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Engagiert und interessiert: die Sprachmittlerinnen und Sprachmittler mit ihrer Referentin Varinia Morales (Vierte von rechts) - Foto: privat

ALSFELD Mehr als 100 Einsätze

Sprachmittler-Pool: Brücke zwischen Geflüchteten und der Gesellschaft

23.02.17 - Seit Juli 2016 ist er am Start und kurz nach Jahresbeginn 2017 konnte Traudi Schlitt, Koordinatorin des Sprachmittler-Pools der beiden Ev. Dekanate Alsfeld und Vogelsberg, den 100. Einsatz ihrer ehrenamtlicher Dolmetscherinnen und Dolmetscher verzeichnen. "Man sieht daran, wie hoch der Bedarf an Sprachmittlern im Kreis ist“, so ihr Fazit. Sie vermittelt ihre Ehrenamtlichen zu einem großen Teil für Einsätze in Arztpraxen und Krankenhäusern, aber auch Schulen und Ämter fragen sie an, dazu Vereine und freiwillige Flüchtlingsbegleiter.

"Bei manchen Einsätzen, etwa an den Ämtern, hat sich inzwischen auch ein wenig Routine eingestellt“, berichtet Schlitt, "dennoch ist kein Einsatz wie der andere. Es gibt häufig noch Details zu klären, und manche Sprachen – Oromo beispielsweise oder Somalisch – sind nicht einfach so abzudecken.“ Und so fordert die Verwaltung des Pools jede Menge Arbeitseinsatz, viel Organisationsgeschick und natürlich einen guten Umgang mit den Sprachmittlern – Menschen, die häufig selbst einen Fluchthintergrund haben und heute froh sind, anderen mit ihren Sprachkenntnissen helfen zu können. Dabei – und das ist nur ein Element ihres Tuns – helfen sie nicht nur den Geflüchteten, für die sie in der überwiegenden Zahl ihrer Fälle tätig sind, sondern auch den Institutionen und Einrichtungen, die sie anfordern.

"Der gezielte Einsatz von Sprachmittlern spart viel Zeit und Geld und hilft den in den jeweiligen Bereichen tätigen Fachkräften ihre Arbeit gut zu tun“, fasst Schlitt den Bedarf zusammen. Dass die ehrenamtlichen Dolmetscher mit einem außerordentlichen Maß an Engagement bei der Sache sind, ist wichtig. Von großer Bedeutung ist aber auch die Qualität ihrer Arbeit. Um diese weiter zu verbessern, fand nun erstmals eine Schulung für die Sprachmittler statt. Durchgeführt hat sie die bikup gGmbH, die Internationale Gesellschaft für Bildung, Kultur und Partizipation aus Köln.

Seit vielen Jahren bereits führt diese einen Sprachmittler-Pool in Köln und bildet erfolgreich Sprach- und Kulturmittler aus. "Das eine geht nicht ohne das andere“, ist sich Varinia Morales, Leiterin der bikup und Referentin in Alsfeld, sicher. Denn häufig ist es nicht nur die Sprache, die ein Hindernis in der Verständigung darstellt, sondern auch die unterschiedliche Wahrnehmung mancher Dinge, das andere Verständnis von Gegebenheiten, die mit erklärt werden müssen. Und so wurde an diesem einführenden Tagesseminar auch nie nur das Dolmetschen betrachtet, sondern die Kultur- und Sprachmittlung im Paket. "Sie sind eine Brücke – ihre Arbeit ist wichtig!“, ermutigte Morales die Seminarteilnehmer.

An der Schulung nahmen Sprachmittler aus sechs Ländern teil, mit unterschiedlichen Migrationsbiografien. Auf welche Schwierigkeiten stießen sie, als sie nach Deutschland kamen? Welche konkreten Zugangsbarrieren gibt es nach wie vor und wie kann man sie überwinden? Mit diesen Fragen startete Morales in den Tag. Sie ging auf die Unterschiede zwischen professionellen Dolmetschern und Sprach- und Kulturmittlern ein und gab Antwort auf ganz praktische Fragen: Was sollte ein Sprachmittler tun, wenn der Klient unflätig wird? Wie schafft man es trotz Empathie genügend Distanz zum Klienten aufzubauen? Wie wichtig ist Neutralität und wie kann sie gelingen? Und wie schafft es ein Sprachmittler, sich selbst als Person in dem Einsatz zurückzunehmen? Diese und weitere Fähigkeiten machten professionelle Kultur- und Sprachmittlung aus, erläuterte die Referentin, die sich auch nicht scheute, Fehler aus der Praxis zu benennen. Gleichzeitig gab sie den Sprachmittlern viel Gelegenheit, von ihren Einsätzen zu berichten und sich auch gegenseitig auszutauschen. Für sie sei es besonders wichtig, auch die eigene Rolle zu klären: Jeder Kultur- und Sprachmittler müsse wissen, wo er mit seiner eigenen Migration stehe, was heute seine Rolle in der deutschen Gesellschaft sei.

Die Ausbildung zum Sprach- und Kulturmittler, die inzwischen von einigen Instituten, auch von bikup, angeboten wird, dauert 12 bis 18 Monate in Vollzeit. Kein Wunder also, dass es sich bei einem solchen Tagesseminar nur um eine Einführung in die Thematik handeln konnte, ein Sensibilisieren dafür, was nötig und richtig ist. Kein Wunder auch, dass die Sprachmittler sich eine Fortsetzung und Vertiefung dieses Themas wünschten. +++


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