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- Fotos: Gerhard Manns

BAD HERSFELD Neue Tournee gestartet

"Pech gehabt": Bodo Bach verkauft im "Ticketing" Arsch-Karten

16.01.17 - Es gibt Späße, die kann sich kein Comedian ausdenken, die schreibt das Leben selber. Und so brachte am Sonntagabend eine technische Panne den Beginn der neuen Bodo-Bach-Show in der Stadthalle von Bad Hersfeld gewaltig durcheinander. Etwa die Hälfte der 600 Eintrittskarten waren mit "Beginn: 18 Uhr" deklariert worden, der Rest mit "19 Uhr". Also entschieden sich die Veranstalter kurzfristig für den späteren Veranstaltungs-Zeitpunkt mit der Folge, dass 300 gutgelaunte Zuschauer kurz vor sieben gemütlich eintrudelten, während der Rest des Publikums bereits zwei Stunden früher zum Einlass um 17 Uhr angetanzt war. Und da Schadenfreude bekanntlich die schönste Freude ist, war man gleich mitten drin im Thema des Abends: "Pech gehabt!" – "Wenn sich das rumspricht", sorgte sich der hessische Entertainer: "Bodo Bach verkauft im ,Ticketing‘ Arsch-Karten."

Wie nicht anders zu erwarten war, ist auch das neue Programm keine verkopfte Kabarett-Haute-Cuisine, sondern bodenständige Hausmannskost. Bachs Themen kommen aus dem prallen Leben, Politik – schon gar die deutsche – ist seine Sache nicht. Nur einmal stellt er fest, dass er immer, wenn er Donald Trump sehe, eine Erektion bekomme. Gelächter im Publikum. "Im Mittelfinger." Johlendes Gelächter bei den Zuschauern.

Um 19 Uhr war das Publikum dann vollzählig

Ansonsten zieht Bodo Bach alles und jeden durch den Kakao und kann sich dabei herrlich aufregen. Zur Weihnachtsfeier der am Hungertuch nagenden, streikenden Lufthansa-Piloten habe man ihn als Alleinunterhalter eingeladen. Besonders festlich sei das "Sport-Coupe-Wichteln" um Mitternacht gewesen. Auch die Deutsche Bahn habe ihn verpflichtet. "Da musste die Weihnachtsfeier aber bislang schon dreimal verschoben werden und findet jetzt wahrscheinlich Ende März statt."

Schmuddelige Mittelalter-Märkte, missionarische Vegetarier, abgehobene Kunst, das IKEA-Zusammenbau-System (IKEA = "Ich kriege einen Anfall"): Für seine neue Show hat sich Bodo Bach aberwitzige Nummern ausgedacht, die fast immer mit der Feststellung "Pech gehabt!" enden. Selbst vor dem Thema Tod schreckt er nicht zurück. So findet er, dass Grabstein-Inschriften zu ernst seien: "Ist es in Zeiten von Facebook nicht möglich zu schreiben: ,Hier liegt Werner. 37 Leuten gefällt das‘?" Doch nicht nur die ausgearbeiteten Nummern zünden, sondern auch die Einzelgags: "Wenn man in der Stadt in der Kneipe fünf Bier trinkt, dann bist du Alkoholiker. Was aber ist man damit im Vogelsberg? Richtig: der Fahrer."

Dass der Abend zu einem regelrechten Happening geriet, lag einerseits daran, dass die bekennende Rampen-Sau den engen Kontakt zum Publikum suchte und seine Schlagfertigkeit ein ums andere Mal unter Beweis stellte. Selbst wenn er im Text mal hing (der Auftritt in Hersfeld war erst der zweite seiner aktuellen Tournee), überspielte er dies lässig und selbstironisch. Andererseits konnte sich Bodo Bach am Sonntag kaum ein besseres Publikum wünschen. Das vorwiegend ältere Semester ging von Anfang an mit, lachte herzhaft und spendete oft frenetischen Zwischenapplaus.

Da Pech und Glück bekanntlich eng beieinander liegen, ging der 59-Jährige am Schluss des knapp dreistündigen Abends der Frage nach, ob seine Generation glücklicher aufgewachsen sei als die heutige. Dieser Nostalgie-Trip, der alleinerziehende Familienväter wie Ben Cartwright, Telefone mit geringelten Elektrokabeln oder das nachmittägliche Spielen im Freien in den Fokus rückte, endete mit einer modischen Betrachtung: "In den 70er Jahren haben wir unsere Lieblings-Bands, das Peace-Zeichen und andere Statements noch mit Kugelschreibern auf unsere grünen Parker gekritzelt. Heute lässt sich jeder Zehnte tätowieren", sagte Bach und verwies auf mögliche Negativ-Folgen dieses Trends, indem er das Foto vom Rücken einer offensichtlich sehr alten Frau zeigte, auf dem "Forever 18" geschrieben stand. "Das muss ein Zahlendreher sein", warf ein blitzgescheiter Zuschauer ein, was Bodo Bach schier in Verzückung versetzte: "Der Gag war gut. Darf ich den bitte in meine Show einbauen?" Bitte gewährt. – Glück gehabt! (Matthias Witzel) +++


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