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Jutta Fleck berichtet über ihre missglückte Republikflucht. - Fotos: Toni Spangenberg

FULDA Zeitzeugin an der Freiherr-vom-Stein-Schule

Wie Jutta Fleck die Kinder genommen wurden

02.02.17 - Die Stasi nahm ihr die Kinder. Sechs lange Jahre war Jutta Fleck (70) von Beate (44) und Claudia (46) getrennt, und das nur, weil sie in Freiheit leben wollte. Eine Flucht in die BRD war allerdings nach dem Recht der DDR ein schweres Verbrechen. Mit ihrem missglückten Fluchtversuch im Sommer 1982 über Rumänien in die BRD begann die Tortur der Familie. Ihr Schicksal schilderten Beate Gallus und Jutta Fleck den Schülern der Freiherr-vom-Stein-Schule am Mittwoch. Alle lauschten gebannt.

Die Schüler der Freiherr-vom-Stein-Schule verfolgen ihre Geschichte gebannt. ...

1982 wurden Fleck die Töchter genommen.

Ihre Tochter Beate Gallus erzählt von der ständigen Kontrolle in der DDR. ...

"Wir wollen euch die Unterschiede zwischen Freiheit und Unfreiheit, Diktatur und Demokratie durch unsere Geschichte vermitteln", erklärt Fleck. Sie hat die Diktatur hautnah erlebt. Mit dem Mauerbau 1961 waren die Bürger der DDR in ihrem Land gefangen. Schon seit ihrer Kindheit wollte Fleck der Unfreiheit entfliehen und in den Westen. Dort hatte sie Verwandtschaft. Eine Kollegin erzählt ihr von einer möglichen Flucht über Jugoslawien. "Es war zunächst wie ein Abenteuer im August 1982."

Die Flucht scheitert. Ihr Auto wird aufgebrochen, sämtliche Dokumente gestohlen, angeblich wirft sie der Dieb in die Donau. Später stellt sich jedoch heraus, dass die DDR ihre Unterlagen beschlagnahmt hat. Anfang September 1982 wird die Familie nach Berlin-Schönefeld ausgeflogen. Schon im Flugzeug wird ihr der Kontakt zu ihren Kindern verboten. Verabschieden durfte sie sich auch nicht. "Ich habe sie ein letztes Mal durch das Bullauge gesehen."

Ihre Geschichte wurde von Ines Veith in "Die Frau vom Checkpoint Charlie" zu Papier ...

Die beiden Zeitzeugen signierten den Schülern Exemplare des Buchs.

"Unser Leben hat sich schlagartig von einer Sekunde auf die andere verändert", erzählt Gallus. "Auf einmal ist die Mama weg, keiner mehr da, der dich auffängt. Als Kind verstehst du das alles nicht." Todtraurig und weinend werden Beate und Claudia in ein Kinderheim in der Nähe von Dresden gebracht. Die Hoffnung, zu ihrer Familie gebracht zu werden, stirbt - vorerst. Im Kinderheim werden sie voneinander getrennt, sie sind nur noch eine Nummer. "Nach Monaten bekamen wir Besuch von unserem Onkel - der erste Mensch, der uns in den Arm genommen und gedrückt hat. Er hat uns die Hoffnung zurückgegeben."

Fleck wird zu drei Jahren Haft verurteilt, die Kinder kommen zum Vater. Später wird sie von der BRD freigekauft, doch ihre Töchter müssen in der DDR bleiben. Ab da kämpft sie darum, ihre Kinder wieder in die Arme schließen zu können. Sie protestiert in Berlin am Checkpoint Charlie, spricht im Reichstag anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Mauer. 1988 ist es endlich soweit und ihre Kinder dürfen zu ihr in den Westen.

Beate Gallus und Jutta Fleck machen Geschichte für die Schüler erfahrbar. ...

Zum Abschluss überreichte Andre Müller, stellvertretender Schulleiter, den beiden ...

"Wir erzählen euch unsere Geschichte, denn es ist wichtig, dass ihr an euch selbst glaubt. Es ist wichtig, dass ihr hinterfragt und euch stets eure eigene Meinung bildet. Glaubt nicht alles blind, was ihr lest, hört oder seht." Diesen Appell gibt Gallus den Schülern mit auf den Weg. (Toni Spangenberg) +++


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