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Bild zeigt die Jungtürkengruppe im Jahr 1913. - Fotos: privat / Julius Böhm (1)

NÄRRISCH VORGESTELLT - Fuldaer Randstaaten (5)

Sie sind die ältesten Narren der Stadt, aber warum eigentlich "Türken"?

In Fulda wird die "Foaset" großgeschrieben - die Domstadt ist eine bedeutende Fastnachtshochburg in Hessen. Die Geschichte der "Fölsch Foaset" reicht zurück bis in das 15. Jahrhundert. Heute wird die "Foaset" gemeinschaftlich von mehreren Karnevalsvereinen organisiert, an deren Spitze die Fuldaer Karnevals-Gesellschaft (FKG) steht. Die anderen 12 Vereine werden als Randstaaten bzw. Bundesstaaten bezeichnet und haben verschiedene Mottos. Wieso das aber alles? OSTHESSEN|NÄRRISCH informiert Sie mit einer Serie von Artikeln über die Geschichten und Ursprünge dieser Vereine.

14.02.17 - Wären 1887 nicht die Reichstagswahlen gewesen und aus diesem Grund die Fastnacht verboten worden, hätte sich der heutige "Türkenbund" schon damals gegründet. Ein Jahr später war es dann aber soweit: Im "Goldenen Anker", der ältesten Kneipe der Stadt, entschloss sich eine Hand voll Menschen, gemeinsam Fastnacht zu feiern. Damals unter dem Namen "Paschaverein" - heute als "Vorstädtischer Bürgerverein Türkenbund". Aber warum heißt der älteste Fastnachtsverein Fuldas eigentlich so?

Große Truppenschau am Domplatz.

Blicken wir ein paar Jahrhunderte in der Geschichte zurück, war an der "Träänk" die Stadtgrenze Fuldas. Auf dem dortigen "Jarmannsgut" lebte im Mittelalter der Tür- und Torkämmerer der Fürstabtes. Er war quasi der wandelnde Schlüsselbund des Abtes und ebenso ein hoher Steuerbeamter, der zum Beispiel das "Fastnachts-Huhn" zur Foaset als Steuer eingetrieben hat. Weil dieses Amt immer wieder vererbt wurde, lebte der Türkämmerer immer an der "Träänk". So hat es nicht lange gedauert, bis der Stadtteil rund um den Jarmannshof "Türkämmerei" genannt wurde. Vereinfacht: "Türkei".

Feierliche Unterzeichnung der Verträge um Felsenkeller.

Mit Fastnacht hatte das alles noch nichts zu tun. "Als 1888 der Verein gegründet wurde, hatte das kaiserliche deutsche Reich sehr gute Beziehungen in den Orient. Passend zum Stadtteilnamen nahm man sich den Orient als Motto und Pascha als Oberhaupt der Fastnacht", erklärt Andreas Gerlach, der die Geschichte des Vereins seit 25 Jahren festhält. Der Name "Paschaverein" gefiel dem damaligen Landrat Kurt Steffens gar nicht, weshalb die Narren ab 1895 "Cimtara" hießen. Damit wiederum konnte der nächste Landrat, Gustav Springorum, nichts anfangen. Er legte den Namen "Türkenbund" fest, der bis heute Bestand hat.

Oberhaupt einer jeden Fastnachtskampagne ist der Pascha mit seinem Schlachtruf: "La-il-la-ha!". Neben zwei Adjutanten stehen dem Pascha auch ein traditioneller Wedler und so viele Haremsdamen, wie er möchte, zu. Zu den vereinten türkischen Truppen zählen die Janitschaaren (Leibgarde des Paschas), Bajaderen (Liebreiz des Paschas), die Marine (Besatzung des Schlachters "Zimdera"), der Spielmannszug, die Pascha-Garde, die roten Pascha-Funken, die Showtanzgruppe und die Männertanzgarde EDV.

"Unser Verein lebt"

„De Hött is weg“, nach 46 Jahren muss sich der Verein schweren Herzens von seiner ...

Was sich nach viel anhört, ist auch viel: Aktuell hat der Türkenbund rund 300 Mitglieder. "Die meisten Mitglieder halten uns ein Leben lang die Treue. Alfred Fröhlich zum Beispiel ist seit 70 Jahren dabei", sagt Melanie Schneider, erste Vorsitzende, "Jung und Alt feiern zusammen eine bodenständige Fastnacht und genau das wollen wir. Unser Verein lebt."

Andreas Gerlach vermisst aber die lockeren Rollenspiele und Neckereien aus der Vergangenheit ein wenig: "Das geht ein bisschen verloren. Fastnacht ist inzwischen teuer geworden, weil jeder Verein sich selbst finanzieren will", so der Chronist. 1913 wurden die Balkankriege mit einem echten Zeppelin im Stadtsaal nachgestellt, seit 1938 gab es den "Sturm auf die Ölquellen" der Hochstift. "Mann muss aber aufpassen, wie man es nennt", so Gerlach. Als der Türkenbund beim Südend zu Gast war und ein Schild mit der Aufschrift "Türkisches Hauptquartier" dabei hatte, standen wenig später Heimatschutz und Polizei vor der Tür. "Dabei geht es uns nur um Spaß und Geselligkeit."

Ex-Pascha Ali Babet (Alfred Fröhlich) als Muezzin. Feiet 2017 sein 70-jähriges ...

2000 erhielten wir Besuch vom Türkenbund Brig (Schweiz).

Die Termine im Jubiläumsjahr auf einem Bierdeckel.

Die Türken zu Besuch im Bettenhaus Köhler.

Andreas Gerlach, Schriftführerin Alexandra Gerlach und 1. Vorsitzende Melanie ...

Der legendäre Eunuchenchor.

In den finalen Wochen der Fuldaer Foaset steht in der "Türkei" noch der Manöverball, die Weiberfoaset und "Brääder Nie" im Kolpinghaus auf dem Programm. Am Rosenmontag wird die Kampagne dann im Dompfarrzentrum ausklingen. (Julius Böhm) +++

Einweihung 1991 nach einem Entwurf von Franz-Carl Pechwitz.

Besuch beim Prinzen.

Türken hatten eine eigene Währung. Herausgeber Pascha Murat Gerdo ben Leo LXXI (Gerhard Schneider). ...

Freundschaftsvertrag zwischen Nordend und Türkei anlässlich der Erstürmung der „Ölquellen“ ...

Unser Gedenkstein am alten Dompfarrlichen Friedhof.

Der legendäre Generalmajor Jupp tritt dem Türkenbund bei.

Pascha Murat Gerdo Leo LXXXVII. zu Besuch bei Roland Koch.

Türkenbund feiert rauschendes Fest an der Tränk zum 125 jährigen Jubiläum.

Fernsehteam des Hessisschen Rundfunks begleitet Pascha XCII. Elmar ben Wedel 2008 (Elmar Niedling). ...

Jubelpascha Reinhold LXXII. Abu el Wyandotter (Reinhold Höhl), 100 Jahre Türkenbund. ...

Pascha Winfried LXXXIII. Baldachinus ibn Adi (Winfried Schwab) im Jubiläumsjahr 111 Jahre Türkenbund. ...

125 Jahre Türkenbund mit Pascha XCVII. Andi ben Gelenki (Andreas Gerlach).

Pascha Matthias CI. (101.) Usta Kalite mit Mannschaft.

Jubelpascha Reinhold LXXII. Abu el Wyandotter (Reinhold Höhl), 100 Jahre Türkenbund. ...

Generalfeldmarschall Winfried Schwab bei der Tropennacht im Südend 2007.

Hoher besuch zum Staatsempfang zum 125 jährigen Jubiläum 2013.

Nordend und Türkenbund kämpfen um die Hochstift.

Legendäres türkisches Luftschiff flog im Stadtsaal.

Die Kultfigur in jeder Paschamannschaft. Das Bild zeigt Wedler Jürgen Nahrgang.

Türkischer Schlachtkreuzer, der an der Träänk vor Anker liegt.


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