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Wer die altdeutsche Schrift beherrscht, kann die Namen der Teilnehmer des laufenden VHS-Sütterlin-Kurses unter Leitung von Alfons Spors (sitzend) an der Tafel lesen – und auch den Veranstaltungsort. - Foto: S. Limpert

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VHS bietet Möglichkeit zum Erlernen der altdeutschen Schrift / Große Nachfrage

04.03.17 - Wegen eines kleinen, blau eingebundenen Büchleins, das sie lesen möchte, drückt Ingrid Zentgraf noch einmal die Schulbank. Jeden Dienstagabend besucht sie zusammen mit sieben weiteren erwachsenen Ehrenbergern die Grundschule in Wüstensachsen, um dort die altdeutsche Schrift zu lernen. „Wer lesen will, muss schreiben lernen“, lautet das Credo von Alfons Spors, der seit etwa zehn Jahren für die Volkshochschule des Landkreises Fulda (VHS) Sütterlin-Kurse leitet. In Ehrenberg war am Dienstag dieser Woche Halbzeit; die ersten fünf Abende hatte das Schreiben im Vordergrund gestanden, die kommenden fünf Stunden wird vor allem gelesen: „Erst einfache und am Ende anspruchsvolle Texte“, kündigt Spors an.

Bereits jetzt kann Ingrid Zentgraf einen Teil der Schrift aus dem blauen Notizbuch entziffern. Es handelt sich um Gebete, die eine Tante ihres Großvaters für jenen aufgeschrieben und ihm 1908 zum Weißen Sonntag geschenkt hatte. Auch das Kochbuch ihrer Großmutter birgt für die teilnehmenden Schwestern Christine Bott und Dorothea Büttner mittlerweile weniger Geheimnisse als noch vor fünf Wochen. Günter Wehner, der die VHS-Zweigstelle Ehrenberg leitet, freut sich, dass der Kurs zustande gekommen ist. „Das schwebte mir schon lange vor. Ich hatte sogar noch mehr Interessenten, denen es dann aber terminlich nicht passte“, sagt er. „Mir selbst haben sich nun ganz neue Lesewelten erschlossen.“

„Man darf nicht denken, dass man nach dem Kurs mit Leichtigkeit historische Unterlagen verstehen kann“, erläutert Alfons Spors. „Schon früher gab es Schreiber mit einer Klaue“, scherzt der pensionier-te Lehrer. „Dann bleibt nur Raten.“ Außerdem sei für die korrekte Übersetzung, beispielsweise von Maßeinheiten, Währungen und Gewichten, historisches Hintergrundwissen notwendig. Der Hofbieberer zeigt in seinem Unterricht auch die minimale Unterscheidung zwischen altdeutscher Schrift und dem 1911 eingeführten Sütterlin auf. Interessant findet der 76-Jährige, dass die Schrift 1941 von Adolf Hitler verboten wurde, weil angeblich ein Jude sie erfunden hätte.

Die Tanner werden sich etwas gedulden müssen: Als nächstes hat Spors dem Nüsttaler VHS-Zweigstellenleiter Adolf Trott zugesagt. Diesem liegen bereits jetzt Anmeldungen für den im Septem-ber startenden Kurs vor – noch bevor er die vier Heimat- und Geschichtsvereine seiner Gemeinde über das Angebot informiert hat.  +++


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