Archiv
Viele Ausbildungsplätze bleiben derzeit leer - Symbolbild: Pixabay

FULDA Bilanz des Ausbildungsmarktes

Zu wenige Bewerber für zu viele Stellen - "Es herrscht ein eklatanter Mangel"

08.11.16 - Viele Firmen und Betriebe im Landkreis Fulda stehen vor einem Problem: Ihnen fehlen die Auszubildenden. "Es herrscht ein eklatanter Mangel", sagte Waldemar Dombrowski, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda bei der Pressekonferenz zur Bilanz des Ausbildungsmarktes am Montagnachmittag. Der Trend setzt sich damit fort: Das Ausbildungstellenangebot übersteigt noch deutlicher als in den Vorjahren die Nachfrage. In Zahlen bedeutet das, dass im Ausbildungsjahr 2015/16 1.532 Bewerber auf 2.425 Ausbildungsplätze kamen.

Die Schere zwischen freien Stellen und Bewerbern geht also noch weiter auseinander. Ein Problem das die Region nicht nur jetzt treffe. "Auch in Zukunft werden Fachkräfte fehlen." Derzeit gebe es keinen Berufsbereich, in dem nicht Bewerber fehlen. Bis zum Ausbildungsjahr 2011/12 sah das anders aus: Betriebe konnten sich ihre Auszubildenden noch aus einem größeren Pool an Bewerbern aussuchen. Dann folgte die immense Entwicklung: In diesem Jahr gab es doppelt so viele Stellen wie noch 2005. 

Die Vertreter der geehrten Ausbildungsbetriebe mit Waldemar Dombroswski: Marie-Luise ...Fotos: Suria Reiche

Die Seiger gemeinsam mit ihren Betreuern

Stefan Schunk

Waldemar Dombrowski

Im Gegensatz zu anderen Regionen in Hessen, besitzt der Landkreis Fulda somit ein Alleinstellungsmerkmal. "Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kommen rechnerisch 158 Ausbildungsstellen. Eine so komfortable Situation finden junge Menschen in ganz Hessen nicht vor." Angesichts der anhaltend guten Wirtschaftlage und der demografischen Herausforderungen in der Zukunft zeigten die Betriebe in der Region eine hohe Ausbildungsbereitschaft. Erfreulich sei, dass die meisten trotz einer sich immer schwieriger gestaltenden Suche nach beruflichem Nachwuchs nicht resignieren, sondern den jungen Menschen bei den Anforderungen entgegenkommen. 

Dennoch: Insgesamt 205 Ausbildungsstellen sind bisher unbesetzt geblieben. Unter anderem werden noch 19 Köche und Köchinnen gesucht. Auch junge Menschen, die eine Ausbildung im Verkauf oder im Hotelfach anstreben, haben weiterhin gute Chancen auf eine Lehrstelle. Doch angesichts von nur 22 Bewerbern und Bewerberinnen, die momentan noch einen Ausbildungsplatz anstreben, seien die Aussichten, diese Stellen zu besetzen, eher schlecht, hieß es am Montagnachmittag. Die Folge: Betriebe müssen Alternativen in Anspruch nehmen. "Die Kompromissbereitschaft ist da."

Positiv stellte Dombrwoski heraus, dass die Zahl der Hauptschülerinnen und Hauptschüler, die in diesem Jahr eine Ausbildung gesucht haben, gestiegen sei. "Das war eines unserer Ziele, wir wollten sie dazu motivieren." Auch was Fach- und Abiturienten angehe, ist es der Region gelungen, mehr von ihnen in einer Ausbildung unterzubringen. Im Gegensatz dazu steigt der Trend zu studieren bundesweit an. "Wir als Wirtschaft bedauern das", sagte Stefan Schunk von der Industrie- und Handelskammer. Denn eine Ausbildung biete viele Chancen. Dennoch leide sie unter einem kleinen Image-Problem. "Viele gehen ganz einfach studieren, weil es gut klingt."

Während es also zu wenige Bewerber und Bewerberinnen aus der Region gibt, befinden sich zur Zeit einige junge Geflüchtete in sogenannten Maßnahmen, in denen sie auf den deutschen Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Schunk geht davon aus, dass im kommenden Lehrjahr circa 140 von ihnen untergebracht werden können. "Bemerkbar machen wird sich diese Entwicklung allerdings erst im Ausbildungsjahr 1018/19", sagte Dombrowski.

Im Zuge der Pressekonferenz zur Bilanz des vergangenen Ausbildungsjahr wurden am Montagabend drei Betriebe für besondere Verdienste in der Berufsausbildung ausgezeichnet: Element Six aus Burghaun, Marie-Luise Weber Haare und Schönheit aus Künzell sowie das Autohaus E. Sorg aus Fulda. Die drei Betriebe tun nicht nur viel für ihre Auszubildenden, sondern auch, um junge Menschen für eine Ausbildung in ihrem Unternehmen zu begeistern. Glaubwürdig rüberbringen, dass sie eine gute Ausbildung anbieten zum Beispiel. Weiterbildungsmöglichkeiten bieten, "außerdem schauen wir schon länger nicht mehr nur auf die Schulnoten, sondern in die Augen der Bewerberinnen und Bewerber", sagte Dr. Mascha Sorg vom Autohaus Sorg. "Nicht nur sie müssen sich uns gut vorstellen, sondern wir auch ihnen." Was ansonsten passieren könnte, war den Anwesenden am Montagnachmittag bewusst: Ohne junge Leute fehlt der frische Wind, die Innovationen in einem Unternehmen. Außerdem werden irgendwann die Fachkräfte ausgehen. (Suria Reiche) +++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön