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Am Montag, 26. Juni, kommt Laith Al-Deen mit seiner Band in die Stiftsruine nach Bad Hersfeld. - Foto: Carsten Klick

BAD HERSFELD Der Deutsch-Pop-Poet kommt

O|N-Exklusiv: Laith Al-Deen übers Scheitern und den Hit "Bilder von Dir"

22.03.17 - Als ein Höhepunkt der 67. Bad Hersfelder Festspiele wurde sein Konzert angekündigt. Kein Wunder, seit seinem Durchbruch mit dem Song "Bilder von Dir" vor rund 17 Jahren ist Laith Al-Deen eine Größe der deutschsprachigen Musik. OSTHESSEN|NEWS hat exklusiv mit ihm im Vorfeld zu seinem Konzert am 26. Juni in der Stiftsruine aber auch über das Scheitern gesprochen. Und ihn gefragt, ob er seinen Hit überhaupt noch gern singt.

Sie kommen am 26. Juni mit Ihrem neuen Album "Bleib unterwegs" in die Stiftsruine nach Bad Hersfeld. Was bedeutet „unterwegs zu sein“ eigentlich für Sie?

Ich glaube, das Entscheidende dabei ist es, in Bewegung zu bleiben. Das klingt immer ein bisschen nach bewusster Hektik, soll es aber gar nicht. Nach kleiner Lebenskrise und nach den ganz gewöhnlichen Höhen und Tiefen des Lebens kam bei mir die Feststellung, dass genau daraus eine ganz spezielle Form von Bewegung resultiert. Dass man Dinge zulässt und dann wieder loslässt. Das in Kombination mit dem tatsächlichen Unterwegs-sein ist ein schöner Lebensfluss. Quasi ein kleiner Hauch Esoterik mit viel Alltag.

Aber ist unterwegs-sein nicht auch anstrengend? Im Song "Im Vorbeigehen" singen Sie, dass Sie zu weit rausgeschwommen und auf hoher See verloren gegangen sind …

Der Klassiker, würde ich mal sagen: Man wagt sich zu weit raus. Ich glaube, das passiert jedem mal. Das Entscheidende dabei ist, dass es in jedem Alter und in jeder Lebenslage passieren kann, dass man Dinge ausprobiert und feststellt: "Ups, das war nicht so schlau." Dabei soll rumkommen, dass man sich durchbeißen und auch mal aushalten muss. Und nicht lamentieren. Ganz im Sinne von: Selbst eingebrockt - selbst auslöffeln.

Sie geben in Ihren Liedern sehr viel von sich preis – tut das gut?

In erster Linie ja. Ich muss sagen, dass ich das beste Feedback bekommen habe, als ich damals mit meiner Burnout-Geschichte an die Öffentlichkeit gegangen bin. Es war erstaunlich, dass plötzlich so viele Menschen gesagt haben, dass es ihnen schon mal ähnlich gegangen ist. Dadurch fühlte ich mich sofort aufgefangen. Und von daher ist das Hose-runterlassen in dem Sinne eigentlich etwas sehr angenehmes. Aber es ist nicht immer leicht.

Aber es sind nicht nur Ihre eigenen Geschichten, die Sie auf „Bleib unterwegs“ erzählen, richtig?

Genau, das nennt sich "Unsere Geschichte". Ich habe die Fans dazu aufgefordert, mir ihre Geschichten zu schicken und daraus Songs gemacht. Das hat mir die Möglichkeit gegeben, mich ein Stück weit in die Geschichten meines Fan-Umfelds einzubinden. Vielleicht auch mich dahinter zu verstecken. Was auch mal schön ist. Ich befand mich in der Gemeinschaft meiner Fans.

Im Juni werden Sie nach Bad Hersfeld unterwegs sein – worauf dürfen sich Ihre Fans in der Stiftsruine freuen?

Auf ein gutes Konzert. (lacht) Ich habe in den letzten fast 25 Jahren alles dafür gegeben, dass die Zuschauer unterhalten werden, wenn ich mit der Band irgendwohin komme. Das ist für mich etwas, was ich sehr wichtig finde. Dass Musik auch aus Austausch besteht. Der ist auch im Sinne des Unterwegs-bleibens. Wie wir das Konzert letztendlich gestalten, haben wir allerdings noch gar nicht festgelegt. Meine halbe Band kommt übrigens aus Hessen, und ich glaube, die freuen sich jedes Mal, wenn sie mal irgendwo anders spielen dürfen als in Frankfurt. Das werden wir ein bisschen abfeiern. Mehr wissen wir noch gar nicht. Die Location ist auf jeden Fall großartig.

Das stimmt. Waren Sie denn schon mal in Bad Hersfeld?

Ich war noch nie da. Ich kenne Bad Hersfeld aber vom unendlich oft Vorbeifahren. Unzählige Male bin ich an dieser Autobahnausfahrt vorbeigekommen - deswegen bin ich unglaublich gespannt. Wir wünschen uns natürlich gutes Wetter. Das bringen wir aber meistens mit.

Der Song „Bilder von Dir“ hat Sie schlagartig berühmt gemacht – singen Sie ihn eigentlich noch gern?

Meistens. In der Regel. Einen Song zu haben, der Menschen auch noch nach über 17 Jahren offensichtlich auf eine Zeitreise schickt oder sie gut draufbringt, ist definitiv mehr Segen als Fluch. Fluch ist es natürlich ab und zu auch. Aber er würde mir fehlen, wenn wir ihn vom Programm streichen würden.

Also bekommen wir ihn auch in Bad Hersfeld zu hören?

Selbstverständlich. Die Version ist nur noch nicht ganz klar.

Dass der Song Sie berühmt gemacht hat, ist jetzt schon über zehn Jahre her – verrückt, wie die Zeit vergeht, oder?

Ja, leider. 

Was wünschen Sie sich für die nächsten zehn Jahre?

Das ist viel zu weit nach vorn geschaut. Ehrlich gesagt habe ich spätestens mit dem Album "Was wenn alles gut geht", das nun auch schon ein Weilchen zurückliegt, damit aufgehört, Prognosen zu bauen. Es hilft sowieso nie. Mit viel Lebenserfahrung festzustellen, dass es Dinge gibt, die man nicht planen kann, ist ein gutes Gefühl, finde ich. Was ich weiß, ist dass wir weiterhin älter und kein bisschen weiser werden. (Suria Reiche) +++


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