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Infoveranstalung in Bad Hersfeld (v.li.): MdB Sabine Leidig (Die Linke), Dr. Bernhard Knierim ("Bahn für Alle"), Dr. Joachim Dähn (Lärmschutzbeirat HEF), Wulf Hahn (RegioConsult) sowie Ralf Neumeyer und Burkhard Behrendt vom Lärmschutzbeirat. - Fotos: Stefanie Harth

BAD HERSFELD Diskussionsrunde mit Sabine LEIDIG

Zwei Varianten für ICE-Neubau: Doch Niederaula-Trasse oder Tunnel-Lösung?

07.10.16 - Der Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030, den das Bundeskabinett am 3. August beschlossen hatte, und der damit verknüpfte Planungskorridor zwischen Wildeck und Bebra-Blankenheim über Bad Hersfeld bis Kirchheim und Langenschwarz, in dem die künftige Bahntrasse verlaufen soll, standen im Blickpunkt einer Informationsveranstaltung der Kreistagsfraktion der Linken. Wie Sabine Leidig, verkehrspolitische Sprecherin der Linken im deutschen Bundestag, betonte, seien die Prioritäten im BVWP falsch gesetzt. „Vorrangig sollen Autobahnen und Bundesstraßen aus- und neugebaut werden, während regionale Schienenprojekte fehlen“, monierte sie. Die minimale Aufstockung des Etats für die Schiene reiche bei weitem nicht aus: „Es braucht eine deutliche Umverteilung der Mittel von der Straße zur Schiene. Die Ansicht, dass Verkehrswachstum den Wohlstand fördert, ist längst nicht mehr hoffähig.“

Zum hiesigen Untersuchungskorridor meinte die Bundestagsabgeordnete, dass es wichtig sei, die involvierten Bürger und regionalen Entscheidungsträger in die Planungsprozesse mit einzubeziehen. Dabei müsste das Augenmerk nicht auf die billigste, sondern auf eine zukunftsweisende und umweltverträgliche Lösung gelenkt werden. Wulf Hahn, geschäftsführender Gesellschafter der Fachagentur für Stadt-, Verkehrs-, Umwelt -und Landschaftsplanung RegioConsult, gab den anwesenden Vertretern der heimischen Bürgerinitiativen (BI) mit auf den Weg, ihre Beteiligung bei der Bahn sowie im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung einzufordern. „Vorschläge und Standpunkte sollten frühzeitig eingereicht werden, damit diese berücksichtigt werden können“, bekräftigte der Diplom-Geograph. „Ziel eines öffentlichen Dialogforums ist es, dass die Möglichkeit besteht, alternative Lösungsansätze ins Verfahren einzubringen.“

Geistal-Trasse wirklich vom Tisch?

Zudem warnte Wulf Hahn davor, blind darauf zu vertrauen, dass die umstrittene Geistal-Trasse endgültig vom Tisch sei, nur weil diese im BVWP von einem großräumigen Untersuchungskorridor ersetzt worden sei. „Die Politik kann zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht beurteilen, welcher Trassenverlauf verworfen wird und welcher herauskommt: dahinter verbirgt sich ein langjähriger Planungsprozess.“

Varianten, in denen der Bahnhof Bad Hersfeld in jedem Fall eingebunden wird und somit dauerhafter Fernverkehrshalt bleibt, wurden bereits mehrfach kommuniziert. Der Ausbau der Haunetal-Strecke sowie die sogenannte Fuldatal-Trasse standen und stehen noch immer zur Debatte. Dr. Bernhard Knierim vom Bündnis „Bahn für Alle“ stellte den Besuchern der Infoveranstalung sein Konzept vor. „Es handelt sich nur um eine skizzierte Idee, ich bin schließlich kein Planer“, beteuerte er. Als mögliche Alternative zur Geistal-Trasse, die er vehement ablehnt, brachte er besagte Streckenführung durchs Fuldatal zur Sprache. „Diese könnte am Kurpark vorbeigelenkt werden, indem sie parallel zur Autobahn und durchs Industriegebiet verläuft“, erläuterte er. „Vorteile wären: weniger Naturverbrauch, geringere Kosten, die Bündelung mit anderen Verkehrswegen sowie die Anbindung des Bad Hersfelder Bahnhofes.“ Ein Vorschlag, der unmissverständlich die Gemüter der anwesenden Niederaulaer erhitzte.

Sehr konkret wurde Dr. Joachim Dähn, erster Vorsitzender des Bad Hersfelder Lärmschutzbeirates, als er eine Tunnellösung (zwischen Langenschwarz und Wildeck) vorstellte. Wie er erklärte, könnte die Einfahrt bei Langenschwarz erfolgen - bei Hilpershausen sei allerdings die Errichtung einer Brücke notwendig, bevor es weiter durch einen Tunnel bis unterhalb des Johannesberges geht, um die Einfahrt in den Bahnhof der Lullusstadt zu garantieren. Hinter dem Klärwerk könnte der Höhenrücken bis Wildeck ebenfalls unterfahren werden. „Das ist zwar die mit Abstand teuerste Lösung, aber durchaus die sinnstiftendste, da sie beispielsweise mit erheblich geringeren Eingriffen ins Landschaftsbild und kaum mit Lärmbelastung verbunden wäre“, unterstrich Dr. Joachim Dähn. „Eine zusätzliche offene ICE-Trasse ist in Hinblick auf die bereits vorherrschende Lärmbelastung nicht hinnehmbar.“

Klar ist, dass noch sehr viel Klärungs- und Redebedarf in Sachen ICE-Bahntrasse durch den Landkreis Hersfeld-Rotenburg besteht. „Wir kommen nur gemeinsam, wenn wir an einem Strang ziehen, zu einer verträglichen Lösung“, brachte es der erste Vorsitzende des Lärmschutzbereitates auf den Punkt. Übrigens: Die Chancen, auf den Streckenverlauf Einfluss zu nehmen, stehen laut Sabine Leidig – vor dem Hintergrund von Stuttgart 21 – gar nicht so schlecht… (Stefanie Harth) +++


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