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REGION Die Mittwochs-Kolumne

WIELOCH schreibt an (30)…den Hünfelder Wella-Eigentümer Coty

ZUR PERSONIn „Wieloch schreibt an“ richtet sich Jochen Wieloch (40) immer mittwochs in einem persönlichen Brief nicht nur an regionale Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport oder Kultur, sondern auch an Menschen des Alltags, die in den Tagen zuvor besonders aufgefallen sind und für positive oder negative Schlagzeilen gesorgt haben. Bei der Kolumne handelt es sich um eine Mischung aus Kommentar und Portraitierung, in der Jochen Wieloch mal sachlich, mal emotional lobt, kritisiert und bei Bedarf auch ordentlich Dampf ablässt. Der Petersberger kennt sich in den Medien Print, TV und Internet bestens aus und ist unter anderem als Spezialist für Unterhaltungs-elektronik gefragter Autor für zahlreiche Verlage, Magazine und Fachzeitschriften. Neben dem ZDF, 3sat und dem Bayerischen Rundfunk arbeitete der Germanist unter anderem auch für die Motor Presse in Stuttgart und auto-tv in München.

22.03.17 - Liebe Coty-Manager,

gute Unternehmer sind für mich wie gute Eltern: verantwortungsbewusst, vertrauensvoll, immer mit einem offenen Ohr ganz nah dran am Schützling. Sie sind für mich Rabeneltern. Wella, die Mitarbeiter und der osthessische Standort haben Sie nie wirklich interessiert. Ein kleines Symbol mit großer Aussagekraft: An der Wella-Zentrale in der Haunestadt prangt mehrfach der Schriftzug "COTY HUENFELD“. Das sagt alles. In einem Kreuzworträtsel könnten Sie damit punkten. Aber nicht im wahren Leben. Wer den Namen der Stadt so entstellt, in der man neuerdings beheimatet ist, der sitzt emotionslos ganz weit weg in einem Glaspalast in der New Yorker Firmenzentrale. Lokale Identität? Beziehung zu den Angestellten? Affinität zur Region? Fehlanzeige!

Liebe Coty-Bosse, Wella in Hünfeld war für Sie nur ein vorübergehendes Spielzeug, das Sie kurz gebraucht haben und jetzt lieblos entsorgen. Vielleicht ein kurzfristiger strategischer Partner. Oder im Rückblick ein kompletter Fehlkauf. Anders ist Ihre Entscheidung aus dem Nichts kaum zu erklären. Erst im vergangenen Oktober haben Sie Wella vollständig übernommen. Wenige Monate später sehen Sie "im Standort Hünfeld keine langfristige, nachhaltige Perspektive“ mehr. Intelligente Unternehmenspolitik mit Weitsicht sieht anders aus. Die "Wirtschaftswoche“ hatte im Juli 2015 schon ihre Bedenken geäußert: "Es hat mit Procter & Gamble (P&G) nicht funktioniert. Und es wird auch mit Coty kaum besser laufen. (...) Denn ähnlich wie der Milliarden-Moloch P&G ist auch der amerikanische Beauty-Konzern Coty auf schnelles Geschäft getrimmt.“ Eine Vorahnung, die sich nun leider bewahrheitet. Wella und das beschauliche Hünfeld sind der Spielball eines Weltkonzerns. Für persönliche Befindlichkeiten ist hier kein Platz.

Liebe Haunestadt, mit der Wella verlierst du einen Teil deiner Geschichte. Seit 1945 bist du untrennbar mit der Produktion von Haarpflegemitteln verbunden. Die Wella war dabei stets mehr als nur irgendein Arbeitgeber. Sie war auch Aushängeschild. Markenbotschafter. Konrad Zuse, Gaalbern, Wella. Das ist Hünfeld. Ende nächsten Jahres verschwinden wahrscheinlich nicht nur 380 Arbeitsplätze. Es stirbt auch ein Stück Hünfeld.

Liebe Wella-Mitarbeiter, noch ist nichts fix, noch spricht die Konzernleitung von einem "Vorschlag“. Zumindest unter der Führung von Coty sehe ich für Sie jedoch keine Perspektive. Die nächsten Monate werden für Sie zur Zitterpartie. Wie sich das anfühlt? Fragen Sie bei Sommerlad in Petersberg nach. Hier gehen nächste Woche die Lichter für immer aus. Es ist zum Haare raufen…


Mit herzlichen Grüßen
Ihr Jochen Wieloch

 


Mit herzlichen Grüßen



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