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Bülent Ceylan und die Zuschauer lachten sich in einen Rausch, bis die Tränchen flossen ... - Fotos: Christian Schmitt

FULDA Der Comedian in Bestform

Sensationeller Auftritt: Esperanto-Halle liegt Bülent Ceylan zu Füßen

20.02.17 - Kurz vor der Pause drohte der Abbruch, das Programm ging einfach nicht mehr weiter. Minutenlang lachten sich Künstler und 3.100 Zuschauer in der ausverkauften Esperanto-Halle in einen Rausch, bis die Tränchen flossen. Erst nach zehn, zwölf Ansätzen schaffte der TV-bekannte Comedian und Multikulti-Botschafter Bülent Ceylan die Klippe und brachte den ersten Teil des Abends im wahrsten Sinne des Wortes glücklich nach Hause: „Ihr seid echt kronk hier in Fulda. So ein tolles Publikum, ich fühle mich wie angekommen.“

Das Fest begann bereits zwanzig Minuten vor Vorstellungsbeginn, als der Anheizer, Rapper und Comedy-Praktikant Cossu das eintrudelnde Publikum in Empfang nahm und auf Bülents Auftritt einstimmte. Und dieser kleckerte nicht, er klotzte. Zu hammerharten Metall-Klängen und einer spektakulären Pyrotechnik-Einlage ließ sich der in eine Zwangsjacke gehüllte Mannheimer an einem Seil von der Bühnendecke herab, um, unten angekommen, erst einmal eine Runde zu headbangen. „Heute ist Samstag“, rief er am Sonntagabend bis in die Spitzen seiner schwarzen Haarpracht motiviert in den Saal. „Ich spüre das, ich bin gut druff.“

Die Esperantohalle war mit 3100 Zuschauern...

...restlos ausverkauft

Nach seinem Auftritt im Frühjahr vergangenen Jahres war es das zweite Mal, dass Bülent Ceylan mit seiner Show „Kronk“ (mannheimerisch für krank) das Esperanto rockte. „Die Welt ist kronk“, stellte er eingangs fest. „Wir dürfen uns von Scheiß-Terroristen aber niemals das Lachen nehmen lassen.“ Und so gerät der Abend zu einem Husarenritt durch die Absurditäten des Alltags und letztlich durch Bülents eigenes Leben. Themen wie Musterung und Zivildienst werden ebenso witzig aufbereitet wie Supermarkt-Katastrophen, Fitnesswahn, soziale Netzwerke, Knigge und der deutsche Schlager. Wie ein Muezzin stimmt er „Über sieben Brücken musst du geh’n“ an. Das passe gut zur Flüchtlingssituation und sei gar keine schlechte Idee fürs deutsche Fernsehen: „Stellt euch doch mal vor: Bülent Silbereisen und sein Migranten-Stadl.“

Überhaupt sind nationale Marotten und die Versöhnung der Kulturen das große Thema des Deutsch-Türken, der „in Mannheim nach deutschem Reinheitsgebot gezeugt wurde – mit einem Schuss Hajvar“. Die sprichwörtliche Schweizer Langsamkeit wird ebenso aufs Korn genommen wie die angebliche italienische Körperkürze und die albanische Nettigkeit: „Die kommen immer zu fünft zu einem und fragen: ,He, hast du ein Problem‘.“ Eine Absage erteilt Bülent allen Fanatikern und Nazis, obwohl er die Pegida-Bewegung anfangs gut gefunden habe: „Ich hatte verstanden, die rufen: ,Kee Bier da‘.“ Glänzend in diesem Zusammenhang seine Darstellung des cholerischen Hausmeisters Mompfred, der sich bis zur Hitler-Parodie versteigt. Bülent Ceylan als esoterische Kosmetikerin Anneliese mit offenem Haar und Brille im Leoparden-Look war schließlich zu viel fürs Publikum. Eben das war der Moment, wo im Programm nichts mehr ging.

Zum Running Gag des Abends avancierte der Dauer-Flirt mit der neunjährigen Kira aus der ersten Reihe, die kurzerhand zu Bülents „leiblichen Tochter“ erklärt wurde. Deren Mutter sei nämlich bereits bei seinem ersten Auftritt in Fulda vor zehn Jahren unter den Zuschauern gewesen, erklärte der Comedian augenzwinkernd, und im Kopf-Kino des gestrigen Publikums spielte sich der Rest des amourösen Abends damals ab. Und weil Kira dieses Spielchen so gut mitspielte, durften sie, der zwölfjährige Maurizio und der Albaner Enniz (ausgerechnet) auf die Bühne klettern und begeisterten mit einem kleinen improvisierten Rollenspiel.

Der Schluss des Programms war einfach nur schön. Bülent Ceylan sang das Lied „Nimm ein Kind an die Hand“, von der Decke regnete es Konfetti und hunderte erleuchtete Smartphones verwandelten die Esperanto-Halle in einen Sternenhimmel. Das hellauf begeisterte Publikum lag dem muskulösen Kindskopf mit femininer Note bei stehenden Ovationen zu Füßen und wurde dafür mit einer extralangen Zugabe belohnt. (Matthias Witzel) +++


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