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Stadtbaurat Daniel Schreiner bat die Stadtverordneten um Zurückhaltung, denn heute waren die Bürger gefragt ... - Fotos: Hans-Hubertus Braune

FULDA Bürger sind gefragt

Wie mobil ist die Zukunft? Verkehrsentwicklungplanung der Stadt auf dem Prüfstand

08.10.16 - "Wir wollen den Verkehr in der Stadt neu sortieren und ordnen und das Verkehrsverhalten analysieren, um für die Zukunft Planungssicherheit zu gewinnen. Es geht um nachhaltige Mobilität." Mit diesen Worten skizzierte Fuldas Stadtbaurat Daniel Schreiner am Freitag die Zielsetzung einer Veranstaltung zur Verkehrsentwicklungs- und Nahverkehrsplanung. Rund 80 Teilnehmer, darunter Stadtverordnete und Interessenvertreter, in der Hauptsache aber interessierte Fuldaer, trafen sich zu diesem Auftakt im Stadtschloss.

An die anwesenden Stadtverordneten richtete Schreiner den Appell, sich in der Diskussion doch bitte zurückzuhalten. Gefragt seien vor allem die Bürgerinnen und Bürger. "Die sollen hier sagen, wenn und was ihnen nicht passt" - jeder dürfe sich "auskotzen". Um die Diskussion mit Fakten zu füttern, habe die Stadt Fachleute eingekauft und durch die Verkehrsexperten aus dem Stadtschloss ergänzt.

Dr.-Ing. Frank Ließke von der TU Dresden

und Dipl-Ing. Christian Bexen führten ins Thema ein

Ins Thema führte Dr. Ing. Frank Ließke von der TU Dresden ein, indem er die durch eine Befragung in Fulda ermittelten Zahlen erläuterte. Dafür waren 516 Personen aus 220 Haushalten in Fulda über ein Jahr nach ihrem Verkehrsverhalten an einem mittleren Wochentag befragt worden. Danach wird jeder zweite Weg - nämlich 52 Prozent - mit dem Auto zurückgelegt, 32 Prozent zu Fuß und je 8 Prozent mit dem Öffentlichen Nahverkehr und dem Fahhrad. "Da ist noch Luft nach oben", kommentierte der Experte die beiden letzteren Zahlen. 16,1 km legt jeder Fuldaer durchschnittlich am Tag zurück, den Hauptanteil nimmt dabei der Weg von und zur Arbeit ein. 60 Prozent der Befragten fahren mit dem Auto zum Einkaufen - auch hier sieht Dr. Ließke Potential, für weniger Autoverkehr zu sorgen. "Wie macht man die Stadt kompakter?", müsse hier die Fragestellung für die Planer lauten. Anders  als in Großstädten gibt es in Fulda wenig Probleme mit dem ruhenden Verkehr. Immerhin 85 Prozent der Pkw-Besitzer parken in der eigenen Garage, dem eigenen Carport oder sonst privat. Durchschnittlich 1,1 Auto besitzt der Fuldaer, nur 14 Prozent der hiesigen Bevölkerung hat keinen eigenen Pkw. In anderen Städten liege dieser Anteil immerhin bei einem Drittel der Einwohner, was vermutlich durch die bessere ÖPNV-Ausstattung begründet ist. Der Anteil von gerade mal einem Prozent von Carsharing- und Leihfahrradnutzung stecke sowohl in Fulda als auch andernorts noch in den Kinderschuhen. "Da gibt es noch jede Menge Entwicklungspotential", so Ließke.

"Planung ist nicht das wirkliche Leben", konstatierte er zum Ende seines Vortrags. Gerade deshalb sei die so genannte integrierte Verkehrsentwicklungsplanung, also die Beteiligung der Bürger wie jetzt in Fulda so wichtig. 

Aus dem Auditorium kamen auch gleich mehrere kritische Nachfragen an den Experten. Warum wurde für die Befragung ein mitlerer Wochentag ausgewählt? Schließlich sei die Crux in Fulda, dass am Samstagabend nur noch die Hälfte der Busse verkehre? Ein Student legte großen Wert auf die Feststellung, dass der Anteil der Studierenden in Fulda immerhin 10 Prozent der Bevölkerung ausmache. Auch er beklagte die schlechte Anbindung des ÖPNV abends und am Wochenende. Auch die weit verbreitete "Unsitte", Kinder per Auto in Schule und Kindergarten zu chaufieren, wurde bemängelt. Im Anschluss konnte die Diskussion an drei Thementischen vertieft und detaillierter fortgesetzt werden.

Morgen eigene Planungsradtour

Im Zusammenhang mit der Aufstellung des Verkehrsentwicklungsplans findet am morgigen Samstag auch noch , 8. eine Planungsradtour durch Fulda statt. Start ist um 13 Uhr auf dem Domvorplatz, die Dauer beträgt etwa zwei Stunden. Die Strecke führt über die Friedrichstraße und durch die Unterstadt zur Bardostraße, von dort entlang der Bundesstraßen zum zur Rabanusstraße und weiter durch die Petersgasse zur Heinrichstraße und zur Kurfürsten- und Leipzigerstraße. Endpunkt ist dann die Richthalle am Bahnhof. Auf der Tour solleen unterschiedliche Aspekte der Verkehrsplanung betrachtet werden. Die Tour führt durch zentrale Bereiche Fuldas, vor Ort werden typische Situationen für die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer direkt diskutiert.

Hintergrund

Der Verkehrsentwicklungsplan (kurz VEP) ist Teil der der übergeordneten Planung in Kommunen, die ein Leitbild für die Entwicklung im Bereich Verkehr vorgeben soll. Dabei werden alle Aspekte – von Fußgängerzonen und Radwegen über Parkmöglichkeiten für Autos und Campingmobile bis hin zum Schwerlastverkehr unter die Lupe genommen. Dabei wird durch die beteiligten Gutachterbüros auch untersucht, wo sich bisherige Strukturen verändert haben – etwa andere Verkehrsströme durch neue Geschäfte und Betriebe entstanden sind oder mehr Verkehr durch neue Wohnsiedlungen etc. Gleichzeitig wird versucht, durch Prognosen auch künftige Verkehrsentwicklungen vorherzusagen. Der VEP soll am Ende Ziele und Strategien für die Entwicklung und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, aber auch beim Lärm- und Umweltschutz festlegen und als Orientierungspunkt für Politiker, Planer und Bürger dienen. Auch wenn der VEP langfristig die großen Linien der Entwicklung vorgeben soll, so muss er doch von Zeit zu Zeit angepasst und fortgeschrieben werden. Der aktuell geltende VEP für die Stadt Fulda stammt noch aus dem Jahr 2004 und soll nun angepasst werden.

Der Nahverkehrsplan (NVP) ist ein Planungsinstrument für den Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Seine regelmäßige Fortschreibung ist eine Pflicht der Kommune. Für seine jetzt anstehende Neufassung wird nun beispielsweise untersucht, ob die Linienführung und die Taktung der Busse noch den Erfordernissen entspricht, dabei werden unter anderem Fahrgastzahlen, unter anderem auch im Schülerverkehr, analysiert. Die jetzige Fortschreibung erfolgt in enger Abstimmung mit der Fortschreibung des Nahverkehrsplans für den Landkreis Fulda. Die geltenden Nahverkehrspläne sind auch eine wichtige Grundlage für die Liniengenehmigung nach Personenbeförderungsgesetz (PBefG).PM/ Carla Ihle-Becker+++


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