Wolfgang Schuster: "Ich werde am Rosenmontag trotzdem lachen"

24.02.17 - Er ist der Verlierer der ganzen Rassismus-Debatte um das Südend: Wolfgang Schuster (72) verkörpert seit 15 Jahren den "Südendneger" mit dunkler Schminke, Perücke und Leopardenfell. Damit ist seit dieser Woche Schluss. Dem 72-Jährigen wird sein größtes Hobby geklaut. Der Fastnachtsverein sah sich nach den heftigen Vorwürfen dazu gezwungen. O|N hat Schuster besucht.

"Ich finde diese ganze Sache lächerlich. Ich verstehe es eigentlich auch nicht. Ich will Fastnacht feiern, lachen und Spaß und niemandem etwas zu Leide tun", sagt Schuster zu OSTHESSEN|NEWS. Seit 48 Jahren sei er in der Fuldaer Foaset aktiv. Nach einigen Jahren als Wedler beim Türkenbund - übrigens auch mit schwarzer Schminke im Gesicht - kam er zum Südend und ist seit 15 Jahren der "Südendneger".

"Mich hat noch nie jemand doof angeschaut, negativ angesprochen oder gar angegriffen. Die Leute machen Fotos mit mir, echte schwarze zeigen mit den Daumen nach oben, weil man von meiner Haut nichts mehr sieht", erzählt der 72-Jährige, "am RoMo heißt es immer: Lauf langsamer, Wolfgang macht wieder Fotos..."

Bei Schuster ist es zur Tradition geworden, dass er während der Fastnachtskampagne fast ausschließlich auf dem Sessel schläft. "Im sitzen. Da kann die Schminke nicht verschmieren", sagt er. Die Fastnacht ist seine Passion, er ist voller Stolz der "Neger vom Südend".

"Die Foaset ist mein Ausgleich"

"Meine Frau leidet an Multipler Sklerose. Ich konnte sie alleine nicht mehr pflegen und musste sie ins Heim bringen. Die Foaset ist mein Ausgleich, um damit fertig zu werden", erzählt Schuster. Auch ohne Schminke will er sich sein Markenzeichen, das breite Grinsen, nicht nehmen lassen. "Ich werden am Rosenmontag mitlaufen, mein Fell anziehen und trotzdem lachen. Darum geht es nämlich bei der Fastnacht: zusammen Spaß haben." (Julius Böhm) +++