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(v.l.) Bürgermeister Steffen Korell, Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf, Bildungsreferent der DJO Harald Schäfer und Pfarrer Reinhart Wachter - Foto: LBHS

GERSFELD "Deutsch-polnisches Kulturerbe"

Ausstellung: Die schlesischen Friedenskirchen in Schweidnitz und Jauer

01.02.17 - In der Stadthalle von Gersfeld in der Rhön ist bis zum 5. März 2017 die Ausstellung "Die schlesischen Friedenskirchen in Schweidnitz und Jauer - ein deutsch-polnisches Kulturerbe“ zu sehen, die von der Deutschen Jugend in Europa (DJO) gemeinsam mit der Stadt Gersfeld präsentiert wird.

Im Jahr des 500. Jubiläums der Reformation, hat DJO-Bildungsreferent Harald Schäfer die Wanderausstellung nach Gersfeld geholt. Konzipiert wurde sie von dem in Potsdam ansässigen "Deutschen Kulturforum östliches Europa." Die hessische Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, eröffnete die Ausstellung.

In ihrer Rede ging sie auf die bewegte Geschichte der schlesischen Friedenskirchen ein: "Die Kirchen in Jauer und Schweidnitz sind nicht nur architektonisch außerordentlich imposante Bauwerke, sondern leisten als gemeinsames deutsch-polnisches Kulturerbe auch einen wichtigen Beitrag für die Verständigung zwischen den Völkern“. Im Zuge der Reformation hatten die Ideen Martin Luthers in Schlesien großen Zuspruch erfahren und sich hier schnell verbreitet. Obwohl das Land 1526 an die katholischen Habsburger gefallen war, waren Ende des 16. Jahrhunderts drei Viertel der schlesischen Gemeinden mehrheitlich evangelischen Glaubens. Die Spannungen zwischen dem katholischen Kaiser in Wien und seinen schlesischen Untertanen nahmen immer mehr zu. Insbesondere nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1618 setzten in Schlesien umfangreiche Rekatholisierungs-Maßnahmen ein.

Im Westfälischen Frieden gestattete Kaiser Ferdinand auf Drängen der schwedischen Regierung den Protestanten in den drei niederschlesischen Fürstentümern Glogau, Jauer und Schweidnitz den Bau dreier Gotteshäuser. Während andernorts evangelische Kirchen geschlossen oder katholischen Geistlichen übergeben wurden, sollte es den evangelischen Gemeinden hier möglich sein, ihre Messen zu feiern. Ihr Bau war jedoch an strenge Auflagen gebunden: Abgesehen davon, dass die Gemeinden für die Kosten selbst aufzukommen hatten, mussten die Kirchengebäude außerhalb der Stadtmauern errichtet und binnen eines Jahres fertiggestellt werden.

Die Verwendung von beständigem Material wie Stein war untersagt, es durften nur nicht dauerhafte Materialien wie Holz, Stroh und Lehm zum Bau genutzt werden. Auch auf Türme und Glocken galt es zunächst zu verzichten. Diese konnten erst Anfang des 18. Jahrhunderts nachträglich angebracht werden. "Als Ergebnis entstanden nicht nur die bedeutendsten evangelischen Kirchenbauten des gesamten Habsburgerreiches, sondern auch die größten Fachwerkkirchen Europas mit Platz für 6-7.000 Gläubige“, fasste die Landesbeauftragte zusammen. Von außen eher schlicht wirkend, wurde ihr Inneres im Gegensatz dazu im Laufe der Zeit jedoch umso prunkvoller ausgestaltet. Während die Kirche in Glogau 1758 einem Brand zum Opfer fiel, haben die Kirchen in Jauer und Schweidnitz die Zeiten überdauert. Bis Ende des Zweiten Weltkriegs waren sie der Mittelpunkt des jeweiligen evangelischen Gemeindelebens. 

Im Zuge der Vertreibung der Deutschen aus Schlesien nach 1945 ging diese Bedeutung jedoch verloren. Pflege und Erhalt dieser besonderen Kirchen hatten im sozialistischen Polen keine Priorität, so dass sie lange ein tristes Dasein führten und verfielen. Nachdem jedoch zwischen 1992 und 2001 an beiden Kirchen umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen in deutsch-polnischer Kooperation vorgenommen worden waren, wurden sie 2001 in die Welterbe-Liste der UNESCO aufgenommen.

"Als die Friedenskirchen einst für die niederschlesischen Protestanten errichtet wurden, standen sie für die im 18. Jahrhundert sprichwörtlich gewordene "schlesische Toleranz." Auch heute noch dienen sie nicht nur einer kleinen Gemeinde polnischer evangelischer Christen als Bezugspunkte ihres Glaubens, sondern ebenso auch der deutschen Minderheit, für die noch immer Gottesdienste in deutscher Sprache stattfinden. Bis in die Gegenwart sind die Friedenskirchen daher ein Symbol für das friedliche Miteinander verschiedener Konfessionen und Nationalitäten über Sprach- und Landesgrenzen hinweg geblieben“, führte Margarete Ziegler-Raschdorf weiter aus. Sie stellten ein Zeugnis dafür dar, dass trotz aller Unterschiede und Gegensätze auch ein friedliches Miteinander möglich sei. +++

 


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