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FULDA Es muss ja nicht gleich Handkäs sein ...

Integration durch Ernährung? - Tagung "Appetit auf Zukunft" an Hochschule

01.10.16 - Gemeinsam zu essen, verbindet. Eine Mahlzeit kann Emotionen und Erinnerungen auslösen. Gerichte können einem schmecken oder auch nicht. Was bei uns auf dem Teller landet, kann gesund sein oder krank machen. Und es kann zur Integrationen beitragen. Wie das funktionieren kann, versuchen aktuell rund hundert Teilnehmer der Tagung "Appetit auf Zukunft - interkulturell essen in Hessen" an der Hochschule Fulda herauszufinden. Am Freitagvormittag wurde die Veranstaltung unter anderem von der hessischen Verbraucherschutzministerin Priska Hinz eröffnet.

Die Teilnehmer der Tagung Weitere Fotos: Suria Reiche

Nuha Sharif-Ali

"Akuteller könnte das Thema der Tagung wohl kaum sein", stellte Moderatorin Dagmar von Cramm gleich zu Beginn fest. Schließlich seien in den vergangenen Monaten zahlreiche Menschen aus anderen Ländern der Welt zu uns nach Deutschland gekommen. Einen Einblick in die aktuelle Situation gab Stefan Sydow vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration in einem mitreißenden Vortrag. Mitreißend vor allen deshalb, weil Sydow jemand ist, der - das merkt man - mit Herz bei der Sache ist und der sich die Integration der Geflüchteten auf die Fahne geschrieben hat. Auch wenn sie andere Gewohnheiten, Wertevorstellungen und Kulturen mitgebracht haben. Und nicht zuletzt auch andere Geschmäcker und Vorlieben, was das Essen angeht. Eine Herausforderung für die Caterer, die die Erstaufnahmeeinrichtungen bekochen und von denen am Freitag auch einige zu den Teilnehmern gehörten.

Die Menschen, die nun zu unserem Land gehören, verändern es. Vielleicht nicht bewusst. Aber ihre und die deutsche Kultur wird sich lang- oder kurzfristig vermischen. Und das ist nichts Neues: "Die Pizza, der Döner und Sushi bereichern schon seit vielen Jahren unsere kulinarische Landschaft. Bekannt wurden sie in Deutschland durch Einwanderer", sagte Hinz und erinnerte sich an Elternnachmittage in der Schule ihrer Kinder: "Schon damals waren die Veranstaltungen am fröhlichsten, wenn jedes Elternteil etwas zu essen mitgebracht hat. Und die Speisen waren meist ein buntes Kaleidoskop durch verschiedene Länder."

Was nicht heißt, dass es keine Schwierigkeiten mit sich bringen kann, wenn verschiedene Kulturen und deren Speisen aufeinandertreffen: Allen voran die Frage, wie Kindertagesstätten, Ganztagsschulen oder Kantinen in Zukunft mit den verschiedenen Essensgewohnheiten umgehen müssen. Antworten darauf zu finden, ist Ziel der Tagung in der Hochschule Fulda. Dass ausgerechnet sie Gastgeber der Veranstaltung sein kann, freute Vize-Präsident für Forschung und Entwicklung, Prof. Dr.-Ing. Steven Lambeck. "Internationalität ist an unserer Hochschule schon seit jeher fest verankert. Derzeit haben wir 1.250 internationale Studierende in unseren acht Fachbereichen und uns als Ziel gesetzt, auch Geflüchtete anzusprechen."

Stefan Sydow vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration

Auch Priska Hinz (hinten) informierte sich an den Ständen

Auch die 24-Jährige Nuah Sharif-Ali gehörte zu den Studierenden des Fuldaer Hochschule. Gerade hat sie ihre Bachelor-Arbeit in Politikwissenschaften und Soziologie geschrieben. Ein Fach, das vielen Menschen Kopfzerbrechen bereiten würde. Ihr aber nicht. Genauso wenig wie die Deutschkurse, die sie seit einiger Zeit an der Volkshochschule gibt. Sie hatte ihre Kursgruppe am Freitag mit zu der Tagung gebracht. "Das freut uns besonders", sagte Professor Dr. Kathrin Kohlenberg-Müller, die die wissenschaftliche Leitung der Tagung übernommen hatte.

Sharif-Ali ist vor 20 Jahren selbst mit ihrer Familie aus Somalia nach Deutschland geflohen. Was das für sie bedeutet hat? "Zu Beginn wusste ich das selbst nicht. Aber inzwischen weiß ich, dass es 20 Jahre Bildung, Gleichberechtigung und Frieden sind", sagte sie in ihrem Vortrag. Vielleicht, weil sie selbst weiß, wie verblüfft sie war, als sie zum ersten Mal in einem deutschen Supermarkt stand, kann sie die Unsicherheiten ihrer Schüler verstehen: "Ich war mit ihnen auf dem Wochenmarkt und wusste nicht, wie ich ihnen erklären soll, dass es in Deutschland solchee Begriffe wie 'Biologischer Anbau' oder 'Genmanipuliert' gibt. In Somalia war die Frage nicht, wie gesund das Essen ist, sondern ob man überhaupt welches hat." (Suria Reiche) +++

Prof. Dr. Steven Lambeck


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