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v.l.: Michael Brandt, Ines Jahnel, Birgit Kömpel, Daniel Schreiner, Klaus Vornhusen - Fotos: Toni Spangenberg

FULDA Alle Strecken auf dem Prüfstand

Die Deutsche Bahn plant die Halbierung des Schienenlärms bis 2020

19.11.16 - Lärm macht krank und schränkt Lebensqualität ein. Das wissen auch die Bundesregierung und die Deutsche Bahn und haben es sich daher zur Aufgabe gemacht, die Lärmbelastung, die von der Schiene ausgeht bis 2020 zu halbieren. Bei einer Informationsveranstaltung im Bronnzeller Bürgerhaus am Freitag klärte die Bahn mehr als 60 interessierte Bürgerinnen und Bürger über aktuelle Lärmschutzpläne und bereits umgesetzte Projekt auf.

"So ein Informationsforum ist keinesfalls selbstverständlich", gibt Dr. Heiko Wingenfeld, Fuldas Oberbürgermeister zu bedenken. 1866 sei die Domstadt an das Bahnnetz angeschlossen worden. Seit 1991 gibt es den ICE-Halt. "Wir sind dankbar, dass die Bahn zum wirtschaftlichen Erfolg der Region beigetragen hat. Andererseits bedeutet die Bahnstrecke aber auch immer eine Belastung für die Menschen." Durch einen engen Austausch wolle die Stadt dazu beitragen, dass sich die Bahn gut weiterentwickeln kann.

Heiko Wingenfeld (Oberbürgermeister Fulda)

Klaus Vornhusen (Konzernbevollmächtigter der Bahn für Hessen)

Welches Ziel verfolgt die Bahn?

"Es ist uns ein wichtiges Anliegen den Lärm bis 2020 zu halbieren", macht Dr. Klaus Vornhusen, Konzerbevollmächtigter der Deutschen Bahn für das Land Hessen, deutlich. Es gehe um Lärmminimierung. Auch die politische Dimension dieser Thematik habe zugenommen. "Wir betreiben Lärmsanierung an bestehenden und -vorsorge an Neubaustrecken." Essentiell hierfür seien die sogenannte Flüsterbremse und Lärmschutzwände. "Seit 2001 hat Hessen mehr als 75 Millionen Euro in die Lärmsanierung gesteckt und so 86 Teilprojekte umgesetzt." Die Strecke Hünfeld-Nüst sei beispielsweise passiv saniert worden, das heißt den Anwohnern wurde angeboten Lärmschutzfenster einzubauen. Ein Zuhörer gibt jedoch zu bedenken, dass der Bund die Kosten hierfür nicht komplett übernehme, sondern nur zu 75 Prozent.

v.r.: Heiko Wingenfeld, Daniel Schreiner (Stadtbaurat), Michael Brandt

Ines Jahnel (Lärmschutzbeauftragte der Deutschen Bahn)

rechts: MdB Birgit Kömpel (SPD)

Maßnahmen zur Lärmreduzierung

Deutschlandweit gebe es 3.700 hochlärmbelastete Strecken, die abgearbeitet werden müssten, weiß Ines Jahnel, Lärmschutzbeauftragte der Deutschen Bahn. "Bis 2020 werden insgesamt 2.000 Kilometer Strecke saniert sein." Hierfür seien zwei Säulen entscheidend. Zum einen investiere die Bahn in die Infrastruktur und errichte beispielsweise Lärmschutzwände. Zum anderen unternehme die DB Tochter DB Cargo große Anstrengungen, ihre Güterwagen leiser zu machen. 55.000 Bestandsgüterwagen würden bis 2020 mit der sogenannten LL-Sohle ausgestattet, die die Züge leiser macht und weitere 9.000 Wagen sollen bis dahin neu angeschafft werden. "Die Voraussetzungen wurden bereits 2013 gelegt. So müssen Betreiber lauter Güterzüge zum Beispiel eine Gebühr entrichten." Seit dem 1. Januar 2016 habe der Bund den Grenzwert für Schienenlärm zudem auf 57 Dezibel gesenkt. Das entspricht der zulässigen Lautstärke von Straßenlärm. "Der Bund stellt für unsere Lärmschutzmaßnahmen seit diesem Jahr 150 Millionen Euro zur Verfügung, ein Plus von 50 Millionen im Vergleich zum Vorjahr."

Birgit Kömpel

MdB Michael Brandt (CDU)

Aufgrund der Senkung des Grenzwertes werde nun das Gesamtkonzept zur Lärmsanierung überarbeitet. "Auch bereits lärmsanierte Strecken kommen wieder auf den Prüfstand. Ich kann mir vorstellen, dass dann auch in der Region Fulda vermehrt aktive Maßnahmen umgesetzt werden." Derzeit fahren rund 180.000 Güterwagen auf deutschen Schienen, erklärt Jahnel. Ein Drittel davon seien ausländische Züge. "Wir gehen aufgrund der starken Lobbyarbeit von DB Cargo im Ausland davon aus, dass auch dort ein Umdenken einsetzt." Die Bahn setze auch in Zukunft auf Dialog, denn "nur einer leisen Bahn gehört die Zukunft."

Robert Vey, Niesig

Lothar Jestädt, Eichenzell

Positionen der heimischen Bundestagsabgeordneten

Bundestagsabgeordnete Birgit Kömpel (SPD) ist der Ansicht, dass der Bund bisher viel geleistet habe. "Wenn die 150 Millionen Euro von der Deutschen Bahn in diesem Jahr nicht vollständig abgerufen werden können, besteht jetzt erstmals die Möglichkeit diese ins kommende Jahr zu übernehmen." Die Regierung plane auch weiterhin, die Bürger vor Lärm zu schützen, nur sei das Planungsrecht kompliziert und langwierig.

Michael Brand (MdB, CDU) sieht dagegen dringenden Handlungsbedarf. "Zum einen muss das vom Bundesverkehrsministerium geplante Gesetz kommen, dass auch Ausländer verpflichtet, sich an die Lärmgrenzwerte in Deutschland zu halten und eine Lärmhalbierung bis 2020 umzusetzen." Zum anderen dürfe es nicht zu viele Ausnahmen geben. Derzeit befinde sich Verkehrsminister Alexander Dorbrinth noch in Verhandlungen mit der EU. Passiven Lärmschutz in Form von entsprechenden Fenstern hält Brand für nicht ausreichend.

Ralf Zwengel (Kreisvorsitzender der Grünen)

Maria Schultheis (Bürgermeisterin von Neuhof)

Bürgerhaus Bronnzell

Fragen aus dem Publikum

Robert Vey fragt, ob es eine Möglichkeit gibt, die Strecke Niesig-Lehnerz mit aktiven Lärmschutzmaßnahmen zu versehen. Vornhusen entgegnet, dass dies mit dem Auftrag des Bundes, das Gesamtkonzept zu ändern, nun möglich sei. "Doch wann genau hier etwas getan werden könnte, steht erst Anfang 2018 fest. Dann haben wir alle Berechnungen abgeschlossen", ergänzt Jahnel. Lothar Jestädt aus Eichenzell möchte wissen, wie die Bahn mehr Güter auf die Schiene bringen will. "Der Güterverkehr soll und muss auch steigen, gerade mit Blick auf die Klimapolitik. Es ist aber kein Ziel, die Güterzüge schneller zu machen. Wir wollen stattdessen die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöhen, unter anderem durch Veranstaltungen wie diese", entgegnet Vornhusen. Für viele der Gäste, war die Infoveranstaltung äußerst aufschlussreich. So resümierte Edwin Balzer aus Eichenzell etwa: "Ich habe jetzt wieder Hoffnung, dass sich etwas tut." (Toni Spangenberg) +++


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