Eine unterhaltsame Musikstunde - Dinner-Show im Museumscafe

04.12.16 - Eine unterhaltsame Musikstunde stand auf dem Programm des November-Gernsehens und genau das wurde es auch. Der Pianistin und Geigerin Anna Maria Haas war es ein Anliegen, dem Publikum nicht nur ein breites Repertoire an Stücken und Stilen von Chopin über Piazzolla bis Jon Schmidt zu zeigen, sie wollte auch den Blick auf Musik überhaupt erweitern. Letztlich ist alles Melodie und Rhythmus, ob es nun auf dem Piano, auf der Geige gespielt wird oder auf Plastikrohren. Natürlich sind auf den Rohren keine Nuancen und kein Tonumfang wie auf einer Geige möglich, aber sie erzeugen eben auch Geräusche und können daher musikalisch eingesetzt werden.

Das führte die Dozentin der Fresenius Hochschule Frankfurt am Main im Museumscafé mit Hilfe des Publikums ganz praktisch vor. Viele Zuschauer erhielten dabei Rohre (sogenannte „Boomwhacker“), die einen Ton in einer bestimmten Höhe von sich geben, wenn man sie beispielsweise gegen die Tischkante oder in die eigene Hand schlägt. Rhythmisch dirigiert wurde daraus ein harmonisch geteilter Grund-Beat, den der gesamte Saal erzeugte und auf den Anna Maria Haas dann ein irisches Stück auf der Geige spielte. Immer schneller wurde sie dabei, doch das Publikum hielt mit. Eine weitere musikalische Erfahrung, die die Zuschauer an diesem Abend machen durften.

Dass man, um Musik zu erzeugen, nicht einmal Rohre oder Becher braucht (wie Anna Maria Haas und Marianne Blum mit dem auch im Internet berühmten Cup-Song vorführten), sondern dass der eigene Körper auch ein Instrument ist, das führte sie im Part „Body Percussion“ vor. Auch hier lieferte das Publikum mit einer einfachen Klatsch-Choreographie den Grund-Beat, auf den Anna Maria Haas dann Body-Percussion Moves improvisierte. Dass Viele im Publikum animiert durch den Grund-Rhythmus begannen, „We will rock you“ von Queen zu singen, zeigt, dass das Konzept der Show, Musik nicht nur vorzuführen, sondern zum Mitmachen anzuregen voll aufgegangen war.

Im vierten Teil des Abends zeigten die Musikerinnen aber doch auch nochmal, dass sie auch klassisches Konzert-Publikum beglücken können. In großer Robe gaben sie das typische Sängerin-Pianistin-Duo und die Blum schmetterte in bester Kabarett-Manier zwei herzerfrischende Tucholsky-Klassiker. „Ach lege deine Wange doch mal an meine Wange und bleibe da recht lange…“ und ein Lied von der schrecklichen Vision einer Ehe nach dem alles entscheidenden Kuss. „Und darum wird beim Happy End, im Film gewöhnlich abgeblend’t“.

Doch der eigentliche Höhepunkt dieses Sets waren eindeutig zwei Lieder, in denen absurde Morgenstern-Gedichte vertont wurden. „Das Knie“ („geht einsam durch die Welt. Es war ein Knie, sonst nichts“) und „Die weggeworfene Flinte“ (die Palmström im Korn findet). Zum Schreien komisch und gleichzeitig musikalisch anspruchsvoll löste diese Vorführung ebenso Heiterkeitsausbrüche wie am Ende kräftigen Applaus im gut besetzten Museumscafé aus. Zu Recht.

Dieses war wieder eine äußerst vielseitige und abwechslungsreiche Ausgabe der Dinner-Show, bei der man nur eines wirklich vermisst hat: ein echtes Klavier. Zwar verstand es die Blum bei ihrer Anmoderation wie immer gekonnt, den Nachteil eines E-Pianos in einen Vorteil umzudeuten. „Schließlich passt in Zeiten, in denen jemand wie Donald Trump amerikanischer Präsident werden kann, auch ein postfaktisches Klavier auf eine Kleinkunstbühne“, wie sie treffend formulierte, und Anna Maria Haas holte Dank ihres großes pianistischen Könnens alles aus dem E-Piano heraus. Dennoch kann man dem Museumscafé nur wünschen, dass es diese Investition tätigt. Das Gernsehen wird es schließlich hoffentlich noch lange geben und mit einem richtigen Klavier wäre der musikalische Genuss noch höher (Stephanie Metzger) +++