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Raphael sucht seine leibliche Mutter - Fotos: Julius Böhm

BRASILIEN / EICHENZELL Vor 18 Jahren adoptiert

Raphael will seine brasilianischen Eltern finden - "Wo komm´ ich her?!"

23.01.17 - Wer Raphael Weber aus dem Eichenzeller Ortsteil Kerzell kennt, weiß, dass seine Kindheit nicht ganz normal verlief. Der junge Mann mit der Lockenpracht wurde vor gut 18 Jahren in einem Kinderheim in Teofilo Otonio (Brasilien) von Roswitha und Alois Weber aus Kerzell adoptiert und ist in Kerzell aufgewachsen. Nun macht sich der 19-Jährige auf die Suche nach seinen brasilianischen Eltern. "Ich will wissen, warum mich meine Mama zur Adoption freigegeben hat. Ich will wissen, wer überhaupt mein Vater ist. Es gibt so viele Fragen", sagte Raphael im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS.

Böse ist Raphael auf seine leibliche Mutter nicht. Er weiß nur, dass sie ihn mit 16 Jahren geboren hat und durch eine Hirnhautentzündung taub wurde. "Ich bin nicht zornig oder so. Vermutlich hatte sie Angst, mich nicht ernähren zu können und hat mich deshalb abgegeben", mutmaßt der 19-Jährige, "aber genau diesen Fragen will ich auf den Grund gehen." 

Von der Adoption in Brasilien gibt es ein dickes Fotoalbum

Wo komme ich eigentlich her? Und warum hat mich meine Mutter abgegeben? ...

Mit zwei Jahren kam er nach Deutschland

Seit Anfang der 90er sehnten sich seine Adoptiv-Eltern nach einem Kind. Es wollte nicht klappen, also informierten sie sich über eine Adoption. "Für eine deutsches Adoptivkind waren wir laut Jugendamt schon zu alt", erzählt Roswitha Weber, "über einen Pater aus Thalau haben wir dann Kontakt nach Brasilien bekommen." Zahllose Behördengänge, Telefonate und Formulare, insgesamt acht Jahre gingen ins Land, bis im Februar 1999 der Anruf kam: "Wir haben ein Kind für Sie. Ein zweijähriger Junge, aber Sie müssen sich sofort entscheiden." Roswitha Weber sagte einfach zu, ohne ihren Mann vorher zu fragen. Am 29. März 1999 ging es per Flieger nach Belo Horizonte.

Für Raphael sind Rosiwtha und Alois seine Eltern, Kerzell seine Heimat. "Das wird sich auch nicht ändern. Ich liebe meine Eltern, und ich bin hier voll integriert. Es gab nie Probleme, weil ich anders aussehe", sagt der Lockenkopf, der im Sport- und Fastnachtsverein engagiert ist. "Aber mich interessiert es, wie mein Leben verlaufen wäre, wäre ich nicht adoptiert worden. Wäre ich in einem Armenviertel aufgewachsen? Vielleicht schon bei der vielen Kriminalität in den Favelas tot?"

Aus Rafael Sousa dos Santos

Wurde Raphael Weber

Den Moment, als Roswitha Raphael zum ersten Mal im Arm hielt, beschreibt sie als "furchtbar". Denn: Raphael war als Baby über ein Jahr bei seiner Mutter. Sie wollte es trotz ihrer Erkrankung und ärmsten Verhältnissen mit dem Baby probieren. Erst nach 18 Monaten gab sie das unterernährte Kind zur Adoption frei. "Als ich ihn im Arm hielt, sträubte er sich und hatte Angst. Er hat genau gespürt, dass ich eine Fremde und nicht seine Mutter bin", erzählt Roswitha Weber. Ohnehin seien die Zustände im Kinderheim ein Schock gewesen. 

Seine Spurensuche hat Raphael am Donnerstag über die sozialen Netze gestartet. Die Resonanz ist groß, er hat sogar schon Kontakt zu einem brasilianischen Radiosender, der ihn unterstützen will. "Und wenn ich keine Spur finde, dann fliege ich eben rüber und suche dort weiter", ist er sich sicher, "viele Freunde unterstützen mich und haben mir Glück gewünscht." (Julius Böhm) +++


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