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Helmut Schneider an seinem Kiosk-Fenster - Fotos: Suria Reiche

FULDA Kultfigur hinterm Kiosk-Fenster

Bei Helmut Schneider kaufte fast jeder schon mal ein

25.03.17 - Der Tag von Helmut Schneider beginnt früh: Um zehn vor vier klingelt sein Wecker. Jeden Tag. Seit fast 40 Jahren schleicht er sich dann schnell aus seinem Schlafzimmer, damit seine Frau nicht wach wird und öffnet die Türen seines Kiosks in der Königstraße in Fulda. Aus der Innenstadt ist Schneiders SB Kiosk kaum wegzudenken. "Was machen wir nur, wenn du mal nicht mehr hier bist", sagen seine Kunden oft. Schneider kennt sie alle: Die Geschäftsleute, die sich auf dem Weg zur Arbeit schnell mit Tabakwaren eindecken, diejenigen, die fest an ihr Glück glauben und jede Woche ihre Lottoscheine bei ihm abgeben und die Schüler, die nach der Schule ihre Süßigkeiten durch das Fenster des Kiosks kaufen.

Mit 69 Jahren könnte Helmut Schneider schon längst in den Ruhestand gehen. Macht er aber nicht. "Ich liebe meine Arbeit", sagt er und öffnet das Schiebefenster seines Kiosks. "Guten Tag, einmal wie immer?", fragt er die junge Frau auf der Straße und greift neben sich in das Regal mit den Tabakwaren. Dieses, erzählt er stolz, stammt noch aus der Zeit, in der seine Tante den Kiosk geführt hat. Ganz früher, da war an der Stelle in der Königstraße, wo nun der Kiosk steht, mal eine Schuhmacherei. Im Jahr 1927 wurde das Gebäude dann im großen Stil umgebaut und es eröffnete das "Cigaretten- und Tabakhaus Knoch".

Nach dem Krieg kam eine Lotto-Annahmestelle dazu. "Die läuft bis heute am besten", sagt Schneider, als wie um das zu beweisen ein Stammkunde in den Laden kommt und seinen Schein auf die alte Theke des Kiosks legt. Als dieser am 14. Mai 1984 neu eröffnete, nachdem das alte Haus abgerissen und ein neues gebaut wurde, bot Schneider hier neben Tabak und Zeitschriften auch eine breite Palette an Lebensmitteln und frisches Obst sowie Gemüse an. Das lag nahe, denn bevor Schneider in das Kiosk-Geschäft seiner Familie mit einstieg, arbeitete er als Filialleiter in verschiedenen Discountern. Doch in seinem Kiosk in der Königstraße lief das Geschäft mit Obst und Gemüse nicht lange: "Als das Löhertor eröffnet hat, sind die Leute zum Einkaufen dorthin gegangen."

Fotos auslängst vergangenen Jahren Fotos (3): privat

 Doch das Löhertor wurde geschlossen - und Helmut Schneider, der ist immer noch da. "Mich hat keiner kleingekriegt", sagt er und lacht. Grund dafür hat er, an einem gewöhnlichen Tag kommen nach eigenen Angaben zwei- bis dreihundert Leute in seinen Kiosk und decken sich mit Tabak, Zeitschriften und Getränken ein. "Die Getränke fahre ich auch aus", sagt er.

An den Wänden des Kiosks hängen viele Bilder und Urkunden

 Aber das ist nicht das Einzige, was Schneider neben seiner Arbeit im Kiosk tut: Fragt man den 69-Jährigen nach seinen Hobbys, dann kommt er aus dem Erzählen gar nicht mehr heraus: Helmut Schneider macht Schießsport, war schon mehrmals Schützenkönig, außerdem läuft er Marathon, singt in einem Männergesangsverein, macht im Mai seine 199. Blutspende, spielt Fußball, nimmt an Gewinnspielen teil und verbringt Zeit mit seinen Enkeln, seinem Hund und seinem Kater. "Ach so, und dann grille ich noch für mein Leben gern." Zum Beispiel beim Feuerwehr-Fest. "Und das, obwohl ich gar nicht in der Feuerwehr bin", sagt Schneider und lacht wieder.

"Würde jemand meinen Terminplan sehen, würde er mich für verrückt erklären." Und trotzdem steht Schneider tagein, tagaus in seinem kleinen Kiosk mit den terracottafarbenen Fliesen und den unzähligen Fotos und Urkunden an den Wänden und ist für seine Kunden da: "Die stehen über allem", sagt er, "Ich weiß schon, was jemand will, wenn er um die Ecke kommt." (Suria Reiche) +++


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