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Gerlinde Stumpf begrüßte alle Gäste beim diesjährigen Frauen-Frühstück im Gasthof Mihm in Tann - Fotos: privat

TANN (Rhön) "Man muss auch mal NEIN sagen"

Frühstücks-Treffen für Frauen in Tann - Wege aus dem Burnout

18.10.16 - Rund 160 Frauen fanden sich am vergangenen Samstag in der Tanner Rhönhalle zum "Frühstückstreffen für Frauen in Deutschland" (FFF) ein, um einen Bericht über den Weg aus dem Burnout zu hören. Gerlinde Stumpf, die stellvertretende Koordinatorin der FFF-Gruppe Tann (Rhön) begrüßte die anwesenden Frauen unterschiedlichster Altersklassen mit einer Geschichte von einem Mönch und einem Jäger. Darin wurde klar, dass ein Bogen, der zu sehr angespannt wird, unweigerlich reißen muss: "Man muss entspannen, um anspannen zu können." Mit Blick auf das Thema erinnerte Stumpf an Betroffene wie Sven Hannawald und Tim Mälzer.

Mit der Aufforderung zum Frühstücksbüffet, das die Gaststätte Mihm gestaltet hat, sagte Gerlinde Stumpf, dass bei einer Mahlzeit zwei Gäste bewirtet werden - der Körper und die Seele. Martina Blank-Ulpts und Uschi Schlereth zeigten in ihrem Anspiel sehr eindrücklich, wie eine seelische Erschöpfung aussehen kann. Auch die Referentin Katja Bernhardt war selber betroffen und erzählte in ihrem Referat, wie sie als Kinderkrankenschwester im Nachtdienst jahrelang ihrem Beruf und ihrer Familie mit zwei Kindern, dem Ehrenamt und den gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht geworden ist, bis es zu viel war. "Wer immer alles gibt, hat irgendwann nichts mehr zu geben", so die Referentin.

"Aber wie wird eine Powerfrau zu einer ausgepowerten Frau", fragte Katja Bernhardt. Jahrtausende lang war das Pferd das schnellste Fortbewegungsmittel für den Menschen und heute sei jeder mit Hilfe modernster Technik rund um die Uhr erreichbar. Die Welt verändert sich immer schneller und deshalb gibt es in der Arbeitswelt ständig Erneuerungen. Die moderne Gesellschaft sei ein Treibhaus für Stress und Überforderung. Hinzu kommen die unterschiedlichen Rollen einer Frau in Beruf und Familie als Partnerin, Mutter, Freundin, Tochter und Kollegin, sowie der eigene Anspruch möglichst "perfekt" zu sein und der Druck, die Erwartungen der anderen erfüllen zu wollen. Deutschland sei das Volk der Erschöpften, schnell, anstrengend und unberechenbar.

Der Saal war gut besucht

"Burnout entwickelt sich langsam und alle Altersklassen sind betroffen. Zunächst werden die eigenen Bedürfnisse hinten angestellt, Überlastung wird verdrängt, Freundschaften und Hobbies werden vernachlässigt. Später geht die Eigenwahrnehmung verloren, das Wesen veränderte sich, es kommt zu Angst und Panikattacken bis hin zu Suchtverhalten und totaler Erschöpfungsdepression", erklärte Katja Bernhardt. Die Referentin äußerte den Wunsch, mit ihrem Vortrag sensibel machen zu wollen, für das, was passiert, um rechtzeitig wachsam zu sein für sich und andere. In der Gesprächspause waren die Zuhörerinnen aufgefordert, sich über ihre eigene momentane Lebenssituation auszutauschen und darüber, was nach anstrengenden Tagen hilft, um zur Ruhe zu kommen.

Katja Bernhardt ermutigte dazu, für die eigenen Bedürfnisse einzustehen und auch mal "nein" zu sagen. "Machen Sie sich weniger abhängig von dem, was andere denken", rief sie den Frauen zu. "Wichtiger als perfekt zu sein, ist es authentisch zu sein. Arbeit und Ruhe müssen im ausgewogenen Verhältnis stehen. Finden Sie ihre persönlichen Auszeiten, zum Beispiel in der Sauna, bei einem guten Buch oder einer Tasse Tee. Aber lernen sie auch, rechtzeitig um Hilfe zu bitten und nicht immer alles alleine schaffen zu wollen. Fragen Sie sich, welche Aufgaben kann ich abgeben und was kann auch mal liegen bleiben." In Bezug auf besorgte Mütter sagte die Referentin, dass man einem Menschen nicht hilft, wenn man ihm abnimmt, was er alleine kann. Außerdem gäbe es manchmal Beziehungen oder Aufgaben, die zu viel Kraft kosten. "Fragen Sie sich, was macht mir Freude, was mache ich gerne und wo ist meine Grenze", so Bernhardt weiter.

Im Unterschied zu den Frühstücks-Treffen der einzelnen Kirchengemeinden werden die "Frühstücks-Treffen für Frauen in Deutschland e. V." von Frauen aus verschiedenen christlichen Kirchen und Gemeinden organisiert und immer in öffentlichen Räumen veranstaltet. Sie sind konfessionell unabhängig und wurden 1983 von einer Gruppe junger Frauen in Zürich ins Leben gerufen. Schon ein Jahr später wurde die Idee in Deutschland aufgenommen und inzwischen gibt es diese Treffen in über 200 Städten des Landes. 1998 fanden die ersten beiden Treffen der Frühstücksfrauen Tann (Rhön) statt, der einzigen FFF-Ortsgruppe im Landkreis Fulda. Das nächste Frühstückstreffen ist am 18. März 2017 im Ulstersaal in Hilders mit dem Thema "Die Jahreszeiten im Leben einer Frau". +++


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