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FULDA Nach Rassismusvorwürfen gegen das Südend

Solidarität mit Fastnachtsverein: So wird in den sozialen Netzwerken diskutiert

25.02.17 - Schon lange bewegte und erhitzte kein Thema mehr die Fuldaer auf diese Weise: Bunte Sonnenschirme, Holzbänke vor einer Bar und Sperrstunde sind Schnee von gestern. Man redet und diskutiert nun über das Südend. Oder vielmehr über die Rassismusvorwürfe, die eine Gruppe dem Karnevalsverein macht. 

Bereits 2015 hatten sich Philipp Weidemann, Justyna Stasczcak und Amata Schneider-Ludorff bei dem Verein gemeldet und unter dem Vorwand, ein Interview für die Hochschule Fulda führen zu wollen, ein Treffen ausgemacht - so beschreibt der Vorsitzende des Vereins, Andreas Beck, die Geschehnisse. "Die Darstellungen des Südends lassen kolonialrassistische Bilder weiterleben. Das sind nicht irgendwelche Tropenuniformen, sondern Uniformen deutscher Schutztruppen, die damals in den deutschen Kolonien Ost- und Südwest-Afrika für den Tod hunderttausender Menschen verantwortlich waren", schreiben die drei an OSTHESSEN|NEWS. 

Als Reaktion auf die Vorwürfe der drei hat das Südend nun den "Südendneger", der seit über einem Jahrzehnt von Wolfgang Schuster dargestellt wird, abgeschafft. "Wir werden keine Menschen mehr mit dunkler Farbe schminken." Eine Reaktion, die nicht überall gut ankommt: Dass es die Kultfigur nun nicht mehr geben wird, sei ein Eingeständnis, sagen einige Nutzer in den Sozialen Netzwerken. Der Großteil derer, die sich in Fuldaer Facebook-Gruppen dazu äußern, ist auf der Seite des Südends und bewertet die Vorwürfe, die ihm gemacht wurden, als übertrieben.

"Auch wenn sich der Verein empört, so sind die doch vor den Wirrköppen der Hochschule eingeknickt. Das ist für mich der eigentliche Skandal. Vor lauter politischer Korrektheit verzichtet man auf diese fast hundertjährige Tradition. Bei einer Fernsehsendung über den Karneval in New Orleans zogen weiß geschminkte Schwarze durch die Stadt, also auch rechtsradikale Schwarze? Ich esse nach wie vor Mohrenköpfe, genieße mein Jägerschnitzel und verschönere meine Sonntagsschuhe mit schwarzer Creme. Um jedoch nicht als Rassist zu gelten, habe ich mein chinesisches Kostüm mitsamt der gelben Gesichtsfarbe für bessere Zeiten eingemottet", schreibt ein User. 

Andere sind der Meinung, dass es doch viel sinnvoller wäre, etwas gegen die AfD zu tun, Nazi-Aufmärsche zu blockieren oder in arme Länder zu fliegen und vor Ort mitanzufassen. "Ich frage mich, was die Herrschaften studieren, wenn sie Zeit haben, so einen Unsinn zu verzapfen. Und, mal davon ab, frage ich mich auch, warum aus besagter Ecke heraus keine Demos gegen die ungehemmte Globalisierung und zugehörige Freihandelsabkommen organisiert werden", schreibt ein weiterer User.

Und dann gibt es noch solche, die sich über die Rassismusvorwürfe lustig machen: "Wie ist das eigentlich jetzt mit SCHWARZwälder Kirschtorte? Muss ich nun Kirschtorte aus maximalpigmentiertem Wald bestellen?" oder "Da stellt man sich die Frage, ob der 'Kaffeeweißer', den du dir in den 'schwarzen' Kaffee schüttest, jetzt auch bald aus den Regalen verschwindet." Andere nehmen die Sache etwas ernster: "Ich bin der Meinung, dass solch eine Diskussion nur die Rechte stärkt, denn mit diesen Pseudolinken, die einen rechtsradikalen Anschlag vermuten, wenn sie ein blondes Haar in der Suppe finden, kann man sich nicht wirklich identifizieren. Das könnte überspitzt und ausgefeilt zu ähnlichen Verhältnissen wie in der Weimarer Republik führen. Das Ende kennen wir ja. Also: Wehrt auch hier den Anfängen, selbst differenziert nachdenken, eigene Meinung bilden."

Zwischen all den Pro-Südend- und Pro-Tradition-Postings versteckt sich jedoch auch der ein oder andere Beitrag, der zur anderen Seite hält: "Ich lese hier durchgängig, dass ihr Angst um eure Traditionen und tief verwurzelte Karnevalskultur habt. Meiner Meinung nach macht es die Sache nicht besser, wenn man schon seit hundert Jahren mit unangebrachten Kostümen herumläuft. Würden hier alle das gleiche sagen, wenn der Verein plötzlich mit Reichsuniformen einläuft und sagt, dass 'natürlich alle Juden willkommen sind'? Sowas ist einfach nur geschmacklos, wenn man die brutalen Umstände der Kolonialzeit bedenkt. Übrigens an alle, die mit ihrem 'Kinder als Indianer' Argument kommen: Es ist ein Unterschied, ob man als Kind Winnetou nacheifert oder als erwachsene, aufgeklärte Person Sklavenhalter und Genozid verherrlicht."

Die größte Teil der User ist jedoch auf der Seite des Südends. Ein Foto, auf dem steht "Wir stehen hinter Südend und für Tradition" hat bereits einige Stunden, nachdem es online gegangen ist, über 200 Likes. "Aber hallo, ich stehe voll dahinter. Tradition und freie Wahl, dass ist doch das, was wir uns auf jeden Fall bewahren sollten und so wie ich meine sogar müssen", hat ein Nutzer darunter geschrieben.

Aber die Solidarität geht noch weiter: Einige Gruppen haben sich in den sozialen Netzwerken zusammengeschlossen und wollen am Rosenmontagsumzug geschlossen mit schwarzer Schminke im Gesicht auftauchen. "Du bist föllsch, wenn du trotzdem lachst und dich schwarz schminkst", so die Devise. (sur) +++


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