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Diane Boche ist Inhaberin der Brillenmacher in Fulda. - Fotos: Toni Spangenberg

FULDA Profis bei der Arbeit (19)

Diane Boche erklärt, warum Optikerin ein Traumjob ist

SERIE "PROFIS BEI DER ARBEIT"Die Arbeitswelt bei uns in Osthessen ist bunt und vielfältig. Ob stinknormaler Job oder ein ganz ausgefallener Beruf - die Redaktion von OSTHESSEN|NEWS hat sich in der Region umgeschaut und viele interessante Menschen getroffen, die von ihrem ganz persönlichen Arbeitsplatz erzählt haben. Lassen Sie sich überraschen.

11.05.17 - Bürokaufmann, Sanitäter oder doch lieber Augenoptiker? In Deutschland gibt es 328 anerkannte Ausbildungsberufe (statista.com). Dazu kommen unzählige Studiengänge. Berufseinsteiger haben die Qual der Wahl. OSTHESSEN|NEWS hilft Ihnen dabei den Überblick zu behalten und stellt Ihnen ausgewählte Berufe vor. Augenoptikerin Diane Boche erklärt, warum ihr Beruf genau richtig für Sie sein könnte.

Guten Tag Frau Boche. Warum haben Sie sich entschieden Optikerin zu werden?

Ich sage immer: "Die Optik hat mich gefunden." Ich finde die verschiedenen Arbeitsbereiche eines Augenoptikers spannend und abwechslungsreich - man arbeitet im Büro, in der Werkstatt, im Verkauf. Die Vielseitigkeit macht den Reiz aus. Man sitzt eben nicht die ganze Zeit am Schreibtisch oder den ganzen Tag in der Werkstatt. Das hat mich dazu bewogen, mich für den Beruf der Augenoptikerin zu entscheiden. Gerade auch die alte Handwerkskunst macht Spaß: Man schleift, poliert, kann Brillen selber bauen. 

Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus?

Wenn ich morgens in mein Optikstudio komme, leeren wir erstmal den Briefkasten. Da kommen die Brillengläser, die wir zuvor bestellt haben. Die werden per Nachtexpress geliefert. Wir packen die Gläser dann aus und ordnen sie den Kunden zu. Dann werden sie ausgemessen, angezeichnet und geschliffen. Anschließend geben wir Bescheid, dass die Brille abgeholt werden kann. Zwischendurch kommen immer wieder Kunden, die eine neue Brille brauchen. Wir führen eine Refraktion, also die Augenuntersuchung durch und beraten bei der Auswahl der Brillenfassung und der Gläser. Einige Kunden bringen ihre Brille zum Reinigen vorbei oder haben sie versehentlich verbogen. Bei Metallgestellen tauschen wir die Nasenfassungen.

An der CNC-Fräse wird die Brillenfassung abgetastet und die Form auf den Monitor übertragen. ...

Sie werden entsprechend bearbeitet, so dass die Gläser der Brillenfassung entsprechen. ...

Was der Automat macht, kann man auch per Hand am Schleifgerät machen.

Wie hat sich die Tätigkeit seit Ihrem Berufseinstieg bis heute verändert?

Die Technik wird natürlich immer moderner. Früher waren die Schleifautomaten zum Beispiel etwas simpler. Das waren sogenannte Halbautomaten. Damals haben wir die Formscheibe noch in den Automaten eingesetzt. Die Gläser musste man dann nach unten lassen und während des Schleifens festhalten und ein bisschen führen. In der Refraktion nutzen wir heute auch die neueste Technik - die 3D-Pascal-Refraktion. Früher hat man zum Messen noch einen Diaprojektor genutzt. Die Projektionen erscheinen heute also nicht mehr zwei-, sondern dreidimensional. Mit dem sogennnaten Keratographen misst man Hornhautradien in jedem Grad und Winkel. Auch das war früher anders. Als ich 1995 Optikerin wurde, hatten wir auch noch keine Computer. Da haben wir die Daten noch alle auf Karteikarten geschrieben. Es gab riesengroße Schränke dafür. Das braucht man heutzutage alles nicht mehr.

Was macht Ihren Beruf aus? Was macht Ihnen am meisten Spaß?

Der Verkauf. Zu sehen, dass die Kunden die fertige Brille abholen und mit Freude aufsetzen, ist toll. Vor allem der Moment, in dem sie realisieren, dass sie plötzlich wieder gut sehen können und bemerken, dass ihnen ihre neue Brille gut steht, ist immer wieder schön. Der Kunde freut sich dann richtig. Wir hatten eine Kundin, die lange Zeit immer spezielle Glasbrillen mit starken Gläsern hatte. Ihr habe ich mal eine Brille mit Kunstoffgläsern verkauft - mit einer ganz anderen Form, als sie sie sonst gewählt hatte. An diese Kundin werde ich immer denken. Es hat großen Spaß gemacht, sie zu beraten und die neue Brille gemeinsam mit ihr auszusuchen. Als sie ihre Brille schließlich bekommen hat, hat sie sich so gefreut, dass sie mich zwei Tage später noch einmal angerufen hat. Sie sagte: "Frau Boche, die Brille ist so toll. Jeden Morgen, wenn ich aufstehe, ist das erste, was ich mache, meine Brille aufzusetzen, in den Spiegel zu schauen und mich zu freuen, dass ich endlich eine tolle Brille habe". Sie hat dann tatsächlich zwei, drei Monate später noch eine zweite Brille gekauft. Soetwas macht einfach Freude.

Die Gläser werden mit 90-Grad Nut in die Fassung eingelassen.

Anschließend können die Werte nochmals überprüft werden.

Ihr Traumberuf also?

Ja. Wobei. Eigentlich wollte ich ja Maskenbildnerin werden. Das hat aber nicht so ganz geklappt und jetzt verkaufe ich sozusagen "kleine Masken". Augenoptikerin ist wirklich ein toller Beruf. Ich würde mich immer wieder dafür entscheiden.

Wie sieht die Ausbildung zur Augenoptikerin aus?

Die Ausbildung dauert drei Jahre, begleitend mit Berufsschule. Man braucht dabei viel Mathematik, das ist ziemlich wichtig. Auch in Physik sollte man ganz gut gewesen sein. Einen Realschulabschluss sollte man ebenfalls mitbringen. Früher ging das auch noch mit dem sogenannten Volksschulabschluss. Da wird es heute aber echt schwierig, weil es während der Ausbildung in die höhere Mathematik reingeht. In der Ausbildung werden Passstücke hergestellt, Lötarbeiten vorgenommen und Brillen angefertigt. In der Schule und in der ausbildenden Filiale gibt es Verkaufsübungen. Früher lag noch ein größerer Schwerpunkt auf der Arbeit in der Werkstatt, heute steht eher der Verkauf im Mittelpunkt. Die Untersuchung der Augen, also die Refraktion, kommt erst im Rahmen der Meisterschule dran - oder man absolviert nach der Ausbildung einen Kurs in diesem Bereich.

Bei der Refraktion werden die Augen untersucht.

Mit dem Keratographen wird die Hornhautverkrümmung gemessen.

Ist es problematisch, junge Leute für den Beruf zu begeistern?

Begeistern kann man die jungen Leute sehr schnell für den Beruf. Was manchmal abschreckt, ist, dass man wirklich viel Mathematik und Physik braucht. Auch handwerkliches Geschick sollte man mitbringen. Wenn das vorhanden ist, kommt die Begeisterung meist von ganz alleine.

Gibt es sonst noch Fertigkeiten, die man mitbringen sollte?

Deutschkenntnisse sind natürlich auch wichtig, damit man sich dem Kunden gegenüber gut artikulieren kann. Die Rechtschreibung sollte auch stimmen. Wir schreiben ja die Kundendaten auf, erstellen Rechnungen und kleinere Schriftstücke für die Kunden. Man sollte auch gut reden können - Stichwort Rhetorik im Verkaufsgespräch. Man muss sich natürlich auch ein bisschen reinfuchsen. Eine gewisse Offenheit sollte aber schon vorhanden sein. Es ist wichtig, respektvoll und freundlich mit den Kunden umzugehen. Das lernt man aber auch in der Ausbildung.

Ist das Gehalt fair im Verhältnis zur Arbeit?

In der Ausbildung finde ich es fair. Wenn man die Ausbildung abgeschlossen hat, ist der Arbeitslohn erst einmal nicht ganz so hoch, steigert sich aber im Laufe der Zeit mit der Berufserfahrung. Ich finde, es könnte immer ein bisschen mehr sein, gerade wenn man irgendwo als Angestellter arbeitet. Aber ich denke schon, dass es alles in allem faire Gehälter sind. Es gibt einen Manteltarifvertrag. (Anmerkung der Redaktion: Laut der Tarifempfehlung des Zentralverbandes der Augenoptiker liegt das Einstiegsgehalt nach der Ausbildung bei 1.750 Euro.)

Vielen Dank für das nette Gespräch. (Toni Spangenberg) +++

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