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- Fotos: Gudrun Schmidl

BAD HERSFELD Warnsignale häuslicher Gewalt

Frauenberatungsstellen übernehmen seit 30 Jahren Mammutaufgabe

15.03.17 - Frauenberatungsstellen helfen unkompliziert, sensibel und mit großem Sachverstand Frauen und Mädchen, die Opfer von Gewalt werden. Seit nunmehr 30 Jahren stehen auch in Bad Hersfeld die Haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der Frauenberatungsstelle des Vereins „Frauen helfen Frauen“
den Hilfesuchenden mit umfassender Beratung, kompetenter Unterstützung in der Krise und Hilfe bei der Klärung und Bewältigung des Erlebten zur Seite. Die Unterstützung kann von einer einmaligen Beratung bis hin zu einer längerfristigen Begleitung reichen.

Im Jahr 1987, ein Jahr nach der Gründung des Frauenhauses, wurde die Beratungsstelle eingerichtet, um neben dem geschützten Raum für betroffene Frauen auch einen öffentlichen Ort für Beratungsgespräche, Veranstaltungen und Gruppentreffen zu schaffen. Zunächst in Räumlichkeiten am Neumarkt in Bad Hersfeld, danach jahrelang Am Markt und nun in der Dudenstraße ist das Angebot eine viel frequentierte Anlauf- und Interventionsstelle für Frauen, die Gewalt erfahren mussten.

Referentin Birgitta Rennefeld

Und das soll Liebe sein?

Das 30-jährige Bestehen der Beratungsstelle feierte der Verein „Frauen helfen Frauen“ gestern mit einem Empfang in der Beratungsstelle Dudenstraße 27 und einem Vortrag zum Thema „Und das soll Liebe sein?“ – Warnsignale häuslicher Gewalt erkennen und handeln“. Als Referentin konnte die Diplompädagogin, Psycho- und Traumatherapeutin Birgitta Rennefeld von der autonomen Frauenberatungsstelle Nordrhein-Westfalen gewonnen werden. Birgitta Rennefeld blickt einleitend auf 30 Jahre enormes Engagement gegen enorme Widerstände zurück. Deutschlandweit feiern viele Frauenberatungsstellen ihr 30-jähriges Bestehen. Sie haben eine Mammutaufgabe übernommen, denn auch in Deutschland beherrscht Gewalt den Alltag vieler Frauen und es ist kein Ende in Sicht. Rund ein Viertel aller Frauen hat schon einmal körperliche, seelische oder sexuelle Gewalt in der Partnerschaft erfahren!

Gewalt gegen Frauen und Mädchen ereignet sich fast immer zu Hause, hinter verschlossenen Türen – quer durch alle Bildungsschichten, alle sozialen Schichten und unabhängig vom kulturellen Hintergrund. Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist – auch hier in Deutschland – ein allgemeines gesellschaftliches Problem. Dennoch bleiben die Opfer meist stumm, suchen keine Hilfe, wehren sich nicht. Aus Scham, aus Furcht vor Gerede, aus Angst vor weiteren gewalttätigen Übergriffen. „Stillhalten und Hoffen auf Besserung erhält die zerstörerische Beziehung und erst dadurch wird sie, was man verhindern will: immer schlimmer“, beschreibt Edith Beleites, die Übersetzerin des Buches „Und das soll Liebe sein?“ die zerstörten Hoffnungen vieler Frauen.

Nach vielen Kampagnen wie „Mann schlägt nicht“ oder „Nein heißt nein“, die Wort- und bildgewaltig deutschlandweit für Furore sorgten, aber nicht gebündelt wurden, ist es an der Zeit zu reflektieren, bekräftigt Birgitta Rennefeld und fordert, die Kampagnen in Zusammenhang zu stellen. Der Dachverband der autonomen Frauenberatungsstellen NRW bietet aufbauend auf das Buch „Und das soll Liebe sein?“, das die Kanadierin Rosalind B. Penfold unter Pseudonym in Comicsprache verfasst hat, Vorträge und Seminare an und ermöglicht auch die Ausleihe der erarbeiteten Ausstellung dazu an. Immer im Blick: die Prävention.

Warnsignale erkennen

Was Frauen dazu verleitet, sich im Namen der Liebe selbst zu verleugnen und wie lange es dauert, bis eine Frau begreift, dass sie in einer zerstörerischen Beziehung lebt, wird in der von Rosalind B. Penfold gezeichneten autobiografischen Geschichte eindringlich aufgezeigt. Und sie lässt Warnsignale erkennen, die noch nicht die Gewalt sind. Gewalt entsteht nicht über Nacht. Sie beginnt zum Beispiel mit der Isolation im Privatleben und dem Fernhalten vom Rest der Familie und Freunden. Auch bei grundloser Eifersucht sollten alle Alarmglocken schrillen. Ständige Demütigungen und Beleidigungen und das Runtermachen in aller Öffentlichkeit sorgen dafür, dass Frauen sich wertlos fühlen.

Der Peiniger baut sich nach und nach zum einzigen Vertrauten auf, allen anderen ist zu misstrauen, es zählt nur noch das WIR. Undurchschaubare, willkürliche Belohnungs- oder Bestrafungsaktionen, die so unsicher machen, dass man den eigenen Wertmaßstäben nicht mehr traut, Gewalt oder Gewaltandrohung, die passiv und fügsam macht, gehören dazu. Ganz besonders, wenn ein Mann zu schnell zu viel will, bedeutet das Gefahr. Birgitta Rennefeld erläuterte an mehreren Beispielen die Dynamik, die jede Frau treffen kann, die ihren Peiniger sogar liebt und ihm vertraut. Genau wie Rosalind B. Penfold, deren Liebesbeziehung sich als wahrer Albtraum entpuppte und der es gelang, mit ihrem Buch, in dem sie deutlich macht, wie eine innere Geiselhaft aussieht, weltweit aufzurütteln. Das Buch ist inzwischen vergriffen. Bei Amazon werden gebrauchte Exemplare angeboten. Es kann aber direkt über den Dachverband der autonomen Frauenberatungsstellen NRW bezogen werden.

Im Frauenhaus Schutz finden

Frauen, die von Gewalt betroffen sind und die die häusliche Situation nicht mehr ertragen können oder wollen, haben die Möglichkeit, mit ihren Kindern oder allein einen Platz im Frauenhaus zu bekommen. Das Frauenhaus ist rund um die Uhr erreichbar unter Telefon 06621/65333 oder unter Email: [email protected] . Seit Dezember 2015 bekommt die Frauenberatungsstelle in Bad Hersfeld mehr Zuschüsse vom Land Hessen. Neben den Terminen für persönliche Beratung vor Ort bietet die Frauenberatungsstelle nun auch zwei Mal in der Woche telefonische Beratung an: Montags von 9 bis 10 Uhr und mittwochs von 16 bis 17 Uhr haben die kompetenten Mitarbeiterinnen ein offenes Ohr für Frauen in Not unter der Nummer 06621/70113. Eine anwesende Kinderschutzfachkraft ermöglicht es, die Kinder zum persönlichen Beratungsgespräch mitzubringen. Inzwischen gibt es auch ein Angebot für Gruppengespräche.

Betroffene Frauen haben auch die Möglichkeit, sich an das bundesweite Hilfetelefon zu wenden. Es ist 24 Stunden besetzt und bietet Beratung in vielen Sprachen. HILFETELEFON Gewalt gegen Frauen: 08000116016. (Gudrun Schmidl) +++

 

 


Mitbegründerin und Frau der ersten Stunde - Ingrid Lürs

Stadträtin Birgit zum Winkel (rechts) lobt die herausragende Arbeit der Mitarbeiterinnen ...

Rahel von Bucholtz (rechts) freut sich über den überreichten Scheck

Sabine Schütt-Dörrbeck (vorn)


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