Archiv
Die Infoveranstaltung zum Thema Jakobskreuzkraut war gut besucht - Fotos: Dieter Graulich

ULRICHSTEIN Gefahr oder Hysterie?

Jakobskreuzkraut – Giftpflanze, die in Vergessenheit geraten sei

25.03.17 - Sehr gut besucht war jetzt eine Informationsveranstaltung des Obst- und Gartenbauverein sowie der Landschaftspflege zu Ober-Seibertenrod mit dem Thema: Jakobskreuzkraut - Gefahr oder Hysterie? im Dorfgemeinschaftshaus. Referent Prof. Dr. Axel Wehrend von der Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere mit Tierärztlicher Ambulanz der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen, wies zu Beginn daraufhin, dass das Jakobskreuzkraut eine seit langem bekannte Giftpflanze sei, die jedoch in den letzten Jahrzehnten in Vergessenheit geraten sei.

Erste Hinweise darauf stammten aus Neuseeland in 1903 und Irland in 1921. In den USA sogar bereits 1891. Probleme mit dem Jakobskreuzkraut habe es in Deutschland schon vor 100 Jahren gegeben. So sei in Meyers Konversationslexikon 1905 – 1909 bereits der Hinweis auf Erkrankungen bei Tieren und dabei besonders bei Pferden nach dem Fressen von Jakobskreuzkraut enthalten. Da die Krankheit in der Gegend von Schweinsberg im hessischen Ohmtal vermehrt beobachtet wurde, nannte man sie auch die "Schweinsberger Krankheit“. Die Krankheit beginne unauffällig mit Minderung der Verdauung.

Die Bedeutung nahm mit Intensivierung der Landwirtschaft ab, stieg aber wieder durch Extensivierung und Sparmaßnahmen bei der Pflege von Straßenböschungen und Bahndämmen, durch "Bioheu“, schlechtes Weidemanagement, Naturschutz und letztendlich durch den Klimawandel mit trockeneren Jahren. Zur Pflanze selbst war zu hören, dass sie ein Korbblüher sei und es sieben Kreuzkrautarten gebe. Die normaler weise zweijährige Pflanze, manchmal länger, blühe mit einem goldgelben Blütenstand, zwischen Juni und November im zweiten Jahr und werde bis 150 cm hoch.

Giftig seien die Pflanzeninhaltstoffe Pyrrolizidinalkaloide, die auch im Huflattich, Borretsch, Natterkopf, und anderen Pflanze in geringerer Konzentrationen enthalten seien. Das Jakobskreuzkraut wachse auf Bodenverwundungen und Trittstellen, habe lange verzweigte Wurzeln und sei sehr widerstandsfähig. Die Giftproduktion erfolge in den Wurzeln und gelange dann in die oberen Pflanzenteile. Die Bitterstoffe, nicht in den ersten Wochen, gehen in konservierten Futter verloren, das Gift bleibe aber wirksam.

Prof. Dr. Wehrend führte aus, dass der Giftgehalt nicht immer gleich sei: "Je trockener, desto giftiger und je höher der Standort, desto giftiger“. Durch die Aufnahme des Giftes entstünden zahlreiche Umbauprozesse im Körper. Zentrales Organ dabei die Leber. Sehr empfindlich: Schwein, Geflügel, Mensch, Rind, Pferd. Wenig empfindlich: Schaf, Ziege, Kaninchen.

Der Referent ging dann auf die Auswirkungen von Jakobskreuzkraut auf den Mensch ein. So sei die Berührung der Pflanze meist nicht gefährlich. Kinder seien allerdings sensibler. Vergiftung beim Menschen seien bisher durch Rucolsalat (2009), Tee vor allem Kräutertees und Honig aufgetreten. Deutscher Honig sei weniger belastet als aus dem Ausland, mit Ausnahme von zwei hochbelasteten Honigen, die in Feldern mit Natterkopf standen. Das Jakobskreuzkraut sei für Bienen nicht sehr attraktiv.

Zur Bekämpfung war zu hören, dass das beste Mittel das "Ausreißen“ mit Wurzel mit Hilfe einer Grabgabel vor der Samenfreisetzung sei. Die Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK) empfehle eine Vernichtung von Kreuzkräutern in Kompostierungsanlagen, die nach den Vorgaben der Bioabfallverordnung arbeiten. "Dabei werden sowohl Samen als auch austriebsfähige Pflanzenteile aller Pflanzenarten sicher zerstört“, so Prof. Dr. Wehrend abschließend.

Bei der regen Diskussion wurde auch die gemeinsame Aktion der Stadt Ulrichstein mit dem Förderverein des Vogelsberggartens auf dem Ulrichsteiner Schlossberg angesprochen. Die Erfahrungen bei dieser Aktion schilderte Geschäftsführer Richard Golle. Bürgermeister Edwin Schneider zollte dafür Lob und Anerkennung. Dank sagte er dem Obst- und Gartenbauverein für die Ausrichtung der Informationsveranstaltung. Vorsitzender Klaus-Jürgen Volp überreichte Prof. Dr. Axel Wehrend als Dank für den sehr informativen Vortrag in Ober-Seibertenröder Kochbuch. (gr) +++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön