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Jürgen Borufka und Schichtleiter Stephan Bergmann - Fotos: Suria Reiche

FULDA Konkurrenz aus dem Netz

Wie sich eine osthessische Videothek gegen Netflix und Co. behauptet

13.02.17 - Deutschlands Videotheken kämpfen ums Überleben. Auch in Osthessen sehen sie sich der Konkurrenz aus dem Netz in Form von Netflix und Co. ausgesetzt. Deswegen müssen sie sich Wege einfallen lassen, um sich zu behaupten. 

Es wirkt ein bisschen schwerfällig, wenn Fuldas größte Videothek jeden Tag um elf Uhr ihre Türen öffnet: So, als würde sie aus einem langen Winterschlaf erwachen. Die Neonröhren surren und flackern kurz, bevor ihr Licht auf die vielen DVDs in den endlos langen Regalenreihen fällt. Ungefähr 10.000 warten in der Fuldaer Movie-Vision-Filiale darauf, von jemandem für ein paar Tage mit nach Hause genommen zu werden. 50.000 Kunden zählt die Datenbank in der Leipziger Straße. "Aber davon kommen schätzungsweise nur noch fünf bis zehn Prozent regelmäßig", sagt Fillialleiter Jürgen Borufka ein bisschen wehmütig.

Manchmal vermisst der 46-Jährige das Leben, das in der Videothek einst herrschte. 2010 hat er die Leitung der Filiale in der Leipziger Straße übernommen. Damals beschäftigte er drei Mitarbeiter pro Schicht. Heute sind es noch höchstes zwei, die sich an zwei Terminals um die Kunden kümmern. Es gab Zeiten, da musste Borufka vier Terminals öffnen, um den Scharen an Video-Süchtigen Herr zu werden. "Zu den Stoßzeiten haben sich oft lange Schlangen gebildet", erinnert er sich und zeigt auf die Regalwände mit den begehrten Neuheiten. Davon hat es vor einigen Jahren noch drei Stück pro Film gegeben. Heute ist gerade noch eine halbe Wand mit dem jeweiligen Film gefüllt.

Durch den "Elektro-Zigge"-Verkaufsstand konnte eine Stelle geschaffen werden ...

Titanic ist ein Film, der trotz seines Alters immer wieder ausgeliehen wird ...

"Um die Kosten in den Griff zu bekommen", sagt Borufka. Aus diesem Grund musste er auch das Personal herunterfahren. Kündigungen, das ist ihm wichtig zu betonen, hat es aber hier in der Leipziger Straße deswegen keine gegeben. "Das ist alles durch die normale Fluktuation vonstattengegangen." Eine Arbeitsstelle hat er aber im Dezember 2015 schaffen können: Im Eingangsbereich der Videothek gibt es einen "Elektro-Zigge"-Verkaufsstand, wo Raucher von E-Zigaretten sich eindecken können. Und diese - das ist einer der Vorteile - schlendern nach ihrem Einkauf meist noch an den Regalen mit Filmen, die zum Verkauf stehen, vorbei.

Doch auch wenn Borufka seine Videothek noch lange nicht am Ende sieht, weiß er, dass er durch das Internet einen Riesenkonkurrenten bekommen hat. Die Träume der Deutschen, die, die sie am Tag haben, die bösen, die romantischen und auch die schmutzigen gibt es nicht mehr nur in seinen 1.000 Quadratmetern. Sondern auch im World Wide Web. Und um sie dort zu bekommen, müssen die Menschen nicht einmal das Bett verlassen. "Aber kostenlos sind sie im Netz auch nicht", merkt Borufka an. Dennoch: In früheren Zeiten gab es hier Kunden, die sich gleich eine handvoll Filme fürs ganze Wochenende ausgeliehen haben. "Auch das Fernsehprogramm war nämlich damals noch anders als heute." Es gab nicht jeden Abend einen Blockbuster. 

Der Sonderpostenverkauf

Um diese Menschen wieder anzulocken, gibt es in der Videothek Sonderangebote: Drei Filme für sechs Euro ganze drei Tage lang ausleihen, zum Beispiel. Die restlichen Preise sind stabil geblieben. Erhöhungen gab es schon lang nicht mehr. Trotzdem: Auch bei Movie Vision sind in den vergangenen zwei Jahren rund 20 oder 25 Filialen geschlossen worden. Meist waren sie kleiner als die in Fulda. Diese zählt insgesamt 1.000 Quadratmeter. Dazu kommt noch ein Sonderpostenverkauf, den Borufka erst kürzlich neben der Videothek eröffnet hat. Direkt neben dem Eingang zur Abteilung für Erotik-Filme. Die laufen übrigens. Nach wie vor. "Ich habe ein Stammklientel, aber die Generation der 18- bis 28-Jährigen fehlt."

Einen Raum weiter, in der Sonderposten-Abteilung, werden derweil die DVDs aus den geschlossenen Videotheken verkauft. Aber die Filiale in Fulda, die bleibt. Da ist sich Borufka sicher: "Wir machen weiter. Da braucht sich niemand Sorgen zu machen." (Suria Reiche) +++


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