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Fotos: Gudrun Schmidl -

BAD HERSFELD Wäsche waschen, Kerzen ziehen

Alte Tuchfabrik - Alltagskultur erleben - museumspädagogisches Erfolgsprojekt

24.03.17 - Schülerinnen und Schüler der Konrad-Duden-Schule, der Wilhelm-Neuhaus-Schule, der Grundschule Ronshausen, Ferienkinder aus Ronshausen, Kindergartenkinder, „rüstige Rentner“ und viele mehr waren schon im museumspädagogischen Zentrum in den Gebäuden der ehemaligen Braun´schen Tuchfabrik. Unter dem Titel „Alte Tuchfabrik – Alltagskulturen erleben“ ermöglicht an diesem historischen Ort der Förderkreis Museum Bad Hersfeld Kindern und Jugendlichen, sich mit dem Alltag früherer Generationen auseinanderzusetzen und selbst Hand anzulegen. Das Angebot ist  zwar vorrangig für den Nachwuchs gedacht, aber selbstverständlich  generationsübergreifend, denn die älteren Besucher erleben die Ausstellung, verbunden mit einer kenntnisreichen Führung, als eine Reise in ihre eigene Vergangenheit. Gerätschaften und Utensilien aus den Bereichen Haushalt, Handwerk und Landwirtschaft gibt es auf 500 qm Fläche zu bewundern.

Hübsch anzuschauen, aber auch richtige Staubfänger

Bertold Schmidt zeigt ein Foto der früheren Braun´schen Tuchfabrik

Für das Projekt stellt der Unternehmer Friedrich Krumme, der die ehemalige Tuchfabrik vor einigen Jahren erworben hat, das 1. und 2. Obergeschoss zur Verfügung. Mitglieder des Förderkreises Museum und Freiwillige haben vor einem Jahr ehrenamtlich und mit viel Herzblut renoviert, restauriert und Geräte zusammengetragen, berichtet der Vorsitzende Bertold Schmidt, der in Kirchheim vor Jahrzehnten die Scheune an der Aula zu neuem Leben erweckt hat. Ein großer Teil der Exponate stammt aus seinen Beständen.

Am Dienstag besuchten die Senioren der Freiwilligen Feuerwehr Friedlos das museumspädagogische Zentrum, um sich von Bertold Schmidt vertraute, aber auch längst vergessene Alltagsgegenstände erklären zu lassen. Donnerstag schloss die Klasse 3 der Grundschule Haunetal in Begleitung ihrer Klassenlehrerin Christiane Müller-Funk ihr großes Projekt  „Märchen“ mit einem Besuch in der „alten Tuchfabrik“ ab und profitierte dabei auch von gemeinsamen Aktivitäten, bei denen sie in eine unbekannte, nahezu märchenhafte Welt eintauchen konnten.

Das museumspädagogische Angebot begeistert mit einer großen Themenvielfalt wie Seile drehen, Stoffe bedrucken oder Kerzen ziehen und soll vor allem bei den jungen Besuchern durch praktisches Ausprobieren „Spaß mit allen Sinnen“ hervorrufen. „Hier steht nicht das vordergründige Lernen durch das Betrachten von Exponaten hinter Glas oder durch Vorträge im Vordergrund“, betont Bertold Schmidt und lässt durchblicken, dass alles angefasst und ausprobiert werden kann. „Jedes Teil hier hat eine eigene Geschichte, das merkt man an den Gebrauchsspuren“, ergänzt er.

Die Drittklässler erlebten bei ihrem Ausflug einen „Waschtag“, konnten sich an alten Kinderspielen erfreuen und lauschten aufmerksam den Ausführungen der Hobbyimker Gerhard Opfer und Burghard Wengel vom Imkerverein Niederaula, der genau wie der Heimat- und Trachtenverein Obergeis das Konzept intensiv begleitet und unterstützt. Das Konzept funktioniert auch deshalb so gut, weil es viele weitere ehrenamtliche Mitglieder des Vereins, aber auch Nichtmitglieder gibt, die sich an diesem außerschulischen Lernort voller Leidenschaft in den Dienst der Wissensvermittlung stellen. Das verdient allen Respekt. Jeweils drei oder vier Personen unterstützen Bertold Schmidt tatkräftig bei der Vorbereitung der Aktivitäten, sorgen für einen reibungslosen Ablauf des Besuchsprogramms und geben den Kindern und Jugendlichen - wenn nötig - Hilfestellung. Immer mit der Mahnung auf den Lippen, dass sie sich nicht die Finger einklemmen sollen. Zum Beispiel in der Wäschemangel, die zum krönenden Abschluss des Waschvorgangs bedient wird.

„Früher wurde jeden Monat nur einmal gewaschen, dafür einen ganzen Tag lang“, erklärte Schmidt den interessiert lauschenden Schülerinnen und Schülern, die den aufwändigen Prozess des Wäschewaschens vom Einweichen bis zum Bleichen und Mangeln selbst nachvollziehen können. Los geht es mit dem Wasser holen aus der Regentonne im Hof. Ein herrlicher, nasser Spaß. „Das ist ja Sklavenarbeit“, stöhnte allerdings später ein Schüler, der sich am Waschbrett mühte. Bertold Schmidt merkte an, dass früher jedes Dorf eine „Bleiche“ hatte. Straßennamen erinnern noch heute daran, zum Beispiel gibt es in Frankfurt „Die Große Bleiche“. Auf diesen Wiesen wurde die Wäsche ausgebreitet, mit der Gießkanne begossen und von der Sonne durch einen chemischen Prozess gebleicht. Eine "große Herausforderung" war für die jungen Besucher das Aufhängen der Wäsche, was die Generation "Wäschetrockner" aber locker schaffte.  

Besuchstermine werden nach Vereinbarung, bevorzugt dienstags von April bis Oktober, vergeben. Bertold Schmidt weist auf die gute Erreichbarkeit hin. Von den Bushaltestellen in der Breitenstraße und am Bahnhof sind es durch die Unterführung nur wenige Minuten bis zur Tuchfabrik in der Landecker Straße 2. Parkplätze gibt es ausreichend unter der Hochbrücke. 

Gewichte austarieren - gar nicht so einfach

Um das Angebot zu erweitern, werden weitere Mitwirkende gesucht. Ob für Handwerkervorführungen oder für die tatkräftige Unterstützung in allen möglichen Bereichen, jeder Ehrenamtliche ist willkommen. Garantiert sind strahlende Kinderaugen und die Freude, der jungen Generation die Lebensbedingungen ihrer Vorfahren näher zu bringen, bevor alles Wissen verloren geht.

Informationen gibt es auf der Homepage http://mus-paed-hef.jimdo.com. Anfragen bitte unter E-Mail: [email protected] . (Gudrun Schmidl) +++

Burghard Welger hat einen eigens gebauten, transportablen Schaukasten mit einem kleinen Bienenvolk ...

Freundliche Leihgabe von Bürgermeister Thomas Fehling

Gerhard Opfer ist Vorsitzender des Imkervereins Niederaula

Wasser ist zum Waschen da.....

Marie-Luise Bethke, Heide Salzmann und Leni Donceva sind Teil des ehrenamtlichen Teams ...

Berthold Schmidt wird auch mit 75 Jahren nicht müde, die Vergangenheit lebendig werden zu lassen ...

Interessierte Besucher - die Senioren der Freiwilligen Feuerwehr Friedlos Fotos: Gerhard ...


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