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FULDA Verkehrsbericht 2016

Raserei ist Hauptursache - insgesamt mehr Unfälle, aber weniger Verunglückte

21.03.17 - Jeder Unfall ist definitiv einer zuviel, vor allem wenn er bei entsprechender Fahrweise hätte vermieden werden können. Reiner Knacker, der für die Verkehrssicherheit im Bereich des Polizeipräsidiums Osthessen zuständig ist,  schilderte heute eindringlich, welch schwere Aufgabe es für jeden Polizisten ist, wenn er nach einem Unfall Angehörigen eine Todesnachricht überbringen muss. Er könne sich noch genau an jeden einzelnen Fall erinnern. Zum Glück ist die Zahl der Verunglückten im vergangenen Jahr gesunken, obwohl die Anzahl der Unfälle insgesamt leicht angestiegen ist.

Schwerer Unfall am 6. Februar in Dipperz

Polizeipräsident Günther Voß stellte die Verkehrsstatistik 2016 den Medien vor. ...

Eine gut aufgestellte Mannschaft kümmert sich um die Verkehrssicherheit beim Polizeipräsidium ...Foto: Lukas Radziej


Polizeipräsident Günther Voß stellte heute die aktuelle Unfallstastitik für Osthessen, also die der drei Kreise Fulda, Vogelsberg und Hersfeld-Rotenburg vor. Demnach ereigneten sich auf den Landstraßen und Autobahnen  insgesamt 11.040 Verkehrsunfälle. Das sind 145 (1,3 %) mehr als im Jahr zuvor.

Erfreulicherweise seien aber weniger Menschen bei den Verkehrsunfällen in Osthessen verunglückt. Die Zahl der im Straßenverkehr getöteten, schwer- oder leichtverletzten Menschen sank um 84 auf insgesamt 2.271. Das entspricht einem Prozentsatz von rund 3,6 %. Wie bereits im Vorjahr sind im aktuellen Berichtszeitraum bei 22 Verkehrsunfällen (-2) insgesamt 24 Personen tödlich verunglückt. Der hier im vergangenen Jahr vermeldete „historische Tiefstand“ hat sich damit stabilisiert. Während bei der Summe der schwerverletzten Personen ein Anstieg um 39 von 560 auf 599 Fälle zu verzeichnen ist (rund 7 %) sank die Zahl der Leichtverletzten um 123 von 1.771 auf 1.648, was einem Rückgang von rund 7 % entspricht. Die Höhe der bei allen Unfällen entstandenen Sachschäden stieg 2016 im dritten Jahr in Folge. Sie beläuft sich 2016 auf rund 42 Millionen Euro (+ 5 %).

Polizeihauptkommissar Klaus Eckert

Polizeirat Reiner Knacker


Wesentlicher Grund für den Anstieg der Gesamtunfallzahl ist die Zunahme der Wildunfälle. Fast jeder vierte Unfall (24,1 %) in Osthessen fällt unter diese Kategorie. Sie erhöhten sich von 2.533 um 120 auf 2.664. Das entspricht einer Steigerung um rund 4,7 %. Glücklicherweise enden Wildunfälle zumeist mit Sachschaden. Nur 28-mal kam es zu Personenschäden, wobei 30 Menschen leichte- und vier schwere Verletzungen erlitten. Nach dem Grund für diese signifikante Zunahme gefragt, machte der Polizeipräsident die gestiegene Wildpopulation dafr verantwortlich.


Unfallhäufigkeit auf Landstraßen wesentlich höher als auf Autobahnen

Rund ein Fünftel aller Unfälle in Osthessen passieren auf den Autobahnen (2.292 entsprechend 21 %). Ihre Anzahl sank um 134, was einem Rückgang von rund 5,5 % entspricht. Auf Bundes- Landes- und Kreisstraßen, die unter dem Oberbegriff „Landstraße“ zusammengefasst sind, kam es 2016 außerhalb geschlossener Ortschaften zu 4.043 Unfällen. Das Niveau bewegt sich in etwa auf dem des Vorjahres (+77 entsprechend 1,9 %).

Innerorts zählt die osthessische Polizei 4.705, mithin 202 Verkehrsunfälle mehr als im Jahr zuvor. Trotz des Anstieges um rund 4,5 % enden diese Verkehrsunfälle zumeist mit Sachschäden. Bei Unfällen innerorts kamen drei Personen ums Leben. Das sind zwei weniger als im Vorjahr.

Außerorts nimmt die Schwere der Unfallfolgen aber zu, vor allem, weil die gefahrenen Geschwindigkeiten höher sind als innerorts. Bei einem Anteil am gesamten Unfallaufkommen auf diesen Strecken von lediglich 37 % sind hier die meisten getöteten Unfallopfer zu beklagen. So starben nach Unfällen auf Landstraßen außerhalb von Ortschaften 18 Menschen. Das sind vier mehr als noch im Jahr 2015.

Auf den Autobahnen kamen drei Personen ums Leben. Im Vorjahr waren es noch sieben. Die Anzahl der schwerverletzten Unfallopfer stieg sowohl auf Autobahnen als auch auf den Außerortsstrecken. Auf den Autobahnen erhöhte sie sich um rund 10 % von 108 auf 119. Auf den Landstraßen betrug die Steigerung rund 22 % von 223 auf 273.


Hauptursache aller Unfälle ist und bleibt zu schnelles Fahren

Hauptursache aller Unfälle mit schweren Folgen ist nach wie vor nicht angepasste, zu hohe Geschwindigkeit. Für die Polizei bedeutet das, dass auch in Zukunft besonders die Landstraßen außerhalb geschlossener Ortschaften sowie die Autobahnen im Fokus ihrer Maßnahmen stehen. Neben der Beratung bei der sicheren Gestaltung des Verkehrsraumes, der Erkennung und Entschärfung von Unfallhäufungsstellen, bleiben hier besonders Maßnahmen der Verkehrsüberwachung und Verkehrserziehung Instrumente der Polizei.

Neue "Wunderwaffe gegen Raser

Schon ab Donnerstag müssen sich notorische Raser in Osthessen auf eine neue "Wunderwaffe" gefasst machen: Um kurzfristig besser auf entstehende Unfallschwerpunkte reagieren zu können, hat das Polizeipräsidium Osthessen für rund 140.000 Euro aus Landesmitteln einen sogenannten „Enforcement Trailer“ angeschafft. Die mobile Geschwindigkeitsmessanlage ist komplett auf einem Pkw-Anhänger installiert und arbeitet völlig autonom - sogar der dafür notwendige Strom wird mittels einer eigenen Brennzelle erzeugt. Mit ihr kann man den Verkehr kurzfristig an Stellen überwachen, an denen kein stationäre Anlage installiert werden kann. "Und die Anlage ist sogar gegen Diebstahl gesichert", freute sich der Polizeipräsident über die Neuanschaffung.

Erster Polizeihauptkommissar Alfred Hau

Pressesprecher Christian Stahl


Die Verkehrsmoral ist gesunken - die Zahl der Unfallfluchten ist zu hoch

2016 entfernte sich bei jedem fünften Verkehrsunfall (20,1 %) mindestens einer der Beteiligten unerlaubt von der Unfallstelle. Die Zahl der Verkehrsunfallfluchten sank von 2.310 im Jahr 2015 um 91 Fälle auf 2.219 in 2016. Wenig erfreulich ist die Tatsache, dass im vergangenen Jahr mehr Unfallbeteiligte nach Unfällen mit Personenschäden geflüchtet sind. Deren Zahl nahm um 25 auf 115 Fälle zu. Das entspricht einer Steigerung um fast 28 %. Wie im Vorjahr ereignete sich ein tödlicher Unfall, nach dem die Polizei Ermittlungen wegen Verkehrsunfallflucht aufnehmen musste. Die Zahl der Unfälle mit Schwerverletzten, bei denen der Verdacht einer Unfallflucht bestand, stieg von 15 auf 27. Bei Unfällen mit Leichtverletzten verzeichnet die Polizei eine Zunahme von 95 auf 106. Erfreulich ist die um einen Prozentpunkt gestiegene Aufklärungsquote von 42 %. Die Polizei dankt an dieser Stelle vor allem den aufmerksamen Zeuginnen und Zeugen für ihre Hinweise, die vielfach zur Tatklärung beitrugen. Das Risiko für Verkehrsteilnehmer, nach einer Unfallflucht überführt zu werden, ist damit nicht unerheblich. Neben der Schadensregulierung kommt auf sie auch noch ein Strafverfahren zu, an dessen Ende Geld- oder Freiheitsstrafe stehen kann.

Risikogruppen sind sehr junge und alte Fahrer

Junge Fahrer zwischen 18 und 24 Jahren und ältere Fahrer ab 75 Jahren verursachen überdurchschnittlich viele Unfälle in Osthessen, allerdings aus unterschiedlichen Gründen. Während sich die jungen Fahrer häufig selbst überschätzen, zu schnell unterwegs sind und es mit der Verkehrsordnung weniger genau nehmen, fahren die Älteren zumeist regelkonform. Doch nachlassendes Reaktions-, Seh- und Hörvermögen und mangelnde Beweglichkeit führen hier häufig zu Unfällen. So sind Senioren an jedem sechsten Unfall in Osthessen ursächlich beteiligt.

Dagegen liegt die Zahl der Unfälle, an denen Kinder beteiligt waren,  in Osthessen auf einem niedrigen Niveau. Ihre Zahl sank 2016 von 113 auf 102. Auch die Zahl der verunglückten, also der bei einem Unfall leicht oder schwer verletzten Kinder, ging um fast 16 % von 120 auf 101 Fälle zurück. Schön zu berichten ist, dass im Jahr 2016 das dritte Jahr in Folge kein Kind bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam.

Auch die Zahl der Unfälle mit beteiligten Jugendlichen ging im Berichtszeitraum um rund 10 % von 179 auf 161 zurück. Genauso reduzierte sich die Zahl der Verunglückten von 149 im Jahr 2015 auf 130. Entgegen diesem erfreulichen Trend stieg die Anzahl der Getöteten um eine Person. Schwer verletzt wurden 55 Jugendliche; sieben mehr als im Jahr zuvor.

Eigene Präventionsprogramme 

Gerade für die wachsende Gruppe der mobilen Senioren hat das Land Hessen ein eigenens Präventionsprogramm namens "MAXimal mobil bleiben - mit Verantwortung" aufgelegt. So soll das Bewusstsein gestärkt werden, dass die Leistungsfähigkeit und das Fahrvermögen im Alter abnimmt. "Wir setzen dabei vor allem auf Aufklärung, nicht auf Repressalien", sagte EPHK Knacker. Kontrolliert werde natürlich weiter altersunabhängig, um die Sicherheit auf den Straßen zu gewährleisten. So finden ab der bald beginnenden Motoradsaison wieder spezielle Aktionen für die Biker statt. Die Präventionskampagne "Endspurt - du hast es in der Hand" will mit spektakulären Videoclips auf die besonderen Risiken dieser Gruppe hinweisen. (Carla Ihle-Becker)+++



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