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GROSSENLÜDER Fünf Jahre Arche Noah

"Ein Leuchtturm in Sachen gleichberechtigtes Wohnen"

09.10.16 - Die Arche Noah in Bimbach-Großenlüder ist ein "Leuchtturm" in Sachen gleichberechtigtes Wohnen in Gemeinschaft für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung und ihre Begleitung und bundesweit beispielhaft - so schrieb es Claus Fussek, Referent des ersten Fachforums der Arche Noah in ihr Gästebuch. Die Fuldaer Integrationsstiftung hatte anlässlich ihres fünfjährigen Bestehens dazu eingeladen.

Edith Becker, Vorstandsmitglied der Fuldaer IntegrationsStiftung, moderierte die Veranstaltung, die von ehrenamtlich Tätigen gesetzlichen Betreuerinnen der Bewohnerschaft der Arche Noah initiiert und organisiert wurde. Die Bewohner der Arche Noah Johanna, Karin, Birgit, Nathali und Jochen trugen ihren Teil zu der Veranstaltung bei, indem sie in ihrem Gemeinschaftsbereich Strich-Zeichnungen, eigene Mandalamotive, Häkeleien an Carportpfosten, Tonköpfe und Puzzles präsentierten. In einem Videofilm unter dem Titel "Blitzlichter auf das Innenleben der Arche Noah" erzählten die Bewohner außerdem von ihrem gemeinsamen Lebens- und Wohnalltag.

Mit der Niederlegung eines Blumengestecks vor der neuen Gedenktafel würdigten die Bewohner vor dem offiziellen Beginn des ersten Forums mit Impulsreferat gemeinsam das lebenslange ehrenamtliche Engagement des Initiators der Arche Noah und des Ehepaares Blum. Toni Kaufmann, der erste Vorsitzende des Vereins "Gemeinsam Leben – Gemeinsam Lernen", beschrieb in kurzer Ansprache die Geschichte der Arche Noah und das jahrelange Wirken von Helmut und Regina Blum. Er erklärte, dass die Zielsetzung von gleichberechtigter Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung in enger Kooperation der Vereine "Gemeinsam Leben - Gemeinsam Lernen", "Gemeinsam Leben in Bimbach" und der Fuldaer Integrationsstiftung FIS gemeinsam weitergeführt werde im Sinne des Gründers und lebenslangen Vorsitzenden Helmut Blum.

Die Schirmherrschaft für die Veranstaltung hatte Großenlüders Bürgermeister Werner Dietrich übernommen. Er begrüßte die über 60 Forumsgäste und würdigte das ehrenamtliche Wirken der Vereine im ländlichen Sozialraum Bimbach-Großenlüder. Zudem erläuterte er den Begriff des Forums: Es sei ein realer oder virtueller Ort, an dem Meinungen untereinander ausgetauscht werden, Fragen gestellt und beantwortet werden können. Er betonte die Bedeutung der Arche Noah als eine Pionierleistung für gleichberechtigte Teilhabe in Sachen selbständigen Wohnens in Gemeinschaft für erwachsene Menschen mit geistiger Beeinträchtigung, insbesondere auch für den ländlichen Sozialraum. Dietrich beließ es nicht bei verbaler Anerkennung, sondern untermauerte seine Worte mit einer Spende für das Haus Arche Noah. Pionierleistungen seien weiter gefragt, denn das konzeptionelle Feld der Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung müsse mit weiteren Angeboten in ambulanten Wohnformen, bestellt werden, wenn gleichberechtigte Teilhabe nicht nur Worte bleiben sollen.

Das Thema des Impulsreferates von Claus Fussek lautete "Selbstbestimmtes Wohnen und Teilhabe an Gemeinschaft außerhalb von stationären Einrichtungen für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung – auch im Alter eine Selbstverständlichkeit". Der Referent beschrieb mit Beispielen die Situation in Sachen Pflege, Alter und Demenz in stationären Einrichtungen und in Krankenhäusern für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Diese benötigten zeitintensive Zuwendung in der Kommunikation , um verstanden zu werden. Außerdem bräuchten sie häufig Zeit bei der Essensaufnahme, bei der körperlichen Pflege. Die Zeit für Pflege sei kontingentiert nach Bedarfseinheiten, die bis ins Detail erhoben werden. Bezahlt würden "Leistungserbringer" nach Minutenkontingenten. Der "Handlungsvollzug" in der Pflege unterliege zeitlicher Taktung, die Kostenträger ließen wissenschaftliche Kriterien der Pflege- Betreuungshandlungen sowie für die Dokumentation entwickeln. Letztere als Zeitfresser definiert, minimierten den face-to-face-Kontakt zu den sogenannten Leistungsberechtigten oder auch neudeutsch "Pflege-Betreuungs-Kunden". Solle ein temporärer Krankenhausaufenthalt nicht zum Gau werden, müsse der gesetzliche Betreuer oder Angehörige "bei Fuß stehen". 

Fusseks Plädoyer zum Schluss war es, Kosten- und Entscheidungsträger in die Augen der Menschen schauen zu lassen, für die sie Entscheidungen fällen und Richtlinien erlassen. Es gehe um die Selbsterfahrung: "Wer es nicht selbst erlebt hat, kann es nicht nachvollziehen. Sensibilisierung und mehr Ehrlichkeit, Verantwortung übernehmen, hinschauen und nicht wegschauen!" Als Resümee bleibe für Angehörige und Betreuer, sich nicht beirren zu lassen. Um dem gesellschaftlichen Fernziel der gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung näher zu kommen, sei das alltägliche lokale Handeln unabdingbar, nicht das Warten auf einen minimalistischen Kurswechsel bei den großen Tankern in der Pflege.

Für die Fuldaer IntegrationsStiftung als Gastgeberin dankte Edith Becker zum Ende der Veranstaltung den Gästen des ersten Fachforums für ihr Interesse und ihre rege Beteiligung durch gezielte Fragen zum Thema. Frau Becker stellte in Aussicht, dass es nach diesem ersten erfolgreichen Fachforum in der Arche Noah weitere geben wird. +++


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