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- Archivfoto: Carina Jirsch

NEUHOF Typisierung am Samstag

Interview mit DKMS-Mitarbeiterin: Wie kann man dem kleinen JAKOB helfen?

Am Samstag, 22. Oktober, findet zwischen 11:00 und 16:00 Uh die Typisierung für Jakob in Zusammenarbeit mit der DKMS im Gemeindezentrum Neuhof statt.

21.10.16 - Knapp einen Monat ist es her, dass die Nachricht über die Typisierungsaktion für den kleinen Jakob aus Neuhof für Aufmerksamkeit sorgte. Verwandte, Freunde und Bekannte des Jungen hatten sich zusammengetan, eine Initiativgruppe gegründet und alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit dem Vierjährigen, der an Leukämie erkrankt ist, geholfen werden kann. Am kommenden Samstag findet nun die Typisierungsaktion im Gemeindezentrum Neuhof statt. Im Interview erklärt die DKMS-Mitarbeiterin Demet Kaygusuz, wer an dieser Aktion teilnehmen und wie man dem kleinen Jakob helfen kann.

Wer kommt als Spender in Frage, wer nicht?

Demet Kaygusuz: Grundsätzlich kommt jeder gesunde Mensch zwischen 17 und 55 Jahren, der mindestens 50 Kilogramm wiegt, als Spender in Frage. Ausschlussgründe sind beispielsweise schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Erkrankungen wie beispielsweise Rheuma, fast alle Krebserkrankungen, Hepatitis B, C oder D. Für Detailfragen steht am Aktionstag eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter der DKMS vor Ort zur Verfügung.

Wie läuft die Registrierung am Aktionstag ab?

Demet Kaygusuz: Nach dem Ausfüllen einer Einverständniserklärung werden dem Spender fünf Milliliter Blut aus der Armvene entnommen. Für den Spender ist das zunächst eine Sache von fünf bis zehn Minuten und ein kleiner Piks. Damit ist der erste Schritt getan, um einem Menschen das Leben retten zu können.

Wonach wird die Blutprobe untersucht?

Demet Kaygusuz: Im Labor werden die Gewebemerkmale des Blutes bestimmt. Die Blutgruppe spielt hier keine wesentliche Rolle. Die Befunde werden anschließend anonymisiert an das Zentrale Knochenmarkspender Register (ZKRD) in Ulm weitergeleitet, wo sie für Patientenanfragen aus dem In- und Ausland zur Verfügung
stehen.

Die Aufnahme in die DKMS kostet 40 Euro. Wofür wird das Geld benötigt?

Demet Kaygusuz: Die Bestimmung der Gewebemerkmale ist eine sehr aufwendige und damit teure Laboruntersuchung, so dass der DKMS für jede Neuaufnahme inklusive Typisierung, Material, Logistik und Personal Kosten in Höhe von 40 Euro entstehen. Die Krankenkassen übernehmen diese Kosten nicht. Nach einer anfänglichen Förderung durch das Bundesministerium für Gesundheit und die Deutsche Krebshilfe ist die DKMS seit Ende 1994 für den Ausbau der Datei finanziell auf sich gestellt. Die Spenderneugewinnung wird seitdem über Privat- und Firmenspenden finanziert. Jeder Euro, der an die DKMS gespendet wird, trägt dazu bei, die Überlebenschancen für Patienten zu verbessern.

Wann kommt man als Stammzellenspender in Frage?

Demet Kaygusuz: Die Gewebemerkmale von Patient und Spender müssen nahezu hundertprozentig übereinstimmen, damit eine Transplantation erfolgreich durchgeführt werden kann. Anders als bei den verschiedenen Blutgruppen, ist die Übereinstimmung der Gewebemerkmale zweier Menschen allerdings äußerst selten. Deshalb ist es sehr wichtig, dass so viele Menschen wie möglich als potenzielle Stammzellspender registriert sind, denn nur so können "genetische Zwillinge" auch tatsächlich gefunden werden.

Wie groß ist die Chance, einen passenden Spender zu finden?

Demet Kaygusuz: Bei häufigen Merkmalskombinationen kann ein Spender unter 20.000 gefunden werden. Bei seltenen Gewebemerkmalen findet sich eventuell unter mehreren Millionen kein passender Spender.

Frage: Was geschieht mit den Blutproben, die abgegeben werden?

Demet Kaygusuz: Alle Blutproben werden sofort nach der Aktion ins Labor gebracht und analysiert. Entscheidend für eine erfolgreiche Übertragung der Stammzellen ist die Übereinstimmung von mindestens acht Gewebemerkmalen zwischen Patient und Spender. In unserem Labor werden bei allen neu aufgenommenen Spendern zwölf Gewebemerkmale bestimmt. Durch diese hochauflösende Typisierung wird der Spendersuchlauf deutlich verkürzt.

Frage:Gesetzt den Fall, die HLA-Merkmale eines Spenders stimmen mit denen
eines Patienten überein. Was geschieht danach?

Demet Kaygusuz: Kommt man als Spender für einen Patienten in Frage, kommt es zu einer Bestätigungstypisierung. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem sich der potenzielle Spender endgültig entscheiden muss, ob er für den Patienten zur Verfügung stehen will. Wenn er zustimmt, wird bei ihm ein gründlicher Gesundheits-Check-up durchgeführt. Die bloße Registrierung bei der DKMS beinhaltet zunächst nicht die bindende Verpflichtung zu einer tatsächlichen Stammzellspende. Denn oft kommt es erst nach Jahren zu einer Anfrage für eine Stammzellspende und in dieser Zeit können im Leben eines Spenders Umstände (z.B. Krankheiten) eingetreten sein, die eine Stammzellspende unmöglich machen.

Frage: Was passiert bei einer Knochenmark- oder Stammzellentnahme?

Demet Kaygusuz: Es gibt zwei verschiedene Entnahmeverfahren: 1. Die wesentlich häufigere Methode (80%) ist die periphere Stammzellentnahme: Dem Spender wird über mehrere Tage ein Medikament verabreicht, welches die
Produktion der Stammzellen im Knochenmark anregt und diese in die Blutbahn ausschwemmt. Nach dieser Vorbehandlung werden die Stammzellen über ein spezielles Verfahren aus dem Blut gesammelt. 2. Seltener (20%) durchgeführt wird die Knochenmarkentnahme, bei der dem Spender das Blut-Knochenmarkgemisch unter Vollnarkose direkt aus dem Beckenkamm (nicht (!!!) etwa Rückenmark) entnommen wird. Es bildet sich übrigens nach zwei Wochen wieder vollständig nach.

Muss sich der Spender auf einen längeren Krankenhausaufenthalt gefasst machen?

Demet Kaygusuz: Nur bei der Knochenmarkentnahme ist ein Krankenhausaufenthalt nötig, der etwa zwei bis drei Tage dauert. Die periphere Stammzellspende wird ambulant durchgeführt und dauert in der Regel vier Stunden.

Was sind die Anzeichen für einen Erfolg einer Stammzelltransplantation?

Demet Kaygusuz: Nach etwa zwei bis vier Wochen gibt der Anstieg der weißen Blutkörperchen erste Anhaltspunkte dafür, ob die neuen Stammzellen ihre Aufgabe aufgenommen haben und – wie gewünscht - gesunde Blutzellen bilden. Ist beim Patienten ein stetiger Anstieg weißer Blutkörperchen nachweisbar ist, steigt auch seine Chance auf ein zweites Leben.

Welche Risiken gibt es bei der Stammzellentnahme?

Demet Kaygusuz: Bei der Knochenmarkentnahme besteht für ein paar Tage ein lokaler Wundschmerz. Das Risiko beschränkt sich bei dieser Methode auf das übliche Narkoserisiko. Bei der peripheren Stammzellspende können während der Vorbereitungsphase grippeähnliche Symptome auftreten. Langzeitnebenwirkungen sind nach heutigem
Forschungsstand nicht bekannt.

Welches Krankenhaus entnimmt dem Spender Stammzellen?
Demet Kaygusuz: Die DKMS kooperiert mit ausgesuchten und routinierten Entnahmezentren. Die gesamte Reiseabwicklung inklusive Unterkunft übernimmt die DKMS für ihre Spender. Dem Spender entstehen keine Kosten. +++


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