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Nach Jahren als studierter Medienexperte hat sich Krauthausen mit seinem Verein inzwischen selbstständig gemacht - Foto: Jens Kalaene / DPA

FULDA Aktivist mit Glasknochen im Platzhirsch

"Dachdecker wollte ich eh nicht werden" - so sieht Raúl Krauthausen das Leben

Dienstag im PlatzhirschKrauthausen liest am Dienstag ab 18 Uhr aus seinem Buch "Dachdecker wollte ich eh nicht werden" in der Bar des Hotel Platzhirsch in Fulda. "Darin erzähle ich eine authentische Lebensgeschichte, ohne rosarote Brille", sagt Krauthausen selbst. Im Anschluss ist der 36-Jährige für eine angeregte Diskussion zu den Themen Inklusion und Barrierefreiheit offen. Veranstalter ist die „Interessengemeinschaft barrierefreies Fulda“. Anmeldung unter [email protected]

11.03.17 - Ein großer logistischer Aufwand steckt dahinter, wenn Raúl Krauthausen zu seinen Lesungen in ganz Deutschland fährt. Er muss ein barrierefreies Hotel finden und den Zug drei Tage im Voraus buchen, damit er und sein Rollstuhl mitfahren können. Der 36-Jährige hat die Glasknochenkrankheit. Das hält ihn aber nicht davon ab, ein erfülltes Leben zu führen und für seine Rechte zu kämpfen. Kommende Woche ist er in Fulda.

"Ich bin ein sehr lebensfroher Mensch. Mir gefällt meine humoristische Art. Ich kann auch über mich selbst lachen und finde Situationskomik großartig", sagt Krauthausen, der 1980 in Lima (Peru) geboren wurde. Auch wenn das Leben manchmal "scheiße" sei, aber eben nicht immer. "Es hat auch Vorteile."

"Einer muss ja mal anfangen, die Welt besser zu machen"

Er hat sich einer Sache verschrieben: "Nämlich das schier unerschöpfliche Potential, die Welt besser zu machen, auszunutzen. Und einer muss ja mal anfangen", ist sich der Aktivist sicher. Mit seinem Verein "Sozialhelden" kämpft er für Inklusion und Barrierefreiheit in ganz Deutschland. Dass Fulda die inklusivste Stadt Deutschlands sein will, wusste Krauthausen nicht. "Das will ich erst mal sehen", sagt er mit seiner bekannt spitzen und ehrlichen Art. Dass Fulda mit vielen historischen Gebäuden jede Menge Defizite für Rollstuhlfahrer mit sich bringt, macht ihn wütend.

Foto: Andi Weiland

"Schwierig ist es immer nur für diejenigen, die Geld in die Hand nehmen müssen. Ich habe das Gefühl, die Leute glauben, Behinderte seien wie Aliens plötzlich auf die Welt gekommen und jetzt sofort müsse alles barrierefrei sein", sagt der Aktivist, "dabei kämpfen wir schon seit den 60er Jahren." In Deutschland heiße es, man dürfe die Privatwirtschaft nicht überfordern. In Ländern wie Großbritannien, Japan oder Österreich seien diese Entscheidungen schon vor zehn Jahren getroffen worden. "Und sind diese Länder jetzt pleite?!"

Das Buch: "Mein Leben und zwar schonungslos"

Raúl Krauthausen ist inzwischen eine Berühmtheit, trägt das Bundesverdienstkreuz und ist regelmäßig Gast in verschiedenen Talkshows im Fernsehen. Er ist sogar auf die Hilfe eines Assistenten angewiesen, um die vielen Termine und Presseanfragen unter einen Hut zu bekommen. In seinem Buch "Dachdecker wollte ich eh nicht werden" erzählt er seine Lebensgeschichte. "Und zwar schonungslos", sagt er. Die Behinderung eines Menschen ist in seinen Augen nur eine von vielen Eigenschaften, nicht die prägende und beherrschende. "Ich wünsche mir, dass sich alle Menschen ihren Berührungsängsten stellen und erkennen, wie liebenswert, aber auch arschig Behinderte sein können."

Das Gespräch machte neugierig, denn von ihm sind sicherlich spannende Anekdoten aus seinem Buch zu erwarten. "Da lassen Sie sich mal überraschen. Ich hab' auf jeden Fall die ein oder andere Geschichte zu erzählen." (Julius Böhm) +++


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