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Waldemar Dombrowski, Leiter der Agentur für Arbeit, Monika Krebs von der Arbeitsagentur, Laura Bürkner und Geschäftsführer von K-Zwo, Mathias Leilich, am Arbeitsplatz der gehörlosen Gersfelderin - Fotos: Nina Sauer

FULDA Trotz Handicap voll im Berufsleben

Laura Bürkner ist talentierte Raumaustatterin - und schwerhörig - Na und?

30.11.16 - Laura Bürkner aus Gersfeld/Sandberg ist schwerhörig. Trotzdem hat die 22-Jährige erfolgreich eine Ausbildung zur Raumausstatterin abgeschlossen. Nun arbeitet sie seit mehr als einem Jahr in ihrem Beruf bei der Firma K-Zwo in Fulda-Rodges. Welche Herausforderungen ihre körperliche Einschränkung im Arbeitsalltag mit sich bringt, wie sie und ihr Arbeitgeber damit umgehen und wie sich die Arbeitsagentur einbringt, schilderten Laura, Mathias Leilich, Geschäftsführer von K-Zwo und Heick sowie Gründer von "Sport Grenzenlos" und Waldemar Dombrowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda, am heutigen Dienstag in einem Pressegespräch.

"Ich habe 2001 in Homberg/Efze die Schule begonnen. Anfangs habe ich mich dort geschämt, weil ich noch keine Gebärdensprache konnte und alle anderen Mitschüler schon. Nach einem Jahr war das aber kein Problem mehr und ich beherrschte sie dann gut. In 2011 habe ich dort meinen Abschluss gemacht und habe mich danach bei der Arbeitsagentur in Fulda gemeldet. Dort hat man mir geraten, nach Nürnberg ins Berufsbildungswerk (BBW) zu gehen. Das tat ich auch und habe im BBW eine dreijährige Ausbildung zur Raumausstatterin absolviert", erklärt Laura mithilfe des Gebärdendolmetschers Christoph Giesecke. Den Schwerpunkt der Ausbildung legte sie auf Polster und bereits vor der Abschlussprüfung machte die Gersfelderin ein Praktikum bei K-Zwo im Industriepark West - ihrem zukünftigen Arbeitgeber.  

Laura Bürkner

Während des Pressegesprächs

Das Unternehmen K-Zwo stellt hauptsächlich Polster im Yacht-, Kreuzfahrt- und Caravanbereich her. Laura ist hier im Schnitt tätig. "Sie ist eine aufgeweckte, junge Frau. Bei den Schnitten ist besondere Sorgfalt geboten und Laura ist eine tragende Kraft in dieser Abteilung. Sie arbeitet selbstständig und steht keinem in irgendetwas nach. Im Gegenteil - sie ist sehr intelligent", lobt Mathias Leilich seine Mitartbeiterin. Laura ist eine von vier gehörlosen beziehungsweise hörgeschädigten Angestellten. Insgesamt 55 Mitarbeiter arbeiten am Standort Fulda, davon sind sieben schwerbehindert. "Unter den Gehörlosen findet vor allem in den Pausen ein reger Austausch statt - Laura ist da der Brückenbauer", so Leilich. Doch wie funktioniert der Austausch mit Hörenden im Unternehmen?

"Es ist mir wichtig, dass ich mich auch mit den anderen Kollegen austausche. Falls das nicht immer so funktioniert, dann schreibe ich es auf oder nehme einen Dolmetscher dazu. In der Abteilung geht es aber meist über das Mundbild, von dem ich die Wörter abschauen. Dabei ist eine klare Aussprache wichtig", erläutert die 22-Jährige. Sie ist mit ihren hörenden Eltern aufgewachsen - da habe sie das Abschauen gelernt. Wie die Menschen sie verstehen, darauf gibt es eine einfach Antwort: "Ich kann reden". Und das beweist Laura auch den Vertretern der Presse am Dienstagmittag. "Wenn Laura etwas sagt und man konzentriert sich dabei auf sie, dann versteht man sie gut. Sie hat auch Kundenkontakt, so fährt sie alleine auf Montage. Neulich hat sie beispielsweise im Hotel 'Platzhirsch' Dekorationen angebracht. Bisher gab es von den Endverbrauchern keine negative Rückmeldung", fügt Leilich hinzu. 

Bedenken beim Einstellen von Schwerbehinderten hat der Geschäftsführer keineswegs: "Wir haben nun schon Erfahrung mit solchen Mitarbeitern und wir behandeln alle gleich - die Qualifikation und der Mensch dahinter muss einfach stimmen. Bei Laura hatte ich zu keiner Zeit Bedenken und es gab bislang auch keine Probleme. Man muss natürlich lernen, damit umzugehen. Aber ich kann jedem anderen Unternehmen raten, es einfach auszuprobieren", berichtet Leilich. So einfach einen Job zu finden wie Laura, ist es für manch anderen gehörlosen jungen Erwachsenen aber nicht. "Ich habe einige Freunde, die lange arbeitslos sind und öfters Absagen von Unternehmen kassieren. Es ist wirklich schwierig und ich kann nur sagen: Immer dran bleiben", gibt Laura als Tipp. 

Gebärdendolmetscher Christoph Giesecke (rechts) aus Kassel beim Übersetzen ...

Laura an ihrem Arbeitsplatz im Schnitt

Standort in Fulda-Rodges

"Wir wollen als Agentur für Arbeit einen Ausgleich auf dem Arbeitsmarkt herstellen und alle Menschen und Unternehmen miteinbeziehen. K-Zwo ist ein besonderer Betrieb und mich freut es, dass dort die Quote an Gehörlosen sogar über zehn Prozent liegt, und dass Laura einen fast nahtlosen Übergang von ihrer Ausbildung ins Unternehmen bekommen hat", betont Waldemar Dombrowski. Der Kreis Fulda habe die niedrigste Arbeitslosenquote aller Landkreise. Im Jahr 2004 seien etwas mehr als 3.000 Menschen mit Handicap in Beschäftigung gewesen, 2014 (letzte aktuelle Zahlen) seien es sogar 4.259 gewesen. "Während es 2010 noch 659 arbeitslose Schwerbehinderte in Fulda im Jahresschnitt gab, sind es im vergangenem Jahr nur noch 552 gewesen - das  ist ein Rückgang von mehr als 16 Prozent. Eine erfreuliche Entwicklung, dennoch muss hier noch eine Menge getan werden", so der Agenturleiter. (Nina Sauer) +++


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