der Johann-Gottfried-Frey-Medaille ausgezeichnet sowie Träger der Georg-August-Zinn-Medaille des Landes Hessen. Seien Sie mir alle herzlich willkommen."

Jetzt offiziell Kulturdenkmal

Baumann teilte mit, dass die deutsch-amerikanische Fliegergedenkstätte hier im Seulingswald mit Bescheid vom 22.08.2016 als Kulturdenkmal vom Hessischen Landesamt für Denkmalpflege anerkannt wurde. Er bedankte sich ganz besonders für die Unterstützung von Erich Weißenberg, der sowohl seine Beziehungen eingesetzt hat als auch nachdrücklich den nicht ganz einfachen Prozess der Ausweisung und Anerkennung immer wieder neu mit angestoßen hat.


"Ich glaube, durch eine Gemeinschaftsaktion von Walter Hassenpflug, Erich Weißenberg und auch dem, was ich beitragen konnte, ist es uns am Ende gelungen, die Bedeutung dieser Gedenkstätte darzulegen und am Ende dafür Sorge zu tragen, dass sie nunmehr dauerhaft als Kulturdenkmal anerkannt wurde und damit unter besonderen Schutz gestellt ist. Es handelt sich unseres Wissens nach um die erste Aufnahme einer Fliegergedenkstätte in das Denkmalbuch, welches auch die besondere Bedeutung der gemeinsamen Gedenkstätte bewertet und anerkennt. Das Landesamt für Denkmalschutz hat nach Prüfung somit auch das Wirken von Walter Hassenpflug anerkannt, dass diese Gedenkstätte hier zu einem international beachteten Ort der Versöhnung geworden ist."

Menschen aus Kriegen der Vergangenheit nichts gelernt

Bürgermeister Baumann sagte weiter, man müsse feststellen, dass diese Welt aus den Kriegen des letzten Jahrhunderts bis hinein in unsere Zeit, nichts gelernt habe. Die Kriege hätten sich gewandelt. Während es früher einen direkten Kriegsgegner und Grund gegeben hat, müssten heute ideologische Irrungen als Grundlage herhalten, darüber hinaus falsche Auslegungen von Glaubensschriften. Es gebe keinen grausigen Glauben, die Grausigkeit habe der Mensch in den Glauben hinein interpretiert. Nicht anders könnten wir uns den weltumgreifenden Terror, den gerade islamische Fundamentalisten auslösten, erklären. Es gebe keine Unschuldigen, sondern nur Schuldige.

Gott würde niemals zur Gewalt aufrufen

Ein Gott, wie er auch immer benannt wird, habe niemals dazu aufgefordert, die Hand gegenüber dem Nächsten zu erheben. Das Interpretieren vom sogenannten heiligen Krieg sei Menschenwerk und führe Menschen unter dem Zeichen des Glaubens in die Irre. Gerade in unserer Zeit habe der menschenverachtende Irrglaube, durch Tod, Leid und Zerstörung das eigene Heil zu mehren und den Glauben zu verbreiten, immense Ausmaße erfahren.

Es gibt keinen gerechten Krieg

„Es gibt keinen guten, es gibt schon gar keinen gerechten Krieg. Ein jeder Krieg kennt nur eines: Unschuldige, Opfer. Und von daher müssen wir aus der Vergangenheit lernen. Diese Fliegergedenkstätte ist ein solcher Lernort, sie ist aber auch ein steinernes Zeichen, dass aus der Vergangenheit wichtige Lehren zu ziehen sind“, so Baumann.

Nach dem Leid, Einsicht und Versöhnung

Er selber durfte es in vielen Fällen miterleben, wie aus ehemaligen Feinden Freunde wurden und wie man erkennen musste, wie gleich man doch im Denken und in der Wertschätzung ist. Von daher habe diese Gedenkstätte in Ludwigsau-Friedlos einen wichtigen Gedanken in die Welt hineingetragen, dass nämlich nach dem Leid, nach dem Irrtum, nach dem Verderben, die Einsicht, die Versöhnung und die Möglichkeit der Gestaltung einer friedlichen Welt folgen muss.


Gerade die Flüchtlingsströme zeigten leider überdeutlich, dass Krieg, Bürgerkrieg und Terror keine Lösung darstellen. Wir alle hatten die Möglichkeit gehabt, Zeitzeugen der Ereignisse des zweiten Weltkrieges kennenzulernen und ihre Meinung, insbesondere aber ihre Mahnungen, aufzunehmen. Wir müssten jedoch am Ende feststellen, dass wir dem Ziel eines weltumfassenden Friedens derzeit weiter denn je entfernt sind.

"Von daher wollen wir heute anlässlich unserer Zusammenkunft alle diejenigen einbeziehen, die aus Anlass von Krieg, Bürgerkrieg, kriegerischer Auseinandersetzung und hinterhältigem Terror ihr Leben geben mussten. Wir gedenken auch der Millionen Juden, die in deutschen Konzentrationslagern ermordet wurden. Wir können erst so langsam ermessen, welches Leid hier in Familien hineingetragen wurde. Deutschlandweit gibt es die Erinnerungspflastersteine, die uns in allen größeren Städten begegnen. Sie sind ein Dokument von einem menschenverachtenden Regime."

Nicht nur Frieden einfordern sondern Frieden leben

"Wir müssen uns bei Walter Hassenpflug, bei William R. Dewey und George M. Coller bedanken, die durch ihre Gemeinsamkeit diese Geschichte aufgearbeitet haben und die durch ihre Person die Grundlage für ein deutsch-amerikanisches Miteinander gesetzt haben." Diese Gedenkstätte habe dabei geholfen, dass aus den Gräueltaten des zweiten Weltkrieges ein Band der Versöhnung, ein Band des Miteinanders, ein Band der Humanität und ein Band zum Erreichen eines weltumfassenden Friedens gezogen werden konnte. So ist aus Krieg und Tod, Versöhnung und ein friedvolles Miteinander geworden.

Auch der ehemalige SPD-MDB Berthold Wittich, rechts ist immer dabei

Pfarrer Jörg Scheer spricht ein Gebet

"Es ist wichtig, nicht nur Frieden einzufordern. Für Frieden muss man auch leben. Dieser Friede fängt schon im täglichen Miteinander an und dieser Friede muss Niederschlag in der Politik erhalten. In unserem Land ist der Gedanke eines Friedens gerade im letzten Jahrhundert zweimal mit Füßen getreten worden. Wir müssen die Erinnerung an Ereignisse wie einen 27. September 1944 wachhalten. Wir müssen lernen, zu erkennen, wozu Menschen fähig sind. Und wir dürfen nicht blind darauf vertrauen, dass Demokratie gleichbedeutend mit Frieden ist. Wir dürfen uns nicht hineintreiben lassen in Feindschaft, Hass oder in Ängste gegenüber anderen Menschen, anderen Rassen oder andere politische Meinungen. Wir müssen erkennen und lernen, dass diese Erde eine Kugel ist und wir müssen lernen, den anderen zu akzeptieren. Bewahren wir uns unsere Maßstäbe von Gerechtigkeit und nehmen wir einen Ausspruch von William R. Dewey hier an dieser Gedenkstätte auf, dessen Wunsch es war, dass sich Amerikaner wie Deutsche von nun an in Freundschaft, Frieden und Brüderlichkeit jährlich hier treffen mögen. Er hat in diesem Geiste gelebt und viele sind ihm nachgefolgt." 

Die Gedenkfeier wurde mit einem Trompetensolo von Jürgen Sprenger eröffnet und nach der Rede von Bürgermeister Baumann spielte Jürgen Sprenger die Lieder „der gute Kamerad“ und „Taps“ auf seiner Trompete. Bevor Bürgermeister Baumann die Veranstaltung beendete, sprach Pfarrer Jörg Scheer noch ein Gebet. (Gerhard Manns) +++


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