Markteinführung des OP-Roboters AutoLap mit Dr. Steffen Lancee

06.12.16 - Die Luft ist zum Zerreißen gespannt, keiner traut sich wirklich zu atmen, denn was gerade im Alsfelder OP-Saal I passiert ist eine Sensation: Statt eines zweiten Chirurgen assistiert ein Roboter Chefarzt Dr. Steffen Lancee bei einer Gallen-OP. In Deutschland eine Premiere.

Seit 18 Monaten ist der OP-Roboter „AutoLap“ auf dem Markt – in den USA und Asien bereits eingeführt. Mit zwei OP-Tagen im Alsfelder Krankenhaus unter der Leitung von Dr. Steffen Lancee, Chefarzt der Allgemein-, Visceral- und Gefäßchirurgie, ist ein weiterer Schritt getan: Markteinführung in Deutschland. Israel Lax, Vizepräsident der weltweit agierenden Firma Medical Surgery Technologies (MST), Maram Bader als klinische Spezialistin im Team und Holger Schipper als deutscher MST-Regionaldirektor kamen eigens nach Alsfeld, um ihren AutoLap vorzustellen und die ersten Operationen Lancees zu begleiten.

Ein kleiner Clip am linken Zeigefinge steuert den OP-Roboter, der für gute Sicht bei ...

Der OP-Roboter wird bei der sogenannten „Schlüssellochchirurgie“ eigesetzt. Das sind die Operationen, die durch einen einzigen Schnitt durch den Bauchnabel durchgeführt werden. Durch einen Trichter-ähnlichen Zugang werden durch den Nabel OP-Instrumente, Kamera und Licht eigeführt, so dass der Chirurg ohne einen großen offenen Bauchschnitt die inneren Organe operieren kann – beispielsweise Blinddarm, Gallen, Leber, Bauchspeicheldrüse, Zwerchfell, Brüche und Verwachsungen und vieles mehr.

Bisher führte ein Chirurg die OP durch, indem er die Instrumente bediente, ein Assistent – meist auch ein erfahrener Operateur – hielt dabei Kamera und Licht und sorgte damit für Sicht über einen Bildschirm.
Bei dem AutoLap-System handelt es sich jetzt um ein automatisches Kamerapositionierungssystem, das den kameraführenden Assistenten völlig „ersetzt“. Das System kann nämlich vom Operateur direkt oder im „follow me“-Modus betrieben werden.

Dabei reduziert der AutoLap die Herausforderungen der laparoskopischen Chirurgie: schlechte Bildqualität bedingt durch unruhige Kameraführung durch die menschliche Hand sowie die notwendige ständige Abstimmung zwischen Operateur und Assistenten, um die Kamerabewegungen zu koordinieren. „Bisher hat man mit vier Händen über den Bauch des Patienten gearbeitet und musste aufpassen, sich nicht in die Quere zu kommen und gegenseitig zu behindern“, erläutert Dr. Lancee einen der vielen Vorteile der neuen Technik. „Jetzt kann sich der Chirurg völlig auf den Patienten konzentrieren, weil im Außen nichts mehr koordiniert werden muss.“

Zwei Tage lang konnte Dr. Steffen Lancee den OP-Roboter ausprobieren. Er operierte damit Bauchnabel-, Bauchdecken- und Leistenbrüche, entnahm eine Galle und behob einen Zwerchfellbruch. Immer dabei – an seinem linken Zeigefinger – ein kleiner Klipp, über den er den AutoLap steuern könnte. Dieser war im Follow-Me-Modus eingestellt, so dass Kamera und Licht automatisch und vor allem bei stabiler, gleichbleibend guter Sicht dem OP-Instrument im Bauch der Patienten folgte.

„Krankenhäuser wie unseres müssen innovativ sein, um einen Vorsprung und bessere Qualität zu haben“, ist Lancee, der sich immer um verbesserte Technologien für die Alsfelder Klinik kümmert, überzeugt.
Auch KKH-Geschäftsführer Sassan Pur ist von der neuen Technik beeindruckt. Ob die Alsfelder Klinik sich die Anschaffung des OP-Roboters leisten kann, muss allerdings noch wohl überdacht werden. Pur: „Die erhöhte Patientensicherheit und die Möglichkeit gleichzeitig den zweiten Chirurgen für andere Patienten einsetzen zu können, sind allerdings zwei starke Argumente, die für eine Anschaffung sprechen.“ +++