Kult-Pizzeria TOMATE wird heute 30 - Nico TEDESCO: "Habe schönsten Job der Welt"

01.11.16 - Die Tomate hat in Fulda längst Geschichte geschrieben. Sie ist mehr als ein italienisches Restaurant, sondern mittlerweile eine Institution und ein bliebeter Treffpunkt für alle, vom einfachen Arbeiter über den Politiker bis zum Manager. Heute feiert die Traditions-Pizzeria von Nicola Tedesco (59) ihren 30. Geburtstag in der Heinrichstraße 13. Mit OSTHESSEN|NEWS hat der Gastronom über die Anfänge seiner Tomate, die Revolution der Gastronomie in der Barockstadt und seine Gäste gesprochen. "Hier wurden schon viele Bekanntschaften geschlossen. Alles ist offen, es wird kommuniziert wie in Italien. Das ist mir sehr wichtig."

Mit der Tomate kam 1986 ein moderner Italiener nach Fulda. "Mit 17 bin ich nach Deutschland gekommen. Dann habe ich erst zwölf Jahre im Steigenberger am Frankfurter Flughafen gearbeitet, bevor ich mich für die Selbstständigkeit entschieden habe", sagt Nico Tedesco, der ursprünglich aus Potenza kommt und in Italien die Hotelfachschule absolviert hat. Mit 24 Sitzplätzen, einer zweiseitigen Speisekarte und dem Holzofen ging der Betrieb in dem heutigen Kult-Lokal - mitten in der Domstadt - los. "Gemietet habe ich schon im Juni, dann ist alles in fünf Monaten umgebaut worden."

Die beiden verbinden viele Erinnerungen an 30 Jahre Tomate

Neben Pizza, Nudeln und Salat standen Antipasti und Co. auf der Karte. Daran erinnert sich der Fuldaer Fotodesigner Walter M. Rammler noch genau. Er war damals erster Gast in der Tomate. "Nico hat die Gastronomie revolutioniert. Antipasti - das gab es in Fulda nicht. Dann war da noch die offene Küche - vielleicht machte das die Tomate damals schon bundesweit einzigartig." Viele Fuldaer waren spektisch. "Das wird nie eine Pizzeria, sondern eher ein Krankenhaus", so Rammler, und er weiß noch: "Es war kahl und glich eher einem Fastfood-Laden. Doch der Schein trügte." Schnell gab es auch nach dem Dachsbau in der Pfandhausstraße in Nico's Pizzeria Fuldas zweite Außengastronomie. "Ich hatte richtig Stress mit dem damaligen Oberbürgermeister Dr. Hamberger und dem Ordungsamt, bin aber hartnäckig geblieben und am Ende habe ich meine Gäste im Sommer auch draußen bedient", berichtet Tedesco im O|N-Gespräch.

Heute hat die Tomate viele Stammgäste. "Von Jahr zu Jahr wurden es mehr", so der Gastronom. Sein Erfolgsrezept: "Ich bin, wie ich bin. Jeder wird bei mir gleich behandelt. Und Kinder waren auch immer willkommen. Sie können hier alles machen, auch in den Kopf in die Küche stecken. Das ist keinesfalls überall so." Auch wenn es in der Pizzeria heute "ums Sehen und Gesehen werden" geht, hat sich das Restaurant mit 40 Sitzplätzen nicht verändert. "Bei uns sind die Gäste ungezwungen: die einen essen, andere trinken nur ein Gläschen Wein, ein Bier oder einen Espresso." Fünf Mitarbeiter beschäftigt Nico Tedesco, und er ist stolz auf sein Lebenswerk. "Das kann er auch", sagt sein Freund und treuer Gast Walter Rammler. "Nico hat ein großes Herz, aber man kann mit ihm auch sehr anspruchsvoll diskutieren, so dass einem die Haare zu Berge stehen. Das schätze ich besonders an ihm."

Im Steinofen werden die Pizzen gebacken

Viele Promis gehen oft in die Tomate - früher wie heute: CDU-Ikone Dr. Alfred Dregger (verstorben), Ex-Staatssekretärin Oda Scheibelhuber, Landtagsabgeordneter Dr. Walter Arnold, Unternehmer und Ex-IHK-Präsident Helmut Sorg, Kinderakademie-Chefin Dr. Gabriele König, Landrat Bernd Woide mit Gattin Carmen oder die Klinikum-Vorstände PD Dr. Thomas Menzel und André Eydt. Der Fotograf Walter Rammler hat einige von ihnen in Nico's Tomate auf weit über 200 schwarz-weiß-Bildern verewigt. "Die Bilder sind auch Kult." Nico Tedesco sagte zum Schluss: "Ich bin so glücklich. Ich habe den schönsten Job der Welt und würde es immer wieder tun." Den Tomaten-Geburtstag feiert der 59-Jährige bei einem guten Wein in seiner italienischen Heimat. (Christian P. Stadtfeld) +++