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Malerin Britta Blenk und Autor Hermann Vinke neben dem Triptychon “Im Gedenken” in Heubachs ehemaliger Synagoge - Fotos: Synagoge Heubach

KALBACH Ein Gedicht, ein Gemälde, ein Buch

"Dreiklang" gab der Lesung mit Hermann VINKE besonderen Charakter

14.11.16 - "Im Gedenken" - das ist der Titel einer Arbeit der Fuldaer Malerin Britta Blenk, die am Sonntagnachmittag in der ehemaligen Synagoge in Heubach ausgestellt, aber auch erläutert wurde. Das Thema "Gedenken" war auch die Klammer, die Bildbetrachtung und Buchvorstellung verband. Die Ballade "Kinderschuhe aus Lublin" von Johannes R. Becher bündelt das unfassbare Leid der Menschen im Bild jener Schuhe, die dort im KZ zusammengetriebenen Kindern vor ihrer Ermordung ausgezogen und zur Weiternutzung "ins Reich" geschickt wurden. Autor Hermann Vinke trug Bechers Gedicht vor. Blenk beschrieb, was sie nach der Begegnung mit diesem Text zu dem Bild angeregt und bei den Entscheidungen zu Materialauswahl und Gestaltung geleitet hatte - und eröffnete so einen neuen Blick auf das das dreiteilige Gemälde.

Mit seinem Buch "Ich sehe immer den Menschen vor mir" gibt Vinke einen Einblick in das Leben und die Lebensauffassung des Wehrmacht-Offiziers und Thalauer Volksschullehrers Wilm Hosenfeld. Der, 1895 in Mackenzell geboren, wird Soldat im Ersten Weltkrieg. Danach prägen den jungen Katholiken die Reformpädagogik ebenso wie der nationale Zweig der Wandervogelbewegung. Und er lässt sich faszinieren vom Aufstieg Hitlers und dessen Partei. Bei Kriegsausbruch drängt es ihn zurück in die Armee.

Britta Blenk erläuterte das Werden ihres Bildes “Im Gedenken”

Autor Hermann Vinke während seiner Lesung in der ehemaligen Heubacher Synagoge ...

Beim Signieren

In Polen wird er rasch mit den Folgen der Gewalt und des Antisemitismus konfrontiert - und bewahrt sich seine Menschlichkeit, orientiert sich an seinem christlichen Glauben. "Hosenfelds moralischer Kompass ist in all den Jahren intakt geblieben", so Vinke, der vor der eigentlichen Lesung Hosenfelds Herkommen und Werdegang skizziert hatte. Mit Fantasie und einem Mut, der ihn nicht nur seine Karriere, sondern sein Leben hätte kosten können, setzt sich Hosenfeld für Verfolgte ein. Das belegen sein Tagebuch und Briefe an seine Frau Annemarie. So stellt er unter anderem einen auf der Fahndungsliste der Deutschen stehenden polnischen Priester in der von ihm geleiteten Sportschule ein. Und er bewahrt neben fast 60 anderen Menschen auch "den Pianisten" vor dem Tod: Die Rettung des jüdischen Musikers Wladyslaw Szpilman machte der Regisseur Roman Polanski in seinem Film "Der Pianist" weltweit bekannt.

Sein Rettungseinsatz für andere bewahrte Hosenfeld nicht vor einem schlimmen Schicksal: Der Vater von fünf Kindern geriet in sowjetische Gefangenschaft und starb dort 1952. Die Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem ernannte Hosenfeld 2008 postum zum "Gerechten unter den Völkern". Nach intensiven Fragen der Zuhörer an Vinke nutzten viele noch die Gelegenheit, sich das am Büchertisch der Fuldaer Dombuchhandlung erworbene Buch signieren zu lassen. Im Namen des gastgebenden Fördervereins dankte Hartmut Zimmermann dem Autor Vinke und der Malerin Blenk, aber auch der Initiative "Leseland Hessen" für die Förderung der Veranstaltung. +++


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