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Mutter und Kind vereint - zumindest per Video - Fotos: Julius Böhm

EICHENZELL / BRASILIEN Suche mit O|N-Hilfe

Nach nur einer Woche: Raphael hat seine Mama in Brasilien gefunden

26.01.17 - Als Raphael Weber den Entschluss fasste, nach seiner leiblichen Mutter in Brasilien zu suchen, hat er mit Jahren gerechnet, die es dauern wird - wenn er sie überhaupt jemals finden würde. Vor einer Woche hat er die Suche über die sozialen Medien begonnen. Am Mittwoch hat er der 19-Jährige seine Mama zum ersten Mal via Skype-Call gesehen.

"Sie hat einfach nur geweint vor Freude. Und mir sind auch die Tränen gekommen. Ein unfassbarer Moment", sagt der überglückliche Raphael, der vor gut 18 Jahren in einem Kinderheim in Teofilo Otoni adoptiert wurde und in Eichenzell-Kerzell aufgewachsen ist. "Ich habe meine ganze Familie kennengelernt. Meine Mama heißt Dionizia und ich habe einen jüngeren Bruder namens Lucas."

"Nico" hat Raphael beim Übersetzen geholfen

Schnelle Suche um viele Ecken

Vergangenen Donnerstag fing alles mit einem Post bei Facebook an. OSTHESSEN|NEWS wurde auf Raphaels Suche aufmerksam und veröffentlichte einen Beitrag. Die Mithilfe der Leser war riesig: 453 mal geteilt, dutzende Angebote zur Unterstützug in den Kommentaren und eine Reichweite von 63.000 Menschen. "Daraufhin habe ich unzählige Nachrichten bekommen. Freunde, die mir Glück gewünscht haben, Anrufe bei meinen deutschen Eltern, Nachrichten von anderen Adoptivkindern, die auch ihre Eltern suchen oder schon gefunden haben und eine Nachricht von einem Mann, der einen Freund in Brasilien kontaktiert hat", sagt Raphael.

So entstand der Kontakt zu einem Polizisten, der wiederum Raphaels Onkel ausfindig gemacht hat. Über die Cousine Ingrid und Bruder Lucas hat es dann geklappt: Mutter und Sohn haben sich zum ersten Mal seit der Trennung vor gut 18 Jahren gesehen. "Ich wollte dich nicht abgeben, ich wollte dich behalten", rief Dionizia unter Tränen in die Handykamera, "aber meine Tante hat dich zur Adoption freigegeben. Ich wollte das nicht!" Daran hatte Raphael auch nie gezweifelt: "Ich hatte mir schon gedacht, dass äußere Umstände schuld daran waren".

Freude

Osni musste Raphael übersetzen, dass sein Vater bereits verstorben ist ...

Eine Nachricht, die sich komisch anfühlt, aber dennoch die Ungewissheit beseitigt ...

Der leibliche Vater ist tot

Dionizia bekam den kleinen Raphael schon mit 16 Jahren und verlor nach einer Hirnhautentzündung ihr Gehör. Dadurch hat sie auch heute noch Probleme beim Sprechen. Die aktuelle Kommunikation funktionierte über Ingird und Lucas sowie Osni Fernando Deters, Koch im Hotel Esperanto und gebürtiger Brasilianer, er half auf der deutschen Seite mit dem Übersetzen. Über seinen leiblichen Vater konnte Raphael nur herausfinden, dass sein Spitzname "Doco" war und, dass er bereits verstorben ist. "Schon ein komisches Gefühl, das zu erfahren, aber jetzt weiß ich wenigstens, wie es ist und lebe nicht in der Ungewissheit." Noch dieses Jahr will er über den großen Teich in sein Geburtsland fliegen und seine Familie kennenlernen. "Und meine deutschen Eltern sind auch begeistert und wollen mit. Ich hätte nie gedacht, dass das alles jetzt so schnell geht", sagt Raphael und strahlt.

Eine Botschaft hat der 19-Jährige aber noch: "An alle Adoptivkinder da draußen: Sucht nach euren leiblichen Eltern. Es ist ein unglaubliches Gefühl. Diesen Moment kann man mit 1000 Worten nicht beschreiben. Ich habe jetzt einfach nur Vorfreude, nach Brasilien zu fliegen. Und vielleicht sollte ich bald einen Kurs in Portugisisch belegen..." (Julius Böhm) +++


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