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Die Patienten ließen sich auf einem Plastikstuhl die Zähne ziehen - Foto: Privat

NEUHOF / UGANDA Ein Engel mit dem Bohrer

Sascha Engel ist der erste Zahnarzt in Nganiko - Zahnarztpraxis etablieren

08.04.17 - Sascha Engel ist seit vielen Jahren selbstständiger Zahnarzt in Neuhof. Nachdem er unter anderem schon in Kriegsgebieten wie Bosnien Menschen geholfen hat, versucht der 43-Jährige nun in Uganda (Ostafrika), ein Projekt ins Rollen zu bringen: Anfang März war der Neuhofer für zwölf Tage in Nganiko und hat dort rund 300 Menschen behandelt. Die Umstände - eine Herausforderung: kein fließendes Wasser, kein Strom und unsteriles Werkzeug haben ihm die Arbeit nicht leichtgemacht. Trotzdem will Engel eine Zahnarztpraxis dort etablieren und kostenlos Menschen behandeln.

Fotos (2): Carina Jirsch

Sascha Engel (rechts) und Julissa Bär (links)

Dass ihn sein Weg nach Uganda führt, war Zufall. Pfarrer Emanuel stammt von dort und ist Aushilfspfarrer in Schmalnau und Thalau. "Gemeinsam mit Silke Jung-Räsch kam vor vielen Jahren eine private Patenschaft ins Laufen", so Engel. Durch das große Engagement der zwei hätten sich viele Paten für Kinder in Nganiko gefunden. Diese finanzieren den Kindern die Schule und eröffnen ihnen dadurch einen Weg zur Bildung. Dank großzügigen Spenden konnte Pfarrer Emanuel zusätzlich eine Krankenstation finanzieren.

Gemeinsam mit Silke Jung-Räsch, Nicole Staubach und Pädagogin Theresa Helfrich ist Engel privat nach Uganda gereist. Sie hatten viele Geschenke im Gepäck. Helfrich hatte unter anderem Kuscheltiere und Spielsachen von den Kindern des Berliner Kindergartens, in dem sie arbeitet, mit dabei. Nach 20 Stunden Flug und einer Nacht in einem Hotel in Entebbe, in dem es weder Strom noch fließendes Wasser gab, hat sich das vierköpfige Team auf den Weg nach Nganiko gemacht. 300 Kilometer lagen vor ihnen. Doch anstatt die Strecke in wenigen Stunden zurückzulegen, waren die Helfer ganze zwei Tage auf den afrikanischen Straßen unterwegs. "Als wir ankamen, haben bereits 70 Leute auf mich gewartet."

Silke Jung-Räsch gab viele Geschenke an die Kinder aus

Vier Euro kostet es, sich einen Zahn ziehen zu lassen. "Das ist bei einem Jahresgehalt von 450 Euro viel Geld." Medikamente und ärztliche Behandlungen gibt es nur gegen Bargeld. "Wenn du kein Geld hast, dann gibt es auch nichts und dir wird gesagt: Geh in den Wald zum Sterben." Die Helfer haben die Versorgung eines angefahrenen und schwerverletzten Kindes bezahlt. Die Mutter selbst hätte es sich nicht leisten und ihrem Schützling nicht helfen können.

Engel, der erste Zahnarzt in Nganiko

Weite Strecken und stundenlange Märsche haben die Menschen zurückgelegt, um sich kostenlos von Engel behandeln zu lassen. "Sie haben mit einer Engelsgeduld gewartet - den ganzen Tag", so der Zahnarzt. Und auch als er am ersten Tag viele wieder nach Hause schicken musste, seien alle ganz geduldig am nächsten Tag wiedergekommen. "Und die Menschen waren mehr als dankbar." Eier, ein Huhn und sogar ein kleines Schwein hat der Zahnarzt geschenkt bekommen. Gemeinsam mit den anderen Helfern wurden Klamotten, Kuscheltiere, Spielsachen und insgesamt 600 Zahnbürsten sowie Zahnpasta verteilt.

Das Patenkind von Silke

Von links: Pfarrer Francis, Pfarrer Patrick und Pfarrer Emanuel

Obwohl die Krankenstation inzwischen schon fünf Jahre steht, sind alle Räume immer noch leer. Zwei Krankenpfleger sind täglich vor Ort, geben aber nur gegen Bezahlung Medikamente und Antibiotika an die Menschen aus. Ansonsten ist in der Krankenstation nichts zu finden. Auch Engel musste auf typische Hilfsmittel für Zahnärzte verzichten. Ausschließlich ein kleiner Sessel und das Zahnarztbesteck standen zur Verfügung. Mit einfachen Hilfsmitteln haben der Neuhofer und Helfrich versucht, das Besteck so steril wie möglich zu bekommen. Teilweise musste sogar mit dem Handylicht in den Mund geleuchtet werden, denn auch ausreichende Beleuchtung war eine Fehlanzeige.

"Meine Idee ist es, eine kleine Praxis zu etablieren", so Engel. Er hat die Hoffnung, dass sich noch zwei bis drei Zahnärzte aus der Region finden, die einmal im Jahr auf eigene Initiative nach Uganda fahren und Menschen kostenlos in der Krankenstation behandeln. Doch was treibt den 43-Jährigen an? "Ich mache das für mich. Es macht mir Spaß, etwas zu bewegen und Menschen zu helfen. Gleichzeitig lerne ich eine andere Kultur kennen. Das sind tolle Erfahrungen. Ich bin von Uganda begeistert. Es ist wirklich ein wunderschönes Land".

Seine Bereitschaft zu helfen, hat auch ihm etwas gebracht: "Ich habe von der Geduld der Menschen gelernt", erklärt Engel. Inzwischen rege er sich nicht mehr so viel auf und sehe kleine Hürden und Herausforderungen im Alltag nicht mehr als Probleme an. Nun will Engel eine mobile Einheit an Zahnarztwerkzeug mit nach Uganda nehmen. Den Koffer (Wert im vierstelligen Bereich) kauft er von seinem eigenen Geld. Da es leider nicht möglich ist, einen Zahnarztstuhl nach Afrika zu bekommen, soll nun die mobile Einheit helfen. Der Koffer mit Kompressor, Absauger, Zahnsteingerät etc. soll in Nganiko eine ordentliche Zahnbehandlung möglich machen. Zusätzlich könnte Engel von Krankenstation zu Krankenstation reisen und den Menschen seine Hilfe anbieten. (Julissa Bär) +++

Viele Menschen warteten auf Engel

Ganz geduldig nahmen die Menschen lange Wartezeiten auf sich

Mit einfachen Hilfsmitteln wurde das Besteck gesäubert

Theresa Helfrich ist Pädagogin in Berlin. Auch sie brachte viele persönliche Geschenke für ...

Mit dem Handy wurde den Patienten immer wieder in den Mund geleuchtet

Hier konnte sich Engel die Hände waschen

Am Ende des ersten Tages wurden Nummern für den nächsten Tag verteilt. Geduldig kamen die Menschen ...

Engel will die Patenschaft für Magnus (rechts) übernehmen

Eier sind in Uganda sehr kostbar und wurden dem Helfer-Team als Dankeschön geschenkt ...

Die Menschen waren sehr dankbar

Eine nahe gelegene Krankenstation

Die Helfer fuhren einmal ihren Reifen platt...

... "Es dauert nicht lange, dann stehen überall Kinder"

Und natürlich gab es für die Kids kleine Geschenke


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