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FULDA "Ein Wort? Liebe"

Wie Orthopädietechnik-Mechaniker Eugen Markus in Uganda Prothesen baut

24.03.17 - Mit dem Hammer bearbeitet Eugen Markus den Metallstab, der in einer Schraubzwinge steckt. Die Arbeit kostet viel Kraft. Wenige Meter weiter gießen zwei Kollegen Gips in Hüllen und bringen fertige Gipsabgüsse mit Schleifpapier in Form. Mit ihrer Arbeit in ihrem Heimatland Deutschland hat das nicht viel zu tun. Hier in Uganda, der Republik im östlichen Afrika, funktioniert das Handwerk des Orthopädietechnik-Mechanikers anders als daheim. Trotzdem sind die Fachleute, die in ihrem Arbeitsalltag sonst mit Hightech-Maschinen umgehen und bei denen Arbeitsschutz ein wichtiges Thema ist, hier im Krisengebiet und bauen in T-Shirt und Cargohose und mit behelfsmäßigen Werkzeugen Prothesen für Bedürftige. 

Etwa 10.000 Kilometer liegen zwischen Deutschland und Uganda. Dort leben mehr als 34.000.000 Einwohner auf einer Fläche von rund 250.000 Quadratkilometern, etwa ein Viertel von ihnen unter der Armutsgrenze. Viele der Bewohner leben in kleinen Dörfern. Die liegen in unwegsamen Gebieten und sind nur schwer zu erreichen. Die Menschen, die körperliche Einschränkungen wie zum Beispiel fehlende Gliedmaßen haben, gelangen noch schwerer an medizinische Versorgung als in diesem Land ohnehin schon. Ein funktionierendes Gesundheitssystem gibt es in Uganda nicht.

Eugen Markus bei der Arbeit mit einem Patienten

Die Initiative PRO Uganda aus Südhessen reist regelmäßig in das Land, um den Menschen dort zu helfen. Im Sommer 2016 ist unter den vielen freiwilligen Helfern auch der Fuldaer Eugen Markus. Noch während seiner Ausbildung beim Sanitätshaus Spiegel hatte ihm einer seiner Berufsschullehrer angeboten, für das Projekt mit nach Afrika zu reisen. Seine Antwort "Ja" - für den guten Zweck und die Erfahrung würde er die Reise gern auf sich nehmen.

Er reist als einer von insgesamt neun Freiwilligen mit dem Flugzeug nach Uganda, um dort Prothesen für Menschen zu bauen, die sie für ihre Selbstständigkeit dringend benötigen. Selbst finanzieren könnten sie sie nicht. PRO Uganda baut vor Ort aktuell eine Orthopädie-Werkstatt. Die Werkzeuge sind meist ausgedient und von Unternehmen und Organisationen aus Deutschland gespendet. Mangels moderner Technik behilft das Team sich mit einfachsten Mitteln. Und arbeitet oft aus dem Koffer heraus.


Einfach nur "danke!" sagen

Dass ein Hilfstrupp angereist ist, spricht sich unter den Menschen der Region schnell herum. Aus der gesamten Republik kommen Amputationspatienten angereist. Sie alle benötigen dringend die Hilfe der Freiwilligen. Das Team nimmt Maß, fertigt die Prothesen und hilft schließlich auch bei den ersten Gehversuchen. Einige alte Bekannte von vorherigen Hilfseinsätzen kommen auch - einfach, um danke zu sagen.

Die Helfer machen nicht nur an einem Ort Halt, sie reisen auch weiter ins Landesinnere. Auf kaum befahrbaren Straßen. Kaum zu glauben, dass die Menschen in Uganda teils stunden- und tagelange Strapazen auf sich genommen haben, um zu den Helfern zu reisen. Das Team aus Deutschland hört bewegende Schicksale und erfährt große Dankbarkeit.

Unzählige Menschen lernen sie während ihrer zwei Wochen in Uganda kennen. Sie genießen es zu sehen, wie gut einige frühere Patienten mittlerweile mit ihren Prothesen gehen können. Fragt man Eugen Markus, wie er in einem Wort beschreiben würde, was Uganda bei ihm hinterlassen hat, dann ist das "Liebe". "Auch wenn wir den Menschen nichts gegeben haben, kein Geld oder irgendetwas, haben sie uns solche Dankbarkeit entgegengebracht", erklärt er. Für viele Kinder fertigen die Helfer in Uganda die ersten Prothesen ihres Lebens und zaubern ihnen damit ein Lächeln auf das Gesicht. Am Ende des zweiwöchigen Aufenthalts blicken Eugen Markus und die anderen Freiwilligen aber vor allem auf gute Erinnerungen zurück.

Der damalige Lehrling ist mittlerweile ausgelernter Orthopädie-Technik-Mechaniker und wurde von seinem Ausbildungsbetrieb übernommen. Die Reise nach Uganda hat ihn geprägt und ihm zusätzliche Motivation für seinen Beruf gegeben. Auch hier in der Heimat genießt er es, Menschen helfen zu können und freut sich über die große Dankbarkeit vieler Patienten. Daraus schöpft er Kraft und für ihn ist klar, dass er auch 2017 wieder mit nach Afrika reisen möchte – um denen zu helfen, die seine Kenntnisse zu dringend benötigen. (Sabrina Ilona Teufel)

Wer ProUganda unterstützen möchte, kann dies unter http://www.prouganda.de/sponsoring/ tun.+++

Eugen Markus lernte und arbeitet nun beim Sanitätshaus Spiegel in Fulda

Hier in Deutschland arbeitet Eugen Markus mit modernen Geräten

Fotos: Julian Batz / ProUganda E.V.

Arbeitsschutz ist ein wichtiges Thema


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