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REGION Es stinkt zum Himmel

Nützlich oder doch gesundheitsgefährdend? Bauern bringen wieder Gülle aus

17.02.17 - Entscheidend ist, was hinten raus kommt. Den Satz, den Helmut Kohl 1984 in einer Pressekonferenz von sich gab, wenden Agrarpolitiker heute gern ironisch auf eine geruchsintensive Begleiterscheinung der Viehzucht an: die Gülle. Bei ihr ist allerdings wesentlich entscheidender, wie viel wo hinkommt. Aufatmen können momentan höchstens die Landwirte, denn seit dem 1. Februar ist das Ausbringungsverbot für Gülle und Jauche aufgehoben. Bis in den November hinein darf nun der Dünger wieder auf Acker- und Grünland verteilt werden. Wer im Moment klare Frühlingsluft schnuppern möchte, wird bitter enttäuscht. Denn auch in der Region sind die Landwirte gerade fleißig dabei, den Biodünger überall zu verteilen.

Kaum steigen die Temperaturen im Frühjahr über den Gefrierpunkt, weicht das helle Weiß der schneebedeckten Felder einem schlammigen Braun. Endlich können die Landwirte ihre Güllegruben, die in den vergangenen Wochen meist randvoll gelaufen sind, wieder leeren. Denn von den amtlichen Richtlinien, im Winter nicht zu düngen, halten die Kühe und Schweine nicht sehr viel. Und so füllen sich die Gruben Tag für Tag ein Stückchen mehr. Die Verordnung verbietet den Bauern außerdem bei einer Schneedecke von mindestens fünf Zentimetern Stärke, tiefgründig vereistem oder wassergesättigtem Boden das Ausbringen der Gülle.

Gelangt Gülle ins Grundwasser, kann dies gesundheitliche Risiken bergen ...

 Das Verbot zielt darauf, dass der stickstoffhaltige Dünger und die darin enthaltenen Pflanzennährstoffe Nitrat und Phosphat nicht ins Oberflächen- oder Grundwasser sickern. Das könnte nämlich gesundheitsgefährdend sein. Daher darf in Zeiten, in denen kein Entzug von Nährstoffen durch Pflanzen stattfindet, keine Gülle ausgebracht werden. Das sei aber nicht die einzige ökologisch bedrohliche Nebenwirkung, die von Gülleprasserei ausgehen könne, warnen Experten schon seit einigen Jahren.

Über Flüsse gelangen die Nitrate auch ins Meer und fördern dort das Algenwachstum. Die Ostsee droht auf diese Weise zu ersticken. Überdies entwichen klimaschädliche Gase in die Atmosphäre, und auf den Äckern schwinde die Vielfalt der Arten. Die Bundesregierung, der dies alles nicht neu ist, hat sich daher in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie dazu verpflichtet, die Stickstoffüberschüsse von 2010 an auf 80 Kilo pro Hektar im Dreijahresdurchschnitt und bis 2020 noch weiter zu senken. Bisher konnten diese Werte nicht erreicht werden. Bauernverbände hingegen verweisen darauf, dass heute schon weniger Gülle als vor Jahrzehnten eingesetzt werde und befürchten noch mehr Bürokratie.

Es ist wieder soweit: Die Landwirte bringen die Gülle aus

 „Die Frist des Ausbringungsverbotes ist nun verstrichen, und das Wetter spielt gut mit“, weiß Landwirt Martin Engel und bittet gleichzeitig um Verständnis für das geruchsbelästigende Spektakel der Düngeverteilung. Spaziergängern und Anwohnern stinkt dies nämlich häufig gewaltig. „Die Zeiten der Ausbringung wird immer mehr begrenzt, bei Verstößen gegen die Verordnung fallen saftige Strafen an.“ Aus diesem Grund zöge es gerade jetzt so viele Bauern auf die Äcker und Wiesen.

„Natürlich ist der Geruch alles andere als angenehm“, sagt Engel, aber auf der anderen Seite müsse man sich auch bewusst machen, dass es sich dabei um Naturdünger handele. „Die Leute wollen etwas essen, dafür braucht es Dünger auf den Feldern. Für die Landwirte ist die Gülle ein pflanzenwichtiger Dünger und nicht irgendein Abfallprodukt, welches sinnlos auf den Feldern verteilt wird. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung unserer schönen Landschaft und dazu gehören eben nicht nur blühende Felder, sondern auch einmal Stallgeruch! (Miriam Rommel) +++

 


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