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Pilzsachverständige Iris Eibeck - Foto: Toni Spangenberg

REGION Letzte Chance für Pilzsammler

Vergiftungen durch Pilze nehmen zu - Expertin Iris EIBECK klärt auf

27.10.16 - Scharf angebratene Riesenschirmlinge auf frischem Brot, Pilze in Sahnesoße oder zu Rührei. Die Bandbreite an Pilzgerichten ist schier unendlich. Wer Champignon und Co. gerne isst, muss dazu nicht unbedingt in den Supermarkt. Derzeit bietet sich auch ein Besuch im Wald an. "Die Hauptsaison für Pilze ist zwar September bis Mitte Oktober, doch solange es noch keinen Bodenfrost gibt, kann man noch einiges finden", weiß Pilzsachverständige Iris Eibeck aus Rengsfeld (Stadt Gersfeld). In den heimischen Wäldern können versierte Sammler einige verschiedene Speisepilze finden. "Bei den Röhrlingen gibt es beispielsweise Steinpilze, Maronenröhrlinge oder Rotkappenbirkenpilze. Champignons und Stockschwämmchen zählen zu den Lamellenpilzen."

Fotos: Sofia Pfeffer

Anfängern rät Eibeck bei den Röhrenpilzen zu bleiben. "Hier besteht wenig Gefahr, sich schwer zu vergiften. Es gibt nur einen lebensbedrohlichen Röhrling, den Satansröhrling." Dieser wachse aber aufgrund der niedrigen Temperaturen nicht in der Rhön. Generell sollten Sammler nur die Pilze mitnehmen, bei denen sie sich ganz sicher sind, rät die Expertin. "Der gesunde Menschverstand ist hier auch wichtig. Überalterte oder vermoderte Fruchkörper sollte man stehen lassen." Lebensbedrohlich könne es hauptsächlich werden, wenn man die falschen Lamellenpilze sammelt. "Den grünen Knollenblätterpilz können Anfänger leicht mit einem Champignon, den Haarschleierling mit Pfifferlingen verwechseln."

Wer sich einmal dazu entschlossen hat, Pilze zu sammeln, sollte noch ein paar Expertentipps beachten. "Es empfiehlt sich, immer einen luftigen Korb mit in den Wald zu nehmen." Champignons seien beispielsweise klein und zerbrechlich. Wenn man zusätzlich noch schwere Steinpilze sammle und beide in einem Beutel statt einem Korb transportiere, könnten die Champignons zerquetscht werden - die Arbeit wäre umsonst gewesen. "Man sollte sich auch vorher schlau machen, wo bestimmte Pilzarten anzutreffen sind." Wichtig zu beachten sei auch, dass in Hessen pro Person und Tag nicht mehr als ein Kilogramm gesammelt werden darf. Hat man einen Pilz gefunden, sollte man ihn aus dem Boden drehen und niemals herausreißen, um das Myzel nicht zu beschädigen.

Wer sich unsicher ist, hat verschiedene Möglichkeiten, sich zu informieren. Auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Mykologie könne man sich beispielsweise informieren, wo es einen Pilzsachverständigen in der Nähe gibt, und ob dieser Beratung anbietet. "Am Besten ruft man vorher einen Fachkundigen an und fragt, ob er sich die Pilze nach dem Sammeln einmal anschauen könnte." Um zu vermeiden, nur giftige Pilze zu sammeln, sollte man nach verschiedenen Arten Ausschau halten. Hilfreich seien auch Bücher und Apps zur Bestimmung von Pilzen. Allerdings sollte man sich nicht nur auf eine Quelle verlassen, sondern mehrere zu Rate ziehen. "Man darf aber trotzdem nicht denken, jeden Pilz im Wald bestimmen zu können. In Deutschland gibt es allein 6.500 Großpilzarten."

Vorsicht sei geboten bei veralteter Literatur. "Es kann auch sein, dass sich Erkenntnisse geändert haben. Pilze, die beispielsweise in den 60er Jahren verkauft wurden, können über einen längeren Zeitraum verzehrt, tödliche Vergiftungen hervorzurufen." Hier seien unter anderem der Kahle Krempling oder der Grünling zu nennen.

Trotz der Beratungs- und Informationsangebote haben schwerwiegende Pilzvergiftungen nach Angaben des statistischen Bundesamtes in den letzten Jahren immer mehr zugenommen. "Häufig handelt es sich um ausländische Mitbürger, die in ihrer Heimat vielleicht eine große Artenkenntnis haben. Diese ist aber nicht auf die in Deutschland wachsenden Pilze zu übertragen", erklärt Eibeck. In den 90er Jahren habe es einen spektakulären Fall gegeben. "Vier Thailänderinnen sammelten jede Menge grüner Knollenblätterpilze für eine Hochzeit. Glücklicherweise haben sie das Essen vor den Gästen probiert und wurden anschließend in verschiedenen Kliniken behandelt." (Toni Spangenberg) +++


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