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Walter Wissenbach, Srita Heide, Rainer Bousonville, Alexander Noll, Thorsten Stolz und Gerhard Stehlik - Alle Fotos: Julius Böhm

SCHLÜCHTERN FDP-Noll auffällig

Pro Tourismus, contra Windkraft - KN-Forum vor der Landratswahl

22.02.17 - Die sechs Landratskandidaten für den Main-Kinzig-Kreis biegen auf die Zielgerade ein: In elf Tagen müssen sich die Bürger entscheiden, wer Kreischef werden soll. Fest steht, dass es einen neuen Landrat geben wird, denn Amtsinhaber Erich Pipa (SPD) wird nicht mehr antreten. Bei der Podiumsdiskussion der "Kinzigtal-Nachrichten" am Dienstagabend entbrannte eine Diskussion - vor allem die Windkraft scheint die Menschen in MKK zu bewegen.

Das Podium in der Stadthalle

Hanns Szczepanek moderierte mit seinem Kollegen Andreas Ungermann

Rund 400 Zuschauer waren in der gut besuchten Halle

"Diese Dinger rotieren einzig und allein für den Rubel", sagte FDP-Kandidat Alexander Noll und machte so auf sich aufmerksam. Noll nutzte ohnehin das Podium in der Schlüchterner Stadthalle, um den gut 400 Menschen seine durchaus offensiven Ideen zu vermitteln. "Jeder Bürger bezahlt die Windräder über die EEG-Umlage unfreiwillig mit. Das ist eine himmelschreiende Umverteilungsaktion, die ich nicht unterstützen kann."

Grünen-Kandidat Rainer Bousonville sind die regenerativen Energien lieber als Atom- und Kohlekraft: "Die Energieunternehmer zahlen Steuern und unterstützen die Kommunen. So sparen die Bürger, wenn zum Beispiel die Kindertagesstätte günstiger wird. Außerdem richten Windkraftanlagen keinen Schaden an", schob er hintan und sorgte damit für Unmut im Publikum. Walter Wissenbach von der AfD entkräftete Bousonville: "Es ist ein Märchen, dass die Kommunen an Windkraft verdienen. Sie schaden deutlich mehr, als sie nutzen." Thorsten Stolz, aktuell noch Bürgermeister in Gelnhausen und als SPD-Kandidat Top-Favorit auf den Posten, versuchte die Diskussion etwas zu entschärfen: "Es gibt bei der Windkraftfrage oft nur schwarz und weiß. Dafür oder dagegen. Die Wahrheit liegt sicher in der Mitte."

Vor allem Alexander Toll bekam viel Zustimmung aus dem Publikum

Thorsten Stolz war eher zurückhaltend

Walter Wissenbach tritt für die AfD an

Srita Heide will den Alltag der Menschen in MKK verstehen

Rainer Bousonville verbrannte sich am Windkraft-Thema ein wenig die Finger ...

Dr. Gerhard Stehlik - sieht seine Kandidatur als Experiment an

Windkraft vs. Tourismus

Vor allem der Ostkreis rund um Schlüchtern soll in Sachen Tourismus gestärkt werden. Darin waren sich alle Kandidaten einig. "Wir müssen die Attraktivität unserer Region über die Grenzen hinaustragen und so Touristen anlocken", ist sich die Christdemokratin Srita Heide sicher. Windräder seien in diesem Kontext wenig sinnvoll. "Haben Sie sich im Urlaub schon einmal vorgenommen, einen Windpark zu besuchen?" fragte Noll das Publikum, "natürlich nicht. Der Kreis will Tourismus und Windkraft - das passt nicht zusammen. Hier werden die Bürger verscheißert."

Hanns Szczepanek und Andreas Ungermann, beide Redakteuere der Kinzigtal-Nachrichten, moderierten die gut zweieinhalbstündige Veranstaltung und lenkten die inzwischen hitzig gewordene Diskussion in Richtung ÖPNV und die geplante Bahntrasse. Sie warfen die Frage in die Runde, welche der sieben vorgeschlagenen Bahntrassen-Verläufe zwischen Fulda und Frankfurt die beste für den MKK sei. Walter Wissenbach hatte eine schnelle Antwort parat: "Wie es aussieht, ist das die Nummer sieben, die am Rande des Landkreises entlangführt, die Menschen am wenigstens stört, aber wohl am teuersten für die Bahn wird."

KN Redaktionsleiter Alexander Gies

Thorsten Stolz warf Wissenbach Populismus vor. Man könne zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine seriöse Aussage machen. Wissenbach konterte: "Meine Partei ist populistisch, weil sie den Willen der Menschen umsetzen will. Deshalb bin ich gern Populist." Stolz gab schließlich eine ähnliche Antwort wie der AfD-Politker: "Wir werden dafür kämpfen, dass die Beeinträchtigung für die Menschen im Kinzigtal so gering wie möglich sein wird. Und eines ist auch klar: Geld darf da keine Rolle spielen."

Der Chemiker Gerhard Stehlik

Ohne Partei tritt der Chemiker und Doktor Gerhard Stehlik an. Er machte während der Podiumsdiskussion mit teils verträumt wirkenden Vorträgen auf sich aufmerksam. Vorträge, die nicht enden wollten und seine Redezeiten strapazierten. Während er beschrieb, warum das Leben, die Politik und sogar diese Diskussion auf der Bühne wie ein Marionettentheater ist, musste Moderator Hanns Szczepanek sogar eingreifen und Stehlik darum bitten, sich an die Regeln zu halten. Doch auch Stehlik sprach sich gegen Windkraft aus und nannte das System rund um die EEG-Umlage eine "Umverteilung von arm nach reich".

Andreas Ungermann

Die Podiumsdiskussion drehte sich, wie zu erwarten, weitestgehend um die Belange der Bürger im Bergwinkel rund um Schlüchtern - wo auch die Leser der KN zu Hause sind. Trotz einiger akustischer Probleme in der Stadthalle waren die Reaktionen und auch das Interesse aus dem Publikum emotional. Die Politik scheint die Menschen wieder mehr zu erreichen. Gewinner der Veranstaltung ist sicher Alexander Noll von der FDP, der viel Zustimmung erntete. Thorsten Stolz hielt sich stark zurück. Seine Themen - wie die Verkehrssituation im Westkreis oder bezahlbarer Wohnraum - kamen nicht zur Sprache, wie er nach der Veranstaltung zu OSTHESSEN|NEWS sagte. 

Auch der AfD-Kandidat Walter Wissenbach schien vom Publikum trotz des blauen Parteibuches akzeptiert und ernst genommen zu werden. Einzig Dr. Gerhard Stehlik sorgte mit seinen Aussagen wohl eher für Gelächter als für Zustimmung. Nicht ohne Grund bezeichnet er selbst seine Kandiatur als "Experiment". (Julius Böhm) +++


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